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Wieder da: Publikums Liebling Zecke Neuendorf

© dpa

Zecke Neuendorf: So schön wie beim ersten Mal

Als er das Feld betrat, schwappte eine Welle durch die Ostkurve. Publikumsliebling Andreas "Zecke" Neuendorf gab im Heimspiel gegen Aue sein Comeback. Und es soll nicht sein letzter Einsatz für die Hertha gewesen sein.

Ein gewisses Gespür für die Bedürfnisse der Masse ist Markus Babbel ganz sicher nicht abzusprechen. Wenn es die Umstände erlauben, gibt er dem Volk, was das Volk braucht. Als am Sonntagnachmittag Herthas Sieg gegen Aue nicht mehr ernsthaft zur Diskussion stand, wollte das Volk nur noch eins: Andreas Neuendorf, den alle Welt Zecke nennt. Gut zehn Minuten vor Schluss sang die Ostkurve zum ersten Mal seinen Namen, in vorletzter Minute dann kam Babbel, der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten, dieser Forderung nach. Andernfalls hätte er sich beim eigenen Anhang wohl auch höchst unbeliebt gemacht. „Ich weiß, dass er sehr populär ist“, sagte Babbel. Und das ist noch untertrieben.

Als Neuendorf das Feld betrat, schwappte die Welle durch die Ostkurve. So ekstatisch ist lange keine Einwechslung mehr gefeiert worden. „Zecke ist einfach ein Typ. Der gehört zu Hertha“, sagte Aues Mittelfeldspieler Oliver Schröder, der zwei Jahre mit ihm bei den Berlinern gespielt hat. Es war Neuendorfs 150. Einsatz für Herthas Profi, der erste seit dreieinhalb Jahren. Nach drei Jahren in Ingolstadt hat Hertha ihn im Sommer zurückgeholt – für die U 23, wo Neuendorf den Talenten Freund und Helfer sein soll. Bis Babbel vorige Woche zu der Erkenntnis kam, dass auch seine Mannschaft ein bisschen Hilfe brauchen könne.

Seit Mittwoch hat Neuendorf bei den Profis trainiert. „Es war wichtig, ihn mit zu uns zu nehmen“, sagte Babbel. Neuendorf sollte mit seiner unbeschwerten Art die schweren Gedanken vertreiben, und offenbar hat er seine Mission zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. „Er hat sehr geholfen“, sagte Torhüter Sascha Burchert. „Zecke ist immer gut drauf.“

Neuendorf hatte nicht im Traum daran gedacht, in Herthas Kader zu stehen, von einem Einsatz ganz zu schweigen. Das Glück des fast 36-Jährigen war daher ebenso groß wie seine Aufregung. „Bei meinem ersten Bundesligaspiel hatte ich auch nicht mehr Gänsehaut“, sagte er über den Moment seiner Einwechslung. „Ich bin froh, dass ich nicht auf dem Platz gestolpert bin.“ Fünf Minuten – inklusive Nachspielzeit – durfte Neuendorf noch mitmachen, zwei Mal kam er an den Ball, und am Ende führte er noch eine Ecke aus, die nichts einbrachte. Der sportliche Wert war überschaubar. Aber darum ging es gar nicht. Es ging ums Gefühl.

Für Neuendorf war die Einwechslung der perfekte Abschluss eines schönen Nachmittags. „Es hat Spaß gemacht zuzugucken“, sagte er. Von der Tribüne hätte er alles besser gesehen als vom Spielfeldrand, aber auf diesen Luxus wird er auch künftig verzichten müssen. Neuendorfs Rückkehr zur U 23 ist fürs Erste nicht vorgesehen. Markus Babbel sagte: „Der bleibt bei uns.“ Die Masse wird es gerne hören.

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