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Er wirft sich noch einmal rein. Pal Dardai darf am Sonntag gegen Augsburg noch einmal von Anfang an spielen. In dieser Saison bestritt Dardai bisher noch kein Zweitligaspiel.

© ddp

Hertha BSC: Der Kreis schließt sich für Pal Dardai

Herthas Rekordspieler Pal Dardai darf am Sonntag im letzten Saisonspiel gegen den FC Augsburg noch einmal ran – und wird würdevoll verabschiedet.

Der ungarische Ministerpräsident, schön und gut. Vor einer Woche war Viktor Orban zu Besuch bei Pal Dardai. Vom Regierungschef seines Heimatlandes bekam der Fußballer zusammen mit Hertha-Manager Michael Preetz ein Trikot der ungarischen Fußball-Legende Ferenc Puskas überreicht, im Gegenzug gab es ein Hertha-Trikot und einen signierten Ball, dann wurde eine halbe Stunde geplauscht. Zum Abschluss führte der 35-Jährige den Staatsgast auf Berlin-Besuch über Herthas Trainingsgelände.

Das war ein einmaliges Erlebnis, aber wohl nicht Dardais Höhepunkt in diesem Jahr: „Sich von den eigenen Fans vor fast 80 000 Zuschauern im Olympiastadion zu verabschieden – das ist nicht zu toppen“, sagt Herthas Rekordspieler dem Tagesspiegel. „Ich danke der Mannschaft, dass sie das möglich gemacht hat.“

Am Sonntag soll Dardai noch einmal einen Abschied auf großer Bühne bekommen, nachdem er in dieser Saison noch kein Zweitliga-Spiel bestritten und die Rückrunde bei Herthas zweiter Mannschaft verbracht hat. „Er wird gegen Augsburg von Anfang an spielen“, sagt Markus Babbel, „als Würdigung für seine Verdienste, seine lange Karriere und all das, was er für Hertha geleistet hat.“ Damit verwirklicht der Trainer nicht nur das Szenario, das er bei Dardais Rückstufung zur U 23 im Winter in Aussicht gestellt hatte, sondern sorgt auch für eine gewisse Symbolik. „Ein Kreis schließt sich“, sagt Babbel, „Pal war zu Saisonbeginn dabei und wird nun am Saisonende verabschiedet.“

Der Kreis schließt sich auch in einem viel weiteren Bogen. Dardai war als einziger Spieler schon beim letzten Aufstieg 1997 dabei. Damals stellten die Berliner mit 75 000 Zuschauern gegen Kaiserslautern einen Zweitligarekord auf, den Hertha am Sonntag selbst brechen könnte.

Der junge Dardai war seinerzeit erst ein halbes Jahr in Berlin. Bernd Storck, der Assistent des damaligen Trainers Jürgen Röber, hatte den 20-Jährigen bei einem Spiel der ungarischen U-21-Auswahl entdeckt. Für umgerechnet 250 000 Euro kam der Mittelfeldmann, der damals noch etwas offensiver agierte, aus Budapest. Mit seinem Zimmergenossen Michael Preetz konnte sich Dardai anfangs kaum verständigen. „Er konnte kaum Deutsch, als er zu uns kam“, erinnert sich Preetz, aber „Pal hat die Sprache sehr schnell gelernt und dann auch neben dem Platz losgelegt“.

Dardai entwickelte sich im defensiven Mittelfeld zur unverzichtbaren Größe, siegte mit Hertha in der Champions League gegen den AC Mailand und den FC Chelsea, wurde 2006 Ungarns Fußballer des Jahres. Dabei hielt er den Berlinern stets die Treue, auch als große Angebote kamen, 1999 von Bayern München etwa. Und so löste Dardai im März 2010 mit seinem 281. Bundesligaeinsatz Michael Sziedat als Herthas Rekordspieler ab. 

Doch Dardais Karriere neigte sich da schon dem Ende entgegen. Verletzungen häuften sich, in der Abstiegssaison absolvierte er nur noch 17 Spiele. Im Sommer überging Babbel den ehemaligen Spielführer bei der Kapitänswahl, er setzte auf andere Meinungsführer in der Kabine. Dardai nahm es hin und arbeitete an seiner eigenen Trainerlizenz. In der Rückrunde half er achtmal bei Herthas U 23 aus. Das soll er auch noch in der kommenden Saison tun, während er die ersten Schritte als Jugendtrainer macht.

Doch zuerst kommt Augsburg. Herthas Fans haben für den ewigen Pal schon eine Abschieds-Choreografie vorbereitet. „Einen schöneren Abschied kann es nicht geben“, sagte Kapitän Andre Mijatovic nach dem Schautraining im Poststadion am Mittwoch. „Pal hat es sich verdient.“

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