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Update

Kaderplanung von Hertha BSC: Große Herausforderungen für Pal Dardai

Pal Dardai hat mit Hertha BSC den Klassenerhalt geschafft. Für die nächste Saison in der Fußball-Bundesliga muss er den Kader umbauen, doch um neue Spieler verpflichten zu können, muss Hertha erst alte loswerden.

Der Kugelschreiber kratzt übers Papier, ein letzter Kringel, dann hebt Pal Dardai den Kopf und blickt mit freundlichem Gesicht in die Kamera. Es ist vollbracht. Hertha BSC hatte eigens einen Kameramann herbeigebeten, um den Moment in bewegten Bildern festzuhalten. Pal Dardai hat einen Vertrag als Cheftrainer des Berliner Fußball-Bundesligisten unterschrieben. Der Ungar, 39 Jahre alt, bleibt dem Klub auf unbestimmte Zeit erhalten. Denn für den Fall, dass sich sein Engagement bei den Profis nicht so positiv entwickelt wie erwünscht, hat Dardai die Zusage, dass er in die Jugendabteilung des Vereins zurückkehren darf. Sein Vertrag ist auch weiterhin unbefristet. "Das war ein guter Tag", sagte Dardai nach Abschluss der Verhandlungen, die doch komplizierter gewesen waren als ursprünglich geplant.

Wahrscheinlich war das ein Vorgeschmack darauf, was Dardai in neuer alter Funktion erwartet. Einfach wird es auch in Zukunft nicht für ihn werden. Der Ungar hat zwar mit Hertha den Klassenerhalt geschafft, aber mit dem vorhandenen Kader drohen auch in der kommenden Saison wieder arge Schwierigkeiten. Dass Hertha Verstärkungen benötigt, ist offensichtlich. Spätestens seit der Mitgliederversammlung in dieser Woche ist allerdings auch klar, dass dafür kaum Mittel vorhanden sind. Um neue Spieler verpflichten zu können, muss Hertha erst alte loswerden – und das wird intern als überaus schwierig eingeschätzt. Zur Not, so ist zu hören, sollen Spieler, die sich der Einsicht verweigern, abseits der Mannschaft trainieren, um ihren Erkenntnisprozess zu fördern. "Der Kader ist riesig bei uns", sagt Dardai. Als Ideal schwebt ihm eine Größe von 20,  maximal 22 Feldspielern vor. Dazu kommen die Toptalente aus der Jugend, die anders als bisher künftig regelmäßig mit den Profis trainieren sollen.

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Welche Spieler haben unter Dardai keine Zukunft mehr bei Hertha BSC?

Inzwischen kursieren halboffizielle Listen mit Spielern, die keine Zukunft mehr bei Hertha BSC haben. Eine Bestätigung des Vereins gibt es dafür nicht. So ist zum Beispiel Peter Niemeyer, der frühere Kapitän, von der Boulevardpresse als einer jener Spieler identifiziert worden, denen Dardai im Einzelgespräch eröffnet haben soll, dass es für sie künftig schwer werden könnte. Niemeyer hat das Gespräch ganz anders in Erinnerung, als sehr entspannt nämlich. An einen Abschied verschwende er keinen Gedanken. "Ich habe bisher bei jedem Trainer meine Spiele gemacht", sagt Niemeyer. Das war auch unter Dardai so. Nur einmal stand er nicht im Kader – als er wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt war.

Ein massiver Umbruch dürfte schon daran scheitern, dass bei Hertha in diesem Sommer nur ein einziger Vertrag ausläuft: der von Marcel Ndjeng – und selbst bei ihm ist es nicht sicher, ob er tatsächlich gehen wird. Dardai kann sich einen Verbleib des 33-Jährigen sehr gut vorstellen. Ndjeng ist auf mehreren Positionen einsetzbar, er murrt nicht, wenn er auf der Bank sitzt, und sein Gehalt dürfte den Etat auch nicht allzu sehr belasten.

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Ronny, Wagner, Heitinga, Kalou - wer verlässt Hertha BSC?

