zum Hauptinhalt
Ronny und Hertha-Trainer Jos Luhukay umarmen sich.

© dpa

Hertha BSC: Ronny, der durchgeschleppte Genius

Ronny könnte gegen den VfB Stuttgart sein Saisondebüt in der Startelf von Hertha BSC geben. Der Ausfall von Neuzugang Alexander Baumjohann ermöglicht die Rückkehr des Brasilianers. Ein anderer Stammspieler fällt hingegen überraschend aus.

Ronny hat gedampft und gepustet wie unsereins, wenn es gilt, eine 90-Meter-Strecke innerhalb von 15 Sekunden mehrmals zu absolvieren. Ronny hat es immerhin geschafft. Gut möglich, dass es Ronny nun in Herthas Startelf spült, wenn der Berliner Bundesligist am Freitag den VfB Stuttgart empfängt.

Ronny ist eine Marke. Diese Mischung aus Genialität im Fuß und Allerweltsfitness am Leib macht ihn unverwechselbar. In der Zweiten Liga hat er Hertha helfen können, auch weil es sich die Mannschaft leisten konnte, einen der ihren durchzuschleppen. Sie tat es gern, weil Ronny vorn oft genug die Lücke zum Tor fand. Doch irgendetwas ist dem Aufstiegshelden aus Brasilien im Sommer dazwischengekommen. War es die üppige Vertragsverlängerung um vier Jahre oder doch der Ferienaufenthalt in seiner Heimat. Seine Fitnesswerte nach der Rückkehr waren desaströs. Nun, neun (!) Wochen später, hält Jos Luhukay ihn für bereit. „Anders als in der Vorbereitung habe ich bei der Aufstellung von Ronny jetzt ein gutes Gewissen“, sagt Herthas Trainer.

Gegen Stuttgart könnte Hertha-Trainer Luhukay von seinem üblichen System abweichen

Ronnys Einsatz macht erst der Ausfall Alexander Baumjohanns (Kreuzbandriss) möglich. Baumjohann, der inzwischen erfolgreich operiert wurde, hatte den Brasilianer aus der Startformation verdrängt. Als Alternative für den Posten kommt neben Ronny auch der Leihspieler Tolga Cigerci infrage. „Tolga ist ruhig am Ball, er ist passsicher und besitzt Übersicht“, sagt Luhukay. Zudem dürfte Herthas Trainer die Vakanz in der kreativen Zentrale auch mit einer leichten Systemvariation zu kompensieren suchen. Luhukay könnte von seinem üblichen 4-2-3-1-System auf ein 4-1-4-1-System umschwenken. Er wird sich entscheiden müssen, ob er seine Mannschaft mit zwei Sechsern und einer echten Zehn (Ronny) spielen lässt, oder wählt er das System mit einem Sechser und dafür zwei Achtern im Halbfeld?

Sollte Luhukay sich für Ronny auf der Spielmacherposition entscheiden, müsste er eine zusätzliche Absicherung hinter ihm einbauen. Mit dem Ball am Fuß kann Ronny fast alles, aber nach Ballverlust zählt er nicht zu jenen, die das Umkehrspiel beherrschen und eifrigst um sofortige Rückgewinnung desselben streben. Aber Ballverluste im Zentrum des Spielfeldes sind besonders gefährlich, weil sich dem Gegner dort ein Strauß von Passmöglichkeiten bietet.

Hertha ist seit vorigem Sommer bei Heimspielen unbezwungen

Jos Luhukay wird Chancen und Risiken abzuwägen haben. Denn den VfB schätzt er als höher ein, als es der momentane Tabellenplatz hergibt. Stuttgart sei nicht gut gestartet, habe aber unter dem neuen Trainer Thomas Schneider die TSG Hoffenheim „eindrucksvoll“ besiegt (6:2) und dürfte mit neuem Selbstvertrauen in Berlin antreten. „Wir brauchen eine Strategie, mit der wir sie bespielen und besiegen können“, sagt Luhukay.

Vieles wird dabei von dem Personal abhängen, welches Herthas Trainer tatsächlich zur Verfügung steht. Nach seiner Verletzungspause ist Linksverteidiger Johannes van den Bergh einsatzfähig. Dafür steht Sebastian Langkamp als Innenverteidiger doch nicht zur Verfügung. Hier könnte Christoph Janker auflaufen.

Respekt hat Luhukay vor allem vor dem Umkehrspiel der Schwaben, die schnelle Offensivkräfte besitzen. „Wir müssen in Ballbesitz Torchancen kreieren und bei Ballverlust Tempogegenstöße des Gegners unterbinden“, sagt Luhukay. Vor allem aber will Luhukay im Heimspiel seine Mannschaft als aktive und initiative Einheit sehen.

Seit seiner Amtsübernahme im vorigen Sommer ist Hertha unter Luhukay im Olympiastadion unbezwungen. In der noch frischen Bundesligasaison konnten beide Heimspiele gegen Frankfurt und Hamburg gewonnen werden. Zuletzt gab es beim 0:2 in Wolfsburg einen kleinen Dämpfer. „Wir wollen wieder in die Richtung Erfolg kommen“, sagt Luhukay. Gern auch mit Ronny. Aus dem Training habe Luhukay gute Eindrücke bekommen, nun geht es darum, dass Ronny Puste und Dampf auf den Platz bringt.

Zur Startseite