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Nur die Ruhe. Tolga Cigerci (rechts) war bei Herthas Heimsieg gegen Schalke 04 eine der prägenden Figuren auf dem Platz. Der Deutsch-Türke hat gezeigt, dass er im Saisonfinale eine wertvolle Alternative sein kann.

© imago/Team 2

Hertha BSC: Tolga Cigerci: Zurück in der Mitte

Beim Sieg gegen Schalke erinnert Tolga Cigerci erstmals wieder an seine starke erste Saison bei Hertha BSC.

Tolga Cigerci hatte schlechte Nachrichten zu verkünden, aber immerhin tat er es mit einem Lächeln im Gesicht. Auf dem Weg vom Platz in die Kabine sah sich der Mittelfeldspieler von Hertha BSC mit dem Wunsch nach ausführlichen Erklärungen konfrontiert, Cigerci aber hob entschuldigend die Hand und teilte im Vorübergehen mit, dass er nichts sagen werde: „Bitte nicht böse sein, okay?“

Es kommt schon mal vor, dass einem Fußballspieler nicht der Sinn danach steht, sich nach dem Abpfiff ausschweifend zu äußern: zum Beispiel, wenn er mit seiner Mannschaft verloren hat. Wenn er selbst ziemlich bescheiden gespielt hat. Die möglicherweise entscheidende Torchance zum Sieg vergeben hat. Oder er schon in den Wochen zuvor immer hat reden müssen, weil sich alle Kollegen erfolgreich gedrückt haben. Das alles traf am Freitagabend nach Herthas 2:0-Sieg gegen Schalke 04 definitiv nicht auf Tolga Cigerci zu. „Er hat eine große Leistung gezeigt“, sagte Pal Dardai, der Trainer des Berliner Bundesligisten.

Vielleicht lag Cigercis Zurückhaltung daran, dass es seine erste große Leistung seit einer gefühlten Ewigkeit gewesen war und der Deutsch-Türke nicht gleich auf die ganz große Pauke hauen wollte. In der vergangenen Saison war Cigerci wegen einer Kapselverletzung am Zeh und eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß nur zu zwei Bundesligaeinsätzen gekommen. Und auch in der aktuellen Spielzeit fehlte seinen Auftritten noch die alte Selbstverständlichkeit. Cigercis Kurzeinsatz vor einer Woche in Hamburg war jedenfalls keine zwingende Empfehlung für mehr. Trotzdem verdrängte der 24-Jährige Herthas Kapitän Fabian Lustenberger, der zuletzt ein wenig ausgelaugt gewirkt hatte, gegen Schalke aus dem Team. „Es spricht für Tolgas Mentalität, dass er immer drangeblieben ist“, sagte Pal Dardai.

Gegen Schalke durfte Cigerci zum ersten Mal in dieser Saison 90 Minuten spielen

Am Freitag tauchte Cigerci zum zweiten Mal in der Rückrunde in Herthas Startelf auf. Zum ersten Mal in dieser Saison durfte er auch bis zum Ende auf dem Platz bleiben – und zum ersten Mal erinnerte er wieder an den omnipräsenten Mittelfeldspieler, der Cigerci in seiner ersten Saison in Berlin war, als er als Leihgabe aus Wolfsburg mit enormem Fleiß und viel Ballsicherheit das Gebilde zu stabilisieren half.

Bei der Laufleistung blieb Cigerci (13,12 Kilometer) am Freitag unwesentlich hinter Laufwunder Vladimir Darida (13,19) zurück; in allen anderen Kategorien war er top. Cigerci hatte die beste Passquote (92 Prozent), die meisten Ballkontakte (82) und – obwohl Stürmer wie Klaas-Jan Huntelaar, Vedad Ibisevic und Salomon Kalou auf dem Platz standen – auch die meisten Torschüsse abgegeben. „Mit ein wenig Glück hätte er ein Riesentor geschossen“, sagte Dardai. Einen Freistoß setzte Cigerci ans Außennetz, einen Volleyschuss parierte Schalkes Torhüter Ralf Fährmann, bei einem weiteren Versuch aus der Distanz prallte der Ball von der Unterkante der Latte ins Feld zurück.

In der Verfassung vom Freitagabend ist Cigerci das, was Hertha bisher ein wenig gefehlt hat und in der entscheidenden Saisonphase noch von besonderem Wert sein könnte: eine gleichwertige Alternative zur ersten Elf. Die Hoffnung aus dem Winter, dass die Rückkehr einiger verletzter Spieler den Konkurrenzkampf in der zweiten Reihe erhöhen und die Mannschaft noch einmal nach vorne bringen würde, hat sich bisher nicht erfüllt. Hinter der Stammelf ist die Leistungsdichte nicht hoch genug, als dass Trainer Dardai wild rotieren könnte. Niklas Stark hat sich immerhin als Ersatz des verletzten Verteidigers Sebastian Langkamp bewährt. Und Cigerci hat sich gegen Schalke ebenfalls für mehr empfohlen. Angesichts der hohen Intensität, mit der Herthas Mittelfeldspieler zu Werke gehen, ist es eine beruhigende Erkenntnis für Trainer Pal Dardai, dass ihm für die drei Positionen mehr als drei Kandidaten zur Verfügung stehen.

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