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Levan Kobiashvili verwandelt einen Elfmeter zum 1:0.

© dpa

2:0 gegen Aue: Hertha entdeckt das Siegen neu

Nach drei Niederlagen in Serie schlagen die Berliner Erzgebirge Aue 2:0 – im Spitzenspiel der Zweiten Liga verleiht der genesene Kapitän Mijatovic Herthas Abwehr neue Stabilität.

Berlin - Am Ende war es nicht klar, was überraschender war. Dass Hertha BSC mal wieder ein Fußballspiel gewonnen hat, oder aber dass Andreas Neuendorf wirklich noch einmal für die Profis der Berliner auflaufen durfte? Vielleicht hing ja beides auch irgendwie miteinander zusammen. Der 35 Jahre alte Neuendorf, dessen Karriere längst abseits der großen Bühne austrudelt, hatte unter der Woche das nach drei Niederlagen angeschlagene Stammpersonal des Zweitligisten ein wenig auf Trab gebracht. Trainer Markus Babbel hatte diese Maßnahme ersonnen. Schließlich schlug Hertha gestern den FC Erzgebirge Aue mit 2:0 (1:0). Und Neuendorf durfte für die restlichen Spielminuten noch ein paar Runden drehen auf dem Rasen des Olympiastadions.

Es war ein mühsames Stück Arbeit, das die Spieler des zwischenzeitlich aus den Aufstiegsplätzen gestürzten Zweitligisten zu verrichten hatten. Nach einer engagierten wie belohnten Leistung vor 45 892 Zuschauern rückte Hertha in der Tabelle wieder auf Platz zwei vor. Der punktgleiche FC Augsburg, der dank der besseren Tordifferenz vorn bleibt, empfängt die Berliner am kommenden Samstag zum Abschluss der Hinrunde. „Kompliment, dass meine Mannschaft dem Druck standgehalten hat“, sagte Babbel hinterher. „Es fehlt noch die Leichtigkeit, aber wichtiger war, dass wir den Bock umgestoßen haben.“

Es bedurfte einer zähen halben Stunde, ehe Hertha gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als der Ball nach einem Eckstoß in den Strafraum der Gäste segelte und Herthas Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der wieder anstelle von Rob Friend spielte, zu Fall kam, entschied Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ohne zu zögern auf Strafstoß. Lewan Kobiaschwili nutzte den Elfmeter zur nicht unverdienten Führung. Es war das erste Saisontor des linken Außenverteidigers, aber weit wichtiger: Es war Herthas erster Treffer nach 327 torlosen Minuten.

Der Jubel des blau-weißen Anhangs fiel entsprechend aus. Die Berliner gingen mit der Führung in die Pause. Zu verdanken hatten sie dies zwei Herren, die die Innenverteidigung bildeten. Da war einmal der Tscheche Roman Hubnik, der eine starke Leistung bot und mindestens zwei Mal vor einschussbereiten Gästen retten konnte. Aber auch das Mitwirken von Andre Mijatovic sollte sich sichtlich stabilisierend auf die Defensive der Berliner auswirken. Der Kapitän hatte verletzungsbedingt die vergangenen sieben Wochen gefehlt. „Man hat gesehen, wie wichtig er für uns ist, welche Ruhe er ausstrahlt“, sagte Babbel anerkennend über Mijatovic.

Es war nicht die einzige personelle Veränderung, die Herthas Trainer vorgenommen hatte. Im Tor vertrat der junge Sascha Burchert den gesperrten Marco Sejna, im defensiven Mittelfeld ordnete Fabian Lustenberger anstelle des ebenfalls gesperrten Peter Niemeyer das Spiel der Berliner. Der junge Schweizer hatte erst in der Vorwoche sein Saisondebüt nach langer Verletzungszeit gegeben. Am Ende hatte er sich so verausgabt, dass er wegen Krämpfen ausgewechselt werden musste.

Die Mannschaft aus dem Erzgebirge, die schätzungsweise 10 000 Fans im Schlepptau hatte, suchte weiterhin ihre Chance. Recht bald nach dem Wiederbeginn prüfte Enrico Kern Herthas Torwart Burchert mit einem Flugkopfball. Der frühere Rostocker Angreifer hätte die Gäste sogar in Führung bringen können. Doch sein Kopfball in der 20. Minute hatte der herangeeilte Hubnik abblocken können.

Hertha ließ sich davon nicht irritieren. Die Berliner blieben spielbestimmend. Aber im Gegensatz zu ihren Auftritten in den vergangenen drei Spielen, konnten sie dieses Mal auch den Druck auf das gegnerische Tor aufrecht erhalten und sogar noch einmal erhöhen. Sie spürten wohl, wie wackelig eine knappe Führung sein kann. Nach einer guten Stunde und einem steilen Pass von Nikita Rukavytsya kam schließlich Lasogga frei vor dem Auer Torwart in Schussposition. Der 18-Jährige nahm den Kopf hoch, schaute noch einmal und ließ Martin Männel keine Chance. Das 2:0 wirkte befreiend auf die Berliner, die plötzlich zu kombinieren begannen.

Und auch die Hertha-Fans in der Ostkurve waren inzwischen bei bester Stimmung. Sie tanzten und sangen. Schließlich wurden auch sie mit fortlaufender Zeit mutiger. Mit einem Zweitorevorsprung im Rücken forderten sie nun lautstark die Hereinnahme von Andreas Neuendorf. Und tatsächlich, in der vorletzten Minute schickte Babbel Neuendorf für Ronny aufs Feld. Der Oldie kam sogar noch dreimal an den Ball. Größeren Einfluss aber auf das restliche Geschehen sollte er nicht mehr nehmen. Das Spiel war gelaufen.

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