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Sport: Hertha BSC: Mit prallem Selbstvertrauen

Meist hat sich Jürgen Röber im Griff. Doch wenn er dieser Tage hört, Hertha BSC komme auch für den Meistertitel infrage, dann kann er sich nur schwer beherrschen.

Meist hat sich Jürgen Röber im Griff. Doch wenn er dieser Tage hört, Hertha BSC komme auch für den Meistertitel infrage, dann kann er sich nur schwer beherrschen. "So ein Schmarren", grantelt er dann. Nicht aus falscher Bescheidenheit, sondern aus Realitätssinn. So viel sollte, bei aller Anerkennung der beeindruckenden Frühform des Berliner Fußball-Bundesligisten, klar sein: Mit dem FC Bayern München, heute in der BayArena von Leverkusen (20.30 Uhr, Originalübertragung im ZDF) Gegner im Endspiel des Ligapokals, und Bayer Leverkusen kann sich Hertha noch nicht messen.

Und doch: Es besteht berechtigte Hoffnung, dass nach dem reichlich desolaten Gekicke in der vergangenen Saison nun wieder attraktiver Fußball geboten wird. Weil mit Akteuren wie Stefan Beinlich und René Tretschok, der in der letzten Serie einer Verletzung wegen gerade mal drei Spiele mitmachte, das spielerische Element wieder mehr zum Tragen kommt. Tretschok sei für ihn, sagt Röber, jetzt einer der wichtigsten Spieler. Dass er ihm eine zentrale Rolle, ob nun hinter oder vor der Abwehr zugeteilt hat, kommt nicht von ungefähr.

Mit dem höheren spielerischen Potenzial, den (nicht zu hoch zu bewertenden) Erfolgen in den bisherigen Testspielen und dem von den Spielern immer wieder betonten Spaßfaktor geht auch ein gesteigertes Selbstbewusstsein einher. Wie in Lübeck nach dem Feldverweis für Alex Alves in Unterzahl aufgetrumpft wurde, wie in Dessau eine eigentlich schon entschiedene Partie gegen Leverkusen noch herumgerissen wurde - das spricht für eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Auch, wenn Dariusz Wosz nach dem Dessauer Elfmeterschießen sagte: "Wir haben uns nie aufgegeben, weil wir ahnten, dass wir es noch packen können."

Heute, im Duell mit den Bayern, soll weiter Zuversicht für die neue Saison getankt werden. Dass die auf Spieler wie Elber, Effenberg, Jeremies, Sergio und wohl auch Lizarazu verzichten müssen, lässt einen weiteren Hertha-Erfolg so abwegig nicht erscheinen. Zumal der 100 Jahre alte FC Bayern im Hinblick auf sein Jubiläumsturnier am Wochenende mit dem Figo-Klub Real Madrid, Manchester United und Galatasaray Istanbul möglicherweise nicht mit letztem Einsatz zur Sache geht. Der Reiz des Geldes wird für den Bundesliga-Krösus ohnehin gering sein. Jedenfalls geringer als für die Herthaner, denen angeblich jeweils 25 000 Mark als Sonderprämie überwiesen werden.

Sie können sogar fast in Bestbesetzung antreten. Michael Preetz ist wahrscheinlich dabei. Nach einer weiteren Behandlung seiner Knieprellung trainierte er gestern sogar schon wieder mit, seine Nasenblessur ("Vielleicht ist etwas gebrochen, die Nasenscheidewand ist offenbar intakt") sollte kein unüberwindbares Hindernis sein. Dagegen muss Tretschok passen. Seine Sprunggelenkverstauchung zwingt zur Schonung. Wichtig ist, dass er am 12. August beim Bundesligastart - wieder gegen den FC Bayern - fit ist.

Alex Alves ist heute natürlich auch nicht dabei. Gestern bekamen die Kontrollausschuss-Mitglieder des DFB die Unterlagen über des Brasilianers Feldverweis in Lübeck zugestellt. Eine Anklage, über die das DFB-Sportgericht entscheidet, ist in dieser Woche zu erwarten.

Klaus Rocca

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