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Hertha Duisburg

© dpa

Hertha - Duisburg: Ronaldinho im Olympiastadion

Hertha hatte Spaß am Fußball und besiegte zuhause den Gegner aus Duisburg. Doch man muss auch zugeben, dass der MSV mit Abstand die schlechteste Mannschaft war, die im Olympiastadion zu Gast war.

Berlin - Vor drei Jahren, als Ronaldinho noch der beste Fußballspieler der Welt war, hat er für seinen FC Barcelona in der Champions League gegen den FC Chelsea ein Tor geschossen, das als Tippkick-Tor berühmt geworden ist. Aus dem Stand, von der Strafraumgrenze des Stadions an der Stamford Bridge, gegen alle scheinbaren Gesetze der Fußball-Physik. Als wäre er eine dieser Tischfußballfiguren, denen man zum Schuss nur auf den Kopf drücken muss.

Gestern Abend, um kurz nach neun, hat Ronaldinhos Landsmann Raffael ein Da Capo gegeben. Nur im Olympiastadion, nur vom Elfmeterpunkt, nur gegen den MSV Duisburg, und allemal war dieses 1:0 in der 34. Minute das spektakulärste Tor, das Hertha BSC seit langem erzielt hat. Es war auch das schönste Heimspiel, das die Berliner nach Wochen der Entbehrung bewundern durften. Am Ende reichte es für einen 2:0 (2:0)-Sieg, den dritten in den vergangen vier Bundesligaspielen