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Hertha BSC: Schöne Aussichten im Abstiegskampf

Dem Spielplan sei Dank: Hertha BSC kann im Abstiegskampf Boden gewinnen.

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man als flüchtiger Beobachter auf die Idee kommen, dass sich die Profis von Hertha BSC gerade intensiv auf den Wettbewerb „Begnadete Körper“ vorbereiten. Die Muskulatur an Schultern, Armen und Brust dürfte bei den Fußballern in den vergangenen sechs Wochen deutlich an Kontur gewonnen haben. Das liegt daran, dass Pal Dardai, der neue Trainer des Berliner Bundesligisten, gern mal eine Serie von Liegestützen ins Trainingsprogramm einbaut – als Sanktion für fortwährendes Fehlverhalten. Am Dienstag war es mal wieder so weit. Zwanzig Mal mussten die Fußballer pumpen, weil sie mal wieder kein Tor erzielt hatten.

Dardai hatte die Mannschaft – mit speziellem Bezug zum Auswärtsspiel am Freitag beim Abstiegskonkurrenten HSV – das schnelle Umschaltspiel üben lassen. Zehn Sekunden hatten die vier Offensivspieler Zeit, um den Angriff zum Abschluss zu bringen, und obwohl sie nur zwei Verteidiger gegen sich hatten, fiel die Erfolgsquote erschreckend gering aus. Nach zehn Durchgängen unterbrach Trainer Dardai die Übung zum ersten Mal. „Zehn Angriffe, kein Tor!“, rief er über den Platz. „Im Spiel haben wir keine zehn Angriffe!“

Im siebzehnten Versuch – wie gesagt: vier Angreifer gegen zwei Verteidiger – landete der Ball zum ersten Mal im Netz, und als die Quote auch anschließend nicht wesentlich besser wurde, erhöhte Dardai den Einsatz. „Pro Halbzeit haben wir vier solcher Chancen“, sagte er. „Da will ich ein Tor sehen.“ Also noch vier Durchgänge und dabei mindestens einmal treffen, sonst: Liegestütze. Drei Mal passierte nichts, im letzten Anlauf hatte Jens Hegeler freie Bahn, er traf den Ball perfekt, ließ Torhüter Thomas Kraft keine Chance – doch der Ball knallte gegen den Innenpfosten und drehte sich von dort ins Toraus. „Danke, Jungs“, sagte Dardai. Und lachte.

Dabei ist die Sache eigentlich alles andere als lustig. Auch wenn die Konkurrenz im Abstiegskampf zuletzt verlässlich geschwächelt hat und Hertha sich mit fünf Punkten aus den jüngsten drei Spielen deutlich stabilisiert hat – gerettet sind die Berliner noch lange nicht. Vielleicht aber sieht das in vier Wochen, nach den nächsten drei Begegnungen, schon ganz anders aus. Der Spielplan beschert den Berlinern nun hintereinander drei Gegner, die dem Papier nach allesamt zu bezwingen sein sollten.

Nun geht es gegen den HSV - und die schwächste Offensive der Liga

Gegen den Hamburger SV (aktuell Tabellenplatz 15) hat Hertha selbst in der desaströsen Rückrunde der Vorsaison einen seiner insgesamt zwei Siege eingefahren. Die Hamburger stellen die schwächste Offensive der Liga und haben fünf Spiele hintereinander nicht gewonnen. Beim SC Paderborn (Tabellen-16.), der zu Ostern im Olympiastadion gastiert, sieht es aktuell noch düsterer aus. Von den 15 Spielen seit dem Sieg gegen Hertha in der Hinrunde haben die Ostwestfalen nur noch eins gewonnen. In der Rückrunde sind sie in sieben von acht Spielen ohne Tor geblieben, haben dafür bereits 24 Treffer kassiert. Danach spielt Hertha bei den 96ern in Hannover, die gemeinsam mit dem Tabellenletzten Stuttgart am längsten (seit neun Spielen) sieglos sind.

So verheißungsvoll waren die Aussichten für Hertha zuletzt Mitte Februar vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg. Es endete mit einem deprimierenden 0:2, weil die Mannschaft und ihr neuer Trainer nicht das rechte Maß fanden. Diese Erfahrung sollte den Berlinern für die nächsten Spiele Warnung genug sein. „Ich werde keinen unnötigen Druck aufbauen“, sagt Dardai vor dem Duell mit dem Tabellennachbarn HSV. „Die Spieler wissen sowieso, dass das Spiel sehr wichtig ist. Aber es ist nicht das letzte Spiel.“

Hertha hat sich durch den jüngsten Aufschwung in eine Situation gebracht, in der die Mannschaft zwar nicht verlieren sollte, aber auch nicht zwingend gewinnen muss. Das unterscheidet sie am Freitag von den Hamburgern. Deren Sportdirektor Peter Knäbel sagt: „Das ist ohne Frage eines der wichtigsten Spiele der Rückrunde.“

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