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Am Zug. Marvin Plattenhardt steht vor seinem vierten Einsatz für Hertha.

© imago/Eibner

Hertha BSC: Neuer Trainer, neues Glück

Marvin Plattenhardt gehört zu den ersten Profiteuren vom Trainerwechsel bei Hertha BSC. Pal Dardai will ihn gegen Freiburg erneut einsetzen - wenn auch nicht unbedingt auf seiner gewohnten linken Seite.

Neulich, ein paar Tage vor dem Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga, schlenderte Pal Dardai über das Trainingsgelände von Hertha BSC. Am hinteren Ende des Schenckendorffplatzes übten zwei Gruppen, und Dardai war ein wenig desorientiert: „Welche sind die Profis?“ Inzwischen dürfte Dardai keine Probleme mehr haben, Herthas Profikader von dem der U 23 zu unterscheiden, selbst aus weiter Ferne nicht. Aber im speziellen Fall war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass der Ungar die Mannschaft, die jetzt seine eigene ist, vor einigen Tagen noch nicht bis ins kleinste Detail gekannt hat. Dardai konnte nach seiner Bestellung zum Cheftrainer des Berliner Fußball-Bundesligisten vollkommen unvoreingenommen an seine Aufgabe herangehen. Mit ein bisschen mehr Vorwissen hätte er sich vielleicht vor einer Woche nicht unbedingt dafür entschieden, Marvin Plattenhardt gegen Mainz 05 von Anfang an als Linksverteidiger spielen zu lassen.

Aber Dardai hat sich eben nicht aufs Hörensagen verlassen. Er hat den alten Geschichten keine Bedeutung beigemessen, sondern allein seinen eigenen Eindrücken vertraut. „Marvin hat mich gleich im ersten Training überrascht“, hat Herthas Trainer später über die überraschende Berufung Plattenhardts gesagt. „Er war sehr gut drauf und hat seine Chance verdient. Und damit meine ich nicht nur für ein Spiel.“

Plattenhardt wird also auch im Heimspiel gegen den SC Freiburg (Sonntag 15.30 Uhr, live bei Sky), in Herthas Startelf stehen – entweder wie gehabt hinten links in der Viererkette oder auf der Sechserposition, wo er sich unter der Woche im Training versuchen durfte. Wie auch immer sich Dardai entscheiden wird: Für Plattenhardt ist es auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung, seitdem er im Sommer für eine halbe Million Euro vom Absteiger 1. FC Nürnberg nach Berlin gewechselt ist. Für zwei Bundesligaeinsätze hat der 23-Jährige bei Hertha bisher einmal zweieinhalb Monate gebraucht und einmal sogar drei. Es waren ja insgesamt auch erst drei Spiele.

Plattenhardts vorerst letzter Versuch in der Startelf war nicht gerade eine Empfehlung für weitere Einsätze. Bei der 0:2-Niederlage gegen Hannover 96 Anfang November verschuldete er beide Gegentore – und spielte fortan bei Trainer Jos Luhukay keine Rolle mehr. „Wenn ein Trainerwechsel stattfindet, heißt das auch: Neue Chance, neues Glück“, sagt der U-21-Nationalspieler. „Ich hab gleich im ersten Training beim neuen Trainer Gas gegeben und konnte ihn da überzeugen.“

Auch wenn Dardai seine Startelf in Mainz auf fünf Positionen verändert hat: Manchmal muss ein neuer Trainer gar nicht viel tun. Was Hertha gerade erlebt, ist insofern nicht ungewöhnlich. Alle Spieler wollen sich neu beweisen, die Frustrierten schöpfen neuen Mut, alte Gewissheiten werden aufgebrochen. „Der Trainer war selber lange Spieler. Er kann sich in unsere Lage reinversetzen“, sagt Plattenhardt. „Er macht das schon ganz ordentlich.“

Natürlich kann es bei einem Trainerwechsel auch um eine grundsätzliche strategische Neuausrichtung der Mannschaft gehen; Dardai und sein Mitstreiter Rainer Widmayer haben das ambitionierte Ziel, ihrem Team mittelfristig auch den Ballbesitzfußball näher zu bringen. Kurzfristig aber lässt sich ein positiver Effekt allein auf der psychologischen Ebene erzielen. Genau der war bei Hertha in Mainz und in der folgenden Trainingswoche zu beobachten.

Am besten vielleicht bei Marvin Plattenhardt. Vor dem Spiel in Mainz hat Dardai zu ihm gesagt: „Ich vertraue dir. Mach einfach dein Ding!“ Und ganz wichtig: „Fehler darf jeder machen.“

Beim Überzahlspiel im Training ruft Herthas neuer Trainer: „Wenn ihr es gut macht, müsst ihr normalerweise den Ball erobern! Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm!“ Dardai macht das, was man von einem neuen Trainer erwarten darf: Er verbreitet gute Stimmung, ist kommunikativ und fast schon ein bisschen bemüht positiv. Aber bei Hertha haben sie sich geradezu nach ein bisschen mehr positiver Stimmung gesehnt. „Er gibt uns das Lob, das ein Spieler auch braucht“, sagt Marvin Plattenhardt. „Da muss ich echt ein Kompliment machen.“

So könnte Hertha spielen:

Kraft – Pekarik, Hegeler, Brooks, Plattenhardt – Hosogai, Skjelbred – Kalou, Stocker, Schulz – Schieber.

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