zum Hauptinhalt
Gibt’s doch gar nicht. Vor dem Spiel gegen Dortmund hat Herthas Coach Jos Luhukay den Ton verschärft: „Trainingseinheiten sind keine Beschäftigungsmaßnahmen.“

© dpa

Hertha BSC und Borussia Dortmund: Gemeinsamkeit Abstiegskampf

Das Bundesliga-Spiel zwischen Hertha BSC und Borussia Dortmund ist auf den ersten Blick ein Duell unter Tabellennachbarn, doch die Voraussetzungen beider Vereine im Abstiegskampf könnten kaum unterschiedlicher sein.

Für alle, bei denen es nicht angekommen ist, hat Jürgen Klopp kürzlich noch einmal seine Sicht der Dinge dargelegt. „Es ist völlig normal, dass der Eindruck entstehen kann, wir hätten das mit dem Abstiegskampf noch nicht verinnerlicht“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund, nachdem sein Team auf Rang 18 zurückgefallen war. „Dem kann ich leider nicht zustimmen“, ergänzte Klopp, „wir haben das schon länger verstanden.“

Wenngleich die Dortmunder den letzten Platz mittlerweile wieder verlassen haben, müssen vor dem Bundesliga-Spiel des Vizemeisters am Samstag bei Tabellennachbar Hertha BSC (15.30 Uhr) folgende Fragen gestattet sein: Ist dieses Bewusstsein für die Situation im Kampf um den Klassenerhalt überhaupt förderlich? Sollte das Thema im Sinne der Selbstsicherheit nicht tunlichst vermieden werden? Oder, etwas plakativer gefragt: Wer spricht das böse A-Wort aus?

Jos Luhukay verfolgt bei Hertha BSC diesbezüglich offenbar einen anderen Ansatz als sein Dortmunder Kollege. „Bei uns kann das jeder für sich entscheiden, schließlich ist keiner meiner Spieler mundtot“, sagt der Niederländer. „Ich kann nur für mich sprechen und sagen: Ich bin in der Lage, die Tabelle zu lesen. Trotzdem will ich mich nicht zu möglichen Szenarien äußern.“

Hertha BSC: Ungewohnt scharfe Ansprache vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund

Dafür hat sich Luhukay in dieser Woche noch einmal ausführlich den zentralen Szenen der 2:3-Niederlage in Mönchengladbach gewidmet. Die letzte öffentliche Trainingseinheit von Hertha BSC vor dem Spiel am Samstag begann mit beinahe einstündiger Verspätung, weil der Trainer seinem Team die Verfehlungen vom zurückliegenden Wochenende bei der Videoanalyse vor Augen führte – angesichts ihrer Vielzahl nahm das nun mal eine gewisse Zeit in Anspruch. Ob die Mannschaft diese ungewohnt scharfe Ansprache womöglich sogar benötigt hat? „Ich erwarte nicht nur im Spiel volle Konzentration, sondern auch im Training. Die Einheiten sind doch keine Beschäftigungsmaßnahmen“, sagt Luhukay. „Wenn wir nicht fokussiert sind, kann das am Samstag gegen Dortmund fatal für uns enden.“

Luhukays Meinung entspricht der allgemeinen Wahrnehmung: So bizarr sich die Gemengelage nach 14 Spieltagen auch gestalten mag für Borussia Dortmund – irgendwie wird der Klub die niederen Regionen schon wieder hinter sich lassen. „Es ist ja nicht so, dass sie das Fußballspielen verlernt haben“, sagt Luhukay. „In der Bundesliga haben sie zuletzt gewonnen, außerdem stehen sie im Achtelfinale der Champions League. Das gibt sicher ein Stück Vertrauen.“

Das zentrale Problem von Hertha BSC und Borussia Dortmund: Verletzungssorgen

Michael Preetz sieht das ganz ähnlich. „Das zentrale Problem, das Dortmund in dieser Saison hat, ist ähnlich wie bei uns: Es fehlen unglaublich viele Spieler auf zentralen Positionen, die jetzt allmählich zurückkommen.“ Beim BVB sind das die Herren Gündogan, Bender und Hummels, bei Hertha BSC sind beispielhaft Sebastian Langkamp, Tolga Cigerci und Fabian Lustenberger zu nennen, wobei der Schweizer am Samstag womöglich wieder im Berliner Kader stehen wird. Auch Valentin Stocker hat in dieser Woche wieder das Training aufgenommen, im Moment trainiert der Schweizer aber noch nicht mit dem Team, sondern individuell.

„Früher oder später wird Borussia Dortmund wieder die alte Schlagkraft erreichen“, sagt Manager Michael Preetz. Auch Luhukay geht davon aus, „dass die Dortmunder in den nächsten Wochen und Monaten nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben werden“. Bei Hertha BSC kann man sich da nicht so sicher sein angesichts der überschaubaren Punktausbeute und des Restprogramms bis zur Winterpause. Luhukay verweist in diesem Zusammenhang aber auch auf die unterschiedlichen Ansprüche beider Klubs. „Es wäre ja ein Wahnsinn, wenn wir uns mit Borussia Dortmund vergleichen würden“, sagt er. „Die Mannschaft wird zurückkommen. Ich hoffe nur, dass das nicht ausgerechnet gegen uns gelingt.“

Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false