zum Hauptinhalt
Der ewige Herthaner. Trainer Pal Dardai.

© AFP

Hertha BSC: Pal Dardai ist als Krisenmanager gefragt

Für Pal Dardai hat es in Deutschland nie etwas anderes als Hertha BSC gegeben. Jetzt muss er sich mit seiner Mannschaft erstmals richtig als Trainer beweisen.

Von Katrin Schulze

Typen wie Pal Dardai sind selten geworden. Im Profigeschäft dieser Zeit kommt es eben kaum mehr vor, dass jemand sein ganzes Sportlerleben einem Verein widmet. Dass er seine ganze Kraft, seine Energie, sein Herzblut nur diesem einen Fußballklub schenkt. Für den heute 41-Jährigen, der vor 20 Jahren von Ungarn nach Berlin aufbrach, hat es in Deutschland jedoch nie etwas anderes als Hertha BSC gegeben. Erst als Spieler, inzwischen als Trainer. Pal Dardai sagt über sich selbst, er sei „herthabekloppt“.

Insofern dürfte der Berliner Coach zurzeit nahe dran sein, verrückt zu werden. Seine Hertha ist am Mittwoch gegen einen der schwächsten Bundesligisten aller Zeiten aus dem DFB-Pokalwettbewerb ausgeschieden, in einer vermeintlich leichten Europa-League-Gruppe hat der Klub kaum noch eine Chance aufs Weiterkommen. Und sollte am Sonnabend noch das Spiel gegen den Hamburger SV verloren gehen, sieht es auch in der Liga finster aus.

Dabei lief es bisher so gut zwischen Hertha und Dardai. Die Beziehung passte. Der Ungar hat dem Verein ein neues Selbstverständnis gegeben. Unter ihm ist Hertha nicht mehr der überhebliche Klub, der immer mehr darstellen wollte, als er ist. Dardai, der meist im Trainingsanzug durch die Gegend läuft, arbeitet Fußball. Für die Feinheiten ist sein Assistent Rainer Widmayer zuständig, der über seinen Chef sagt: „Pal hat einen richtig weichen, ehrlichen Kern. Er ist einfach ein guter Mensch.“ Bodenständig, beherzt, beliebt.

Die Spieler schätzen an ihm, wie offen er mit ihnen umgeht. „Ich bin niemand, der rumspinnt“, sagt Dardai über Dardai. „Ich sage, was ich denke.“ Die Fans lieben ihn allein schon wegen seiner Liebe zu Hertha. Er ist seinen Berlinern ja nicht einmal untreu geworden, als der große FC Bayern ihn verpflichten wollte. Keiner hat mehr Spiele für den Verein absolviert. Seit Jürgen Röber, der Hertha zum Ende des vergangenen Jahrtausends einmal in die Champions League führte, war auch niemand mehr länger auf dem Trainerposten.

Und jetzt? Muss Dardai sich zum ersten Mal als echter Krisenmanager beweisen, nachdem er 2015 völlig unvermittelt vom Nachwuchs- zum Proficoach befördert worden ist? Wenn es hart auf hart komme und man ihn feuere, werde er wieder zurück in seinen alten Job bei Hertha gehen, hat Pal Dardai gesagt. So weit ist es noch lange nicht. Aber einem wie ihm glaubt man, dass er es genau so machen würde.

Zur Startseite