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Spieler-Transfer: Warum Hertha BSC Malik Fathi abgeben musste

Die Frage, wie Hertha BSC Malik Fathi ersetzen will, ist relativ leicht zu beantworten. Gar nicht. Für Hertha besaß Fathi einen Mehrwert, der über das rein Sportliche hinausging.

Berlin - Malik Fathis Position in Herthas Mannschaft  gibt es nicht mehr. Seitdem Trainer Lucien Favre mit einer Dreierkette verteidigen lässt, ist Fathis Posten hinten links ersatzlos gestrichen. Das macht die Kompensation fürs Erste einfach. „Die Dreierkette stellt sich von selbst auf“, sagt Manager Dieter Hoeneß vor dem Spiel am Samstag bei Hansa Rostock. Die sportlichen Aspekte haben eine untergeordnete Rolle gespielt, als Hoeneß vor der Entscheidung stand, ob er Fathi zu Spartak Moskau gehen lassen solle. Am Ende haben die Russen ihm die Entscheidung quasi abgenommen – indem sie vier Millionen Euro boten.

„Ich trage auch Verantwortung für den Verein“, sagt der Manager des Berliner Bundesligisten. Mit anderen Worten: Das Angebot konnte er gar nicht ablehnen. Nur für Sebastian Deisler und Kevin- Prince Boateng haben die Berliner mehr Ablöse kassiert als für Fathi, und das Geld soll im Sommer komplett in die Mannschaft investiert werden. „Man muss sich an der Realität orientieren“, sagt Hoeneß. Und die Realität sieht so aus, dass Fathi ein solider Bundesligaspieler ist und vier Millionen Euro seinen Marktwert deutlich überschreiten. Trotzdem hat Hoeneß den Transfer „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ abgewickelt.

Für Hertha besaß Fathi einen Mehrwert, der über das rein Sportliche hinausging. „Malik ist ein feiner Kerl, ein guter Charakter und ein Berliner Junge“, sagt Hoeneß. Aber Fathi war auch ein Berliner Phänomen. Die Fans schätzten ihn als Sympathieträger, außerhalb der Stadt jedoch spielte er keine Rolle. Dieter Hoeneß berichtete gestern, dass er eine Menge Mails und Faxe von außerhalb Berlins erhalten habe, deren Absender vor allem eines wissen wollten: Vier Millionen für Fathi – wie habt ihr das denn gemacht? Der Linksverteidiger war nie mit derart überdurchschnittlichem Talent gesegnet wie Kevin-Prince Boateng oder Ashkan Dejagah, trotzdem hat er es zu zwei Spielen für die Nationalmannschaft gebracht – weil er stets bemüht war, sich zu verbessern. Und mit seiner hintersinnigen Art sprach er auch eine andere Klientel an als die Weddinger Hip-Hop-Fraktion um die Boatengs. „Malik ist ein Typ“, sagt Karsten Heine, Herthas U-23-Trainer.

Von wiedererkennbaren Typen hat der Klub zuletzt etliche verloren. Elf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs haben Hertha seit 2006 verlassen. Langfristig setzt der Klub damit seine Identität aufs Spiel; kurzfristig entsteht das Problem, dass Herthas Kader nicht mehr über die vorgeschriebenen zwölf deutschen Profis verfügt. „Es ist notwendig, dass wir einen nachziehen“, sagt Hoeneß. Vermutlich wird Sascha Bigalke einen Profivertrag erhalten. Der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler spielt noch in der A-Jugend, trainiert aber schon mit den Amateuren. „Fußballerisch bringt er sehr viel mit“, sagt Karsten Heine.

Bigalke gehört bereits zur nächsten Generation. „Es fehlt nicht an Talenten“, sagt Favre, der nun doch in Rostock auf der Bank sitzen darf, weil Hertha gegen seine Sperre in die Berufung geht. Ein wenig paradox ist es allerdings, dass seit Favres Amtsantritt derart viele Nachwuchskräfte den Klub verlassen haben. Der Schweizer schätzt die Arbeit mit jungen Spielern, die er noch formen kann. „Man sollte aus dem Aderlass nicht den Trend ableiten, dass wir unsere jungen Leute wegschicken“, sagt Hoeneß. „Unsere Nachwuchsarbeit wird weiter florieren.“

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