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Sport: Hertha BSC: Röbers Gruselfilme

Es gibt mehr Gründe als Gelegenheiten, im Januar das nasskalte Berlin hinter sich zu lassen und beispielsweise im Süden des alten Kontinents Kraft zu tanken. Gern wird diese Jahreszeit von golfspielenden Pensionären genutzt, da die klassischen Urlaubsorte dann doch eher Zentren der Einsamkeit sind.

Es gibt mehr Gründe als Gelegenheiten, im Januar das nasskalte Berlin hinter sich zu lassen und beispielsweise im Süden des alten Kontinents Kraft zu tanken. Gern wird diese Jahreszeit von golfspielenden Pensionären genutzt, da die klassischen Urlaubsorte dann doch eher Zentren der Einsamkeit sind. Und auch fußballspielende Bundesligavereine zieht es seit Jahr und Tag während der Winterpause in sonnige Gegenden.

Hertha BSC beispielsweise hat sich diesmal für eine bessere Adresse in der näheren Umgebung Marbellas in Südspanien entschieden. Natürlich mit Meerblick. Und der ist bekanntlich sehr viel angenehmer als der Blick auf die Tabelle. Viermal stand Hertha in der laufenden Spielzeit am oberen Ende. Ein "katastrophaler Dezember seit dem Uefa-Cup-Aus gegen Inter Mailand hat uns aber fast um alles gebracht", sagte Jürgen Röber gedankenversunken kurz vor Weihnachten. Zu dieser Zeit waren die Berliner nämlich nur noch Sechster, "kein Beinbruch zwar", wie er sagte, doch reichlich angeschlagen hatte sich der Trainer damals für ein alpines Ablenkungsprogramm entschieden und sich irgendwo in Österreichs Bergen verzogen.

Seit gestern nun lässt Röber seinen 25-köpfigen Kader unter der Sonne Andalusiens üben, was recht angenehm sein könnte, wenn es nicht zwischenzeitlich immer mal wieder regnen würde und da nicht die vielen Gegentore der noch frischen Vergangenheit wären. 34 davon musste Hertha in 18 Spielen hinnehmen, eine rekordverdächtige Menge. Nur der Hamburger SV und der Tabellenletzte VfL Bochum haben selbiges zustande gebracht. Das wurmt. Vor allem Röber. Und damit sein mehrköpfiges Verteidigungspersonal auch etwas davon hat, ließ der Trainer während der Festtage einige Filmkassetten bespielen mit gruseligem Stoff. Zu sehen ist ein jedes der Gegentore samt seines Zustandekommens. "Du kannst ja reden wie du willst. Ich muss den Jungs ihre Fehler schon zeigen, sonst glauben sie es mir nicht", sagt Röber. Sein Plan also sieht folgendermaßen aus. "Zunächst werde ich mir immer zwei, drei Spieler mit aufs Zimmer nehmen" - mit Hilfe des Filmmaterials könnte er dann versuchen, sie zu therapieren. Letzteres sagt der Trainer so zwar nicht, doch läuft es darauf hinaus. Er will individuelle Unzulänglichkeiten - bisweilen darf auch von Peinlichkeiten gesprochen werden - wie Stellungsfehler oder über den Ball schlagen nicht in großer Runde präsentieren. "Wir müssen die Fehler erkennen, analysieren, ansprechen und daraus lernen", lautet Röbers Zielvorgabe. Geübt wird dann freilich im Freien. Vorrangig das Zweikampfverhalten und Spielformen, wie er sagt. "Bis sich das in den Köpfen der Spieler festsetzt, sich also bestimmte Abläufe automatisieren", sagt Röber. Und er klingt sehr entschlossen dabei.In welchem Maße das in der Umgebung Marbellas gelingt, ist noch ungewiss. Fest steht aber, dass sich der Verein ein idyllisches Fleckchen ausgesucht hat, das nahezu ideale Bedingungen bietet. Das vom Hotel 15 Autominuten entfernte Trainingsgelände mit dem klangvollen Namen "Marbella Park de Footbol" ist groß, "überlegt angelegt" (Röber) und so gut wie neu. Und man wird dort in feiner Gesellschaft üben dürfen. Denn auch der FC Bayern München hat sich das Gelände ausgeguckt. Der deutsche Rekordmeister wird hier in zwei Tagen anrücken und Hertha schließlich am 20. Januar im Stile eines Testgegners gegenübertreten. Zunächst aber heißen die Übungspartner FC Brügge (15. Januar) und Vitesse Arnheim (17.). Sollten bis dahin Fortschritte im Defensivverhalten erkennbar sein, wird der Trainer nichts gegen eine lockere Golfrunde seiner Spieler einzuwenden haben. Denn dazu gibt es mehr als nur eine Gelegenheit.

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