zum Hauptinhalt
Schmaler Körper, großes Herz. Peer Kluge behauptet sich trotz physischer Unterlegenheit gegen Torsten Mattuschka.

© dapd

Peer Kluge: Im Glanz der anderen

Neuzugang Peer Kluge zeigt im Stadt-Derby gegen Union, dass er mit seiner Art ein wertvoller Spieler für Hertha ist. Besonders beim Pressing in der Hälfte des Gegners ist der 31-Jährige ein Schlüsselspieler in dem Konzept von Herthatrainer Jos Luhukay.

Peer Kluge erkannte die Gefahr schon in ihrer Entstehung, und er tat genau das Richtige: Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC trat den geordneten Rückzug an. Seinen Kollegen vor dem Hertha- Block im Stadion An der alten Försterei zuckten schon die Füße, und als sie anfingen, Pogo zu tanzen, schaute Kluge dem Schauspiel als Einziger aus sicherem Abstand zu. Mit fast 32 ist er vielleicht schon ein bisschen zu alt für solche Kindereien; möglicherweise scheute Kluge auch das Verletzungsrisiko, das nicht zu unterschätzen ist, wenn junge Männer durch die Luft hüpfen und sich gegenseitig mit den Oberkörpern anrempeln.

Normalerweise ist Kluge keiner, der vor Gefahr flüchtet, vor allem nicht auf dem Fußballplatz. Man neigt dazu, den nur 68 Kilogramm schweren Mittelfeldspieler wegen seiner Statur ein wenig zu unterschätzen, aber die körperliche Unterlegenheit gleicht er durch andere Qualitäten aus. Hans Meyer hat schon vor zehn Jahren prophezeit, dass Kluge kein richtiger Widerständler mehr werde, aber dies kompensiere er „mit läuferischem Aufwand und taktischem Geschick“. Meyer hat Kluge als Bundesligatrainer gleich zweimal verpflichtet: 2001 für Mönchengladbach und 2007 für Nürnberg.

Das Derby zwischen Union und Hertha in Bildern

Kluge ist ein typischer Trainerspieler, einer, den Trainer schätzen, weil er nicht nach Szenenapplaus giert, sondern seine Mannschaft besser macht. Für Herthas Trainer Jos Luhukay, der schon in Mönchengladbach mit ihm zusammengearbeitet hat, ist Kluge einer der Schlüsselspieler für sein fußballerisches Konzept. Er sei ein wichtiger Ordnungsfaktor, ein guter Umschaltspieler, dazu spielintelligent, einsatzfreudig und passsicher. Dem großen Publikum erschließen sich diese Qualitäten nicht immer auf den ersten Blick, am Montagabend aber, im Berliner Derby gegen Union, gelang Kluge die nahezu perfekte Symbiose aus Selbstlosigkeit und Eigensinn. Es war Kluges bestes Spiel für Hertha, seitdem er in diesem Sommer aus Schalke nach Berlin gewechselt ist.

Kluge und Peter Niemeyer teilten sich den Part im zentralen Mittelfeld: Während Niemeyer den Abräumer vor der Abwehr gab und sichtlich Spaß an der Rolle des Spielverderbers hatte, übernahm Kluge den offensiven Part, zu dem unter Luhukay auch die Auslösung des Pressings gehört. Ausgerechnet Herthas ältester Spieler muss also immer wieder im Sprint den Gegner anlaufen. Aber Kluge hat damit überhaupt kein Problem. „Ich glaube, dass ich dafür prädestiniert bin“, sagt er, obwohl er jetzt nicht nur viel laufen muss, sondern oft auch noch schnell. Von allen Spielern kam Kluge am Montagabend in der Alten Försterei auf die zweitmeisten intensiven Läufe.

Die Beteiligung an der Defensive ist aber nur ein Teil von Kluges Jobprofil. Bei Ballbesitz verfügte der Mittelfeldspieler laut Luhukay über alle Freiheiten, und die hat er beim Derby ebenfalls gewinnbringend eingesetzt. Nach einer halben Stunde leitete Kluge Herthas Führung ein, indem er ein Zuspiel von Änis Ben-Hatira ohne Zögern auf den besser postierten Sandro Wagner ablegte. „Die Vorbereitung vor dem 1:0 zeigt seine ganze Klasse. Da muss man eigentlich nicht groß drüber reden“, sagt Peter Niemeyer. „Peer hat immer schon eine Idee im Kopf, was er mit dem Ball anfangen kann.“ Peer Kluge ist ein gutes Beispiel dafür, dass man im Fußball nicht der Schnellste sein muss. Man muss vor allem schnell denken können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false