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Erstklassige Stadt, erstklassiger Klub, erstklassiger Trainer: Jos Luhukay feiert im frisch beflockten Aufstiegs-T-Shirt den knappen Sieg gegen Sandhausen im Olympiastadion, der zur Rückkehr in die Erstklassigkeit reichte.

© dpa

Update

Hertha BSC ist aufgestiegen: Lasogga trifft für Berlin, Luhukay singt "Nie mehr Zweite Liga"

Pierre-Michel Lasogga erlöst die Hertha-Fans im Olympiastadion in Berlin mit seinem späten Tor. Sein 1:0 gegen Sandhausen und ein Arbeitssieg reichen Hertha für den Aufstieg in die Bundesliga. Trainer Jos Luhukay stimmt an für die Fans.

Der Ball segelt plötzlich in den Strafraum, Adrian Ramos steigt hoch, köpft. Die Kurve hält den Atem an. Der Ball klatscht gegen den Pfosten und prallt zurück ins Feld. Aber da steht Pierre-Michel Lasogga, der Teufelskerl, und der drückt mit den Fuß den Ball zum 1:0 über Linie. Der Rest geht unter in einem kollektiven Aufschrei.

Fünf Minuten vor dem Spielende, fünf Minuten vor einer fast schon vermasselten Aufstiegsparty, erzielt Lasogga das goldene Tor. Es ist ein denkwürdiges Tor. Es ist Lasoggas erstes Tor in dieser Spielzeit, aber es ist auch das Tor zum Sieg, den Hertha zum Aufstieg noch benötigt hat. Mit dem 1:0 (0:0) über den SV Sandhausen verlässt Hertha vier Spieltage vor dem Ende der Spielzeit die Unterklassigkeit nach oben. Nach 1968, 1982, 1990, 1997 und 2011 steigt Hertha zum sechsten Mal in die Bundesliga auf. Und es ist der erste Aufstieg im eigenen Haus. 52 135 Zuschauer sind selig.

Unten auf dem Rasen streifen sich die Hertha-Spieler blaue Trikots mit der Aufschrift „Erstklassig“ über, dann machen sie sich auf den Weg durch das Rund hin in die Ostkurve, wo die treuesten Hertha-Fans stehen. Es ist der Beginn zu einer kleinen, launigen Aufstiegsparty. Das große Fest soll erst am Ende der Saison, am letzten Spieltag daheim gegen Cottbus steigen. Es war kein schönes Spiel. Aber wer fragt schon danach, wenn es am Ende reicht? „Die Jungs haben es sich verdient, ich bin stolz und zufrieden“, sagt Trainer Jos Luhukay. An seinen personellen Umstellungen wird es am Ende nicht gelegen haben, dass seine Mannschaft sich so sehr viel schwerer tut mit diesem spielerisch doch arg limitierten Gegner als angenommen. Der Abstiegskandidat aus Sandhausen, der mit einer tiefstehenden Fünfer-Abwehrkette auftritt, will sich nicht einfach ergeben, sondern lieber den Partyschreck geben.

Den Berlinern, die das Spiel zwar dominieren, wird es über 90 Minuten an Klarheit und Stringenz in der Offensive fehlen. Bereits nach 25 Minuten wird Luhukay das erste Mal auswechseln. Für Innenverteidiger John Anthony Brooks kommt in Sandro Wagner ein zweiter Stürmer ins Spiel. Später wird Luhukay noch den offensiven Änis Ben-Hatira für Linksverteidiger Lewan Kobiaschwili bringen, viel offensiver kann er seine Mannschaft nicht ausrichten.

Doch das soll herzlich wenig einbringen. Seine Spieler sind zwar bemüht, aber die Laufbereitschaft stimmt nicht, die Genauigkeit im Passspiel fehlt. Kaum einer der Herthaner wird an diesem Nachmittag Normalform erreichen. Vor allem Ronny bleibt blass, kein überraschender Pass entspringt seinem starken linken Fuß, kein erlösender Freistoß. Die wenigen Halbchancen werden von Sami Allagui, Adrian Ramos und Sandro Wagner vergeben.

„Die erste Halbzeit war eine absolute Enttäuschung, eine Frechheit“, schimpft hinterher Torwart Thomas Kraft. „Aber was soll's, wir haben unser Ziel erreicht, Haken hinter, fertig.“

In der Schlussphase, als das Spiel immer wilder und die Stimmung im Rang immer unruhiger wird, probiert es Hertha mit der Brechstange. 20 Minuten vor dem Ende wird Luhukay den eingewechselten Wagner wieder vom Feld nehmen. Für ihn kommt Herthas letzte Hoffnung: Pierre-Michel Lasogga. Der Ausgang ist bekannt.

Ganz am Ende, als der erste große Jubel verhallt ist, ruft die Kurve lautstark nach dem Trainer. Luhukay, der solche Auftritte eigentlich überhaupt nicht mag, lässt sich überreden. Irgendeiner reicht ihm das Mikrofon. Plötzlich ist es still. Dann sagt der Holländer: „Wir sind wieder zurück, danke.“ Noch einmal tost die Kurve. Dann stimmt der Trainer ein Liedchen an: „Nie mehr Zweite Liga!“

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