Manager Michael Preetz hat vor ein paar Wochen gesagt, dass der Kader nach dem Umbruch mit acht Neuverpflichtungen vor einem Jahr in diesem Sommer nur punktuell verändert werden solle. Diese Aussage war allerdings vor allem taktischer Natur. Wie wäre es wohl bei der Mannschaft angekommen, wenn die Verantwortlichen den vorhandenen Spielern mitten im Abstiegskampf gewissermaßen das Vertrauen entzogen hätten? Auch Dardai hat sich in den entscheidenden Wochen immer wohlwollend über seine Mannschaft geäußert und deren Eifer gelobt. Es sei ihm schwer gefallen, überhaupt jemandem mitzuteilen, dass er am Wochenende nicht zum Kader gehör

So weit die Worte. Wenn man sich allerdings anschaut, wer wie oft unter Dardai gespielt hat, kann man sich leicht ausmalen, wer es künftig schwer haben wird. Johannes van den Bergh und Rune Jarstein zum Beispiel standen seit dem Trainerwechsel in 15 Spielen 14 Mal nicht im Kader. Hajime Hosogai hat unter Dardai kaum noch eine Rolle gespielt, elf Mal schaffte er es nicht in den Kader. Kein Wunder, dass vor allem über ihre Zukunft spekuliert wird. Genauso wie über die von Ronny, Jens Hegeler, John Heitinga, Sandro Wagner und Salomon Kalou.

Der Ivorer, vor einem Jahr mit großem Hoffnungen in Berlin empfangen, hat die hohen Erwartungen nicht erfüllt. In der Rückrunde erzielte er nur noch ein Tor, und als sich seine Kollegen vor einer Woche, nach dem Spiel gegen Hoffenheim, bei den Fans bedankten, übergab Kalou nur schnell sein Trikot an einen Ordner, der es schließlich an einen Zuschauer weiterreichte. Ein Bild mit Symbolcharakter? "Ich kehre nach Berlin zurück", verkündete Kalou später. Dardai hat den Stürmer immer in Schutz genommen: "Ich glaube, er kommt noch." Kalou sei auch ein Opfer des Systems gewesen, zudem sei die Bundesliga speziell, gerade für Spieler aus dem Ausland. Im zweiten Jahr, nach einer gewissen Eingewöhnung, laufe es meist besser. Solche Aussagen sprechen dafür, dass Dardai weiter mit Kalou plant.

Priorität haben Verstärkungen für die Offensive

Die größten Mängel hat Herthas Trainer bei Torgefahr und Schnelligkeit ausgemacht. Auch deshalb genießen Verstärkungen für die Offensive Priorität. Mindestens zwei Neue sollen kommen. Fest steht, dass Sami Allagui ist Mainz zurückkehrt. Die Mainzer haben darauf verzichtet, von ihrer Kaufoption Gebrauch zu machen. "Er ist ein Schlitzohr - ein torgefährliches. So etwas brauchen wir", hat Dardai der "Bild"-Zeitung gesagt. Bei Fabian Holland, der an Darmstadt 98 ausgeliehen war, sprechen die Zeichen hingegen eher dafür, dass er in Darmstadt bleibt. In der Defensive ist der Handlungsbedarf nicht ganz so groß. Da hat es die Mannschaft schließlich gut hinbekommen; allerdings hat sie dafür so viel Mühe aufbringen müssen, dass ihr für die Offensive am Ende die Kraft gefehlt hat. Für eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive braucht Hertha daher vor allem im Angriff mehr Qualität.

Ein weiteres Problem war die Konkurrenzsituation: Es gab keine. Bedingt durch die Verletzungen von Tolga Cigerci, Alexander Baumjohann, Änis Ben- Hatira und Julian Schieber hat sich die Offensive im Grunde von alleine aufgestellt. Für Dardai ist das eine zusätzliche Unwägbarkeit. Cigerci ist mehr als eine Saison ausgefallen, Baumjohann sogar zwei, und Ben-Hatira ist so verletzungsanfällig, dass er immer mal wieder fehlt. Verlässlich planen kann Dardai wohl erst einmal mit keinem der drei.

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