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André Lima

© dpa

Hertha BSC: Zwischen Zyste und Zukunft

Fallen bei Hertha Stammspieler wie Pantelic und Raffael aus, reicht die Qualität des Ersatzes nicht aus.

Berlin - Eine Zyste hält gegenwärtig einen ganzen Verein in Schach. Es ist nicht irgendeine Zyste, sondern die im Knie von Marko Pantelic, die eine geheimnisvolle Flüssigkeit in Richtung Wade absondert. Auch heute kann Pantelic nicht auflaufen, wenn Hertha in Bochum um einen gesicherten Mittelfeldplatz kämpft. Trubel verursacht der erneute Ausfall Pantelic’, weil der Serbe für die Berliner so etwas wie eine fleischgewordene Absicherung gegen den Abstieg ist. Elf Tore hat er bisher geschossen. Nachdenklicher stimmt aber eine andere Bilanz: Ohne seinen Torjäger hat der Bundesligist in dieser Saison noch kein Spiel gewonnen.

Zwar führt der Verein in seinem Profikader noch eine ganze Reihe von Spieler der Kategorie Stürmer auf, doch ist darunter nicht einer finden, der das Anforderungsprofil hinreichend erfüllt. Sechs weitere Stürmer (Okoronkwo, Raffael, Piszczek, Lima, Ede, Domovchiyski) bringen es zusammen auf ganze neun Törchen. Doch nicht nur die Stürmer schießen zu wenig Tore: Mit nur 29 Treffern in 27 Spielen verfügt Hertha über die viertschwächste Offensive der Liga.

Neben Pantelic werden in Bochum auch Raffael und Innenverteidiger Steve von Bergen fehlen. „Es bringt nichts, verletzte Spieler zu beklagen“, sagte Herthas Trainer Lucien Favre unlängst, allerdings sagte er auch, dass nicht noch weitere Ausfälle hinzukommen dürften. Nach fünf sieglosen Spielen in Folge könnter Hertha eine Niederlage in Bochum noch einmal in den Abstiegskampf ziehen.

Hertha fehlt ein adäquater Ersatz für Pantelic. Dieses Problem lässt sich aber eigentlich auch auf andere Mannschaftsteile erweitern. Zwar stehen im Mittelfeld und in der Verteidigung Alternativen bereit, nur besitzen diese nicht die Qualität der Erstbesetzung. Fallen Stammspieler aus, „können wir die nicht gleichwertig ersetzen“, sagte Kapitän Arne Friedrich.

Es wäre übertrieben, die Personalpolitik Herthas als verfehlt zu bezeichnen, riskant ist sie aber allemal. Der Radikalumbruch, der im vorigen Sommer vorgenommen und in der zweiten Transferperiode im Winter fortgeführt wurde, lässt Schwachstellen erkennen. Sowohl was die Qualität einiger Spieler anbelangt, als auch die Altersstruktur: Sie ist nicht homogen. So bekleiden schon jetzt Spieler wie etwa Fabian Lustenberger (19 Jahre) und Gojko Kacar (21) Schlüsselrollen, obwohl sie als Perspektivspieler geholt worden waren. Sie machen ihre Sache ordentlich, zudem gibt es derzeit keine Besseren im Klub, nachdem Qualitätsspieler den Verein verließen oder aber mutwillig aussortiert wurden.

Fakt ist, Herthas Bank ist zu schwach, weil auch schon die Stammelf Schwächen zeigt. Auch ohne Zyste.

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