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Applaus, Applaus. Herthas Trainer Pal Dardai fehlte seinem Verein eine Woche lang, weil er mit Ungarns Nationalteam in der EM-Qualifikation antrat.

© dpa

Hertha-Trainer Pal Dardai: Der Akku ist wieder voll

Pal Dardai sieht sich der aktuellen Doppelbelastung als Trainer von Hertha BSC und der Nationalmannschaft von Ungarn gewachsen. Eine Dauerlösung stellt das aktuelle Modell jedoch nicht dar.

Pal Dardai hat die Schlagzeilen ganz genau verfolgt, also sowohl die in der ungarischen Heimat als auch zu Hause, in Berlin. Tenor: Hertha gewinnt wieder oder punktet zumindest regelmäßig, und auch das von ihm betreute Nationalteam hat sich eine ordentliche Ausgangsposition in der EM-Qualifikation erspielt. „Ist wirklich gut gelaufen“, sagt der 39-Jährige, „darüber habe ich mich natürlich gefreut.“ Wenn da nicht dieser eine Haken wäre. „Meine Familie hat mich kaum noch zu Gesicht bekommen.“ Also schmiedete Dardai in Absprache mit seiner Frau einen ebenso ausgeklügelten wie außergewöhnlichen Plan: Zu seiner Länderspielreise nach Budapest am zurückliegenden Wochenende, der ersten seit seiner Ernennung zum Cheftrainer des Berliner Bundesligisten, flog die Familie gewissermaßen mit Kind und Kegel. Beziehungsweise: mit Kind und Fußball. „Es sind ja grad Ferien, deshalb war das gar kein Problem“, sagt Dardai.

Weil es in Mannschaftssportarten nachweislich unvorteilhaft ist, wenn sich Trainer Sonderprivilegien genehmigen, räumte Dardai den ungarischen Nationalspielern das gleiche Recht ein: Jeder Nominierte durfte seine Familie einladen, was in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Partie gegen Griechenland (0:0) zu leicht abgewandelten Übungsformen führte. „Wir haben Fußballtennis mit den Kindern gespielt und sind schwimmen gegangen“, berichtet Dardai, „das gehört dazu, so kann ich meinen Akku wieder laden.“ Und einen vollen Akku wird Dardai gut brauchen können in dieser Woche, die im richtungsweisenden Bundesliga-Spiel gegen den Tabellenvorletzten SC Paderborn am Ostersonntag gipfelt.

"Über einen Zeitraum von fünf Jahren kann man diese zwei Jobs nicht machen"

Eine Woche hat Dardai den Berlinern wegen seiner Doppelfunktion als Vereins- und Nationaltrainer gefehlt, seit Montag leitet er wieder das tägliche Training auf dem Schenckendorffplatz. Dass in dieser Zeit zumindest eine kleine Debatte über Sinn, Machbarkeit und die Erfolgsaussichten seiner Doppelrolle geführt wurde, kann und will der Ungar allerdings nicht verstehen: „Es sind zwei schwierige Aufgaben, aber wir machen das so professionell wie möglich“, sagt Dardai. Soll heißen: In Berlin kümmerte sich in Rainer Widmayer ein ausgewiesener Fachmann um die Mannschaft, in Ungarn kann Dardai ebenso auf einen verlässlichen Stab bauen, zu dem seit kurzem auch Bernd Storck gehört, ein ehemaliger Co-Trainer von Hertha. „Über einen Zeitraum von fünf Jahren kann man diese zwei Jobs bestimmt nicht machen“, räumt Dardai ein, „aber ich bin ja noch jung, ich verkrafte das schon.“

Unabhängig vom Ausgang der Saison deutet ohnehin nicht viel darauf hin, dass es sich in der aktuellen Konstellation um eine Dauerlösung handelt. Mit dem ungarischen Verband soll Herthas Manager Michael Preetz bekanntlich einen Vertrag ausgehandelt haben, der den Berlinern am Saisonende alleiniges Zugriffsrecht auf den Trainer Dardai garantiert. Demzufolge würde Dardai sein vermutlich letztes Spiel als Nationaltrainer am 13. Juni bestreiten. Dann trifft Ungarn in der EM-Qualifikation auf Finnland, und mit einem Sieg kann Dardais Team den zur Play-off-Qualifikation nötigen dritten Platz in der Gruppe F erreichen.

Dardai findet die Debatte vor allem deshalb unangemessen, weil er in Berlin ohnehin nur mit einem Teil seiner Mannschaft hätte arbeiten können. Aktuell sind insgesamt sieben Spieler aus Herthas Kader mit ihren Nationalteams unterwegs. „Ich hoffe, dass wir das so hinbekommen, dass alle spätestens zum Abschlusstraining zurück sind“, sagt Dardai. Bei der Trainingseinheit am Dienstagvormittag war das noch nicht der Fall. Die geplante Einheit am Nachmittag musste zudem abgesagt werden: Dardai beorderte seine Mannschaft aufgrund des Orkantiefs Niklas vorsorglich in den Kraftraum.

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