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Applaus, Applaus. Pal Dardai überrascht die Profis von Hertha BSC immer wieder – ob nun mit seltsam geformten Bällen oder beim nächtlichen Auslaufen.

© dpa

Hertha BSC: Super Stimmung hier

Hertha BSC ist jetzt bereits seit sechs Spielen ungeschlagen – weil Trainer Pal Dardai ein ausgesprochen gutes Betriebsklima geschaffen hat.

Es war eine kleine Szene, die fast untergegangen wäre. Weil sich die Kameramänner, Fotografen und auch die meisten der 47 000 Zuschauer in der Arena von Hannover in diesem Moment auf Christian Schulz fixierten, jenen Mann also, der 96 im Freitagsspiel der Bundesliga gegen Hertha BSC soeben in Führung geschossen hatte. Dabei war, zumindest aus Berliner Sicht, viel spannender zu beobachten, wie gelassen Pal Dardai unmittelbar nach besagtem Gegentor reagierte.

Der Ungar ruderte kurz mit den Armen, suchte Blickkontakt zu Kapitän Fabian Lustenberger und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Richtung, in die es nun gehen sollte, Richtung Hannoveraner Tor nämlich. Acht Minuten später traf bekanntlich Valentin Stocker zum 1:1-Endstand. Für den Schweizer Offensivmann, der zuvor 27 Spiele auf sein erstes Bundesliga-Tor gewartet hatte, war es der zweite Treffer binnen fünf Tagen, und ein äußerst spektakulärer dazu. Wie Valentin Stocker, quer in der Luft liegend, zum 1:1 ausglich, wirkte beinahe selbstverständlich angesichts der anhaltenden Erfolgsserie. Genau das war es aber nicht.

"Sind mittlerweile wieder in der Lage, guten Fußball zu spielen"

Zugegeben: Hertha BSC hat nach Dardais Amtsübernahme mehrfach den Nachweis erbracht, dass die Mannschaft defensiv stabil steht, dass sie unangenehm zu bespielen und gar nicht so leicht zu besiegen ist. Am Freitagabend kam nun auch die Gewissheit dazu, dass sich die seit sechs Spielen ungeschlagenen Berliner selbst von einem späten Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Wir haben uns mit einem Punkt belohnt. Im Moment gelingen uns einfach Sachen, die uns lange Zeit nicht gelungen sind“, sagte Lustenberger. „In erster Linie geht es zwar weiterhin darum, kompakt zu stehen“, ergänzte der Kapitän, „aber vom Selbstvertrauen her sind wir mittlerweile wieder in der Lage, guten Fußball zu spielen.“

Vor allem in der Hinrunde war es unter dem damaligen Trainer Jos Luhukay verlässlich darauf hinausgelaufen, dass die Berliner bei Rückständen ihre taktischen Vorgaben, damit die Grundordnung und schließlich auch das Spiel verlieren. Am Freitag hingegen konnten die Hannoveraner noch von Glück reden, wenigstens einen Punkt ergattert zu haben – weil Hertha zumindest ein klarer Strafstoß verweigert wurde. Gratulationen zum vorzeitigen Klassenverbleib wollte Lustenberger trotzdem nicht entgegennehmen, jedenfalls noch nicht. „Wir haben hier heute nichts sicher gemacht, aber wir sind auch nicht wieder unten reingerutscht“, sagte der Kapitän.

So oder so: Das Betriebsklima an Trainings- und Wettkampftagen stimmt wieder beim Berliner Bundesligisten, und das ist in erster Linie das Verdienst von Pal Dardai. „Der Trainer ist ein sehr positiver Mensch, er findet immer den richtigen Ton“, sagte Lustenberger, „und das überträgt sich auch auf die Mannschaft.“

Dardais Stärken: Spaß und Unberechenbarkeit

Für den fußballspezifischen Teil der Übungseinheiten zeichnet zwar weiterhin größtenteils Kotrainer Rainer Widmayer verantwortlich, dafür bedient Dardai regelmäßig zwei nicht zu unterschätzende Faktoren: Spaß und Unberechenbarkeit. Zu Wochenbeginn etwa ließ der Coach mit seltsam geformten Spezialbällen trainieren, und je häufiger die Dinger versprangen, desto lauter war das Gelächter auf dem Schenckendorffplatz. Selbst arrivierte Kräfte wie der Niederländer John Heitinga, immerhin Teilnehmer eines WM-Finals und vor seiner Bundesliga-Zeit in Spanien und England aktiv, werden noch regelmäßig von Dardais Anflügen überrascht, so auch am Freitag.

„Pal hat immer neue Ideen“, schrieb Heitinga zu später Stunde beim Kurznachrichtendienst Twitter. Nach der dreistündigen Heimfahrt im Mannschaftsbus hatte Dardai das Auslaufen kurzerhand vom nächsten Morgen in die Nacht vorverlegt, und das war als ausgewiesenes Lob zu verstehen: Nachdem die Spieler 30 Minuten locker ausgetrabt waren, wurden sie von Dardai in ein verlängertes Wochenende entlassen. Die nächste verbindliche Trainingseinheit findet erst am Montagnachmittag statt. Heitinga nutzte die ungewöhnliche Maßnahme seines Trainers sogleich für einen Kurzbesuch bei seiner Familie in Amsterdam.

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