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Wann läuft er wieder auf und davon? Tolga Cigerci (l.) befindet sich wie andere Berliner nicht gerade im Formhoch, hier verliert er den Ball gegen Marc Stendera von Eintracht Frankfurt.

© AFP

Hertha BSC zu Gast bei Hannover 96: Das wahre Topspiel für Hertha BSC

Nach der Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach geht es für Hertha BSC bei Hannover 96 auch darum, einen Stimmungsumschwung zu vermeiden.

Im Fußball ist es manchmal ganz gut, das Negative nicht allzu nah an sich heranzulassen. Michael Frontzeck, dem Trainer von Hannover 96, ist das in dieser Woche nur bedingt gelungen. Frontzeck, ehemaliger Nationalspieler, hat ausführlich Stellung bezogen zur Affäre Sommermärchen beim Deutschen Fußball-Bund. Er finde es geradezu widerlich, was da passiere, und ohne dessen Namen zu nennen, hat er den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger für seinen persönlich motivierten Rachefeldzug gegeißelt.

Pal Dardai, der an diesem Freitag mit Hertha BSC bei Frontzeck und seinen Hannoveranern spielt (20.30 Uhr, live bei Sky), ist das mit der Verdrängung deutlich besser gelungen. Der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten hätte ebenfalls gute Gründe gehabt zu hadern – mit dem Auftritt seiner Mannschaft am vergangenen Wochenende und der überraschend deutlichen Unterlegenheit gegen Borussia Mönchengladbach in einem Spiel, das Dardai selbst angesichts der Tabellenkonstellation – Fünfter gegen Siebter – zum Topspiel ausgerufen hatte. Eine ausufernde Nachbetrachtung der Begegnung hat der Ungar seiner Mannschaft allerdings erspart.

Zu viele negative Gedanken hat Dardai vor dem Auswärtsspiel in Hannover vermutlich für schädlich gehalten. „Es ist eine wichtige Woche für uns“, sagt er. Das Aufeinandertreffen mit den 96ern ist für die Berliner das wahre Topspiel – weil es für Hertha in dieser Saison trotz Platz sechs im Moment nicht um irgendwelche spinnerten Europapokal-Fantasien geht, sondern um eine Spielzeit frei von Abstiegsangst. „Wir haben 17 Punkte, das sieht gut aus“, findet Dardai. Aber so groß, wie sich der Abstand zu Hannover mit acht Plätzen und sechs Punkten Vorsprung darstellt und auch anfühlt, kommt er Herthas Trainer gar nicht vor.

Hannover hat immerhin drei der jüngsten vier Bundesligaspiele für sich entschieden, ohne dabei allerdings besonders geglänzt zu haben. „Wenn die gewinnen“, sagt Dardai über die 96er, „hast du fast zwei gleiche Mannschaften.“ Zumindest wären die Berliner für Hannover 96 dann wieder in Schlagdistanz, respektive Hertha wieder ein bisschen näher dran an der Zone, mit der man eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte.

Hertha hat die spielerische Leichtigkeit verloren

Man hat das diffuse Gefühl, dass bei den Berlinern gerade irgendwo im Hintergrund ein Stimmungsumschwung stattfindet, der durch die Fakten eigentlich nicht zu begründen ist. Vor der Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach hatte die Mannschaft zweimal hintereinander gewonnen und dabei unter anderem im DFB-Pokal das Achtelfinale erreicht. Aber hängengeblieben ist, dass Hertha irgendwie die spielerische Leichtigkeit der ersten Wochen abhandengekommen ist, dass sich die Mannschaft gegen den Aufsteiger Ingolstadt und den Zweitligisten FSV Frankfurt arg quälen musste.

Einige Spieler befinden sich gerade offenkundig nicht auf der Höhe ihrer Schaffenskraft: Tolga Cigerci fehlt nach seiner langen Verletzungspause noch erkennbar die Sicherheit in seinem Spiel, Valentin Stocker fällt schon seit Wochen kaum noch positiv auf; bei Per Skjelbred besteht zumindest die Hoffnung, dass sein Aussetzer am Wochenende, der das vorentscheidende 2:0 der Gladbacher eingeleitet hat, nur ein einmaliges Versehen war.

Und trotzdem: Die Heimniederlage ist manchem wie die logische ergebnistechnische Konsequenz eines gewissen Trends vorgekommen. „Wir haben keine Krise hier“, hat Dardai in der Pressekonferenz vor dem Spiel in Hannover ungefragt gesagt. Im Gegenteil: „Die Mannschaft ist gut drauf. Wir sind positiv eingestellt.“

Dardai, ein passionierter Hobby-Mathematiker, hat die Marotte, in Vier-Spiele-Perioden zu denken, für die er je fünf Punkte einplant. In den ersten beiden Perioden lag Hertha mit je sieben Punkten über dem Schnitt; in der dritten hat die Mannschaft erst drei Punkte aus drei Spielen geholt. Mit einem Sieg würde die Mannschaft die Vorgabe ihres Trainers erneut übertreffen. Aber eben nur mit einem Sieg.

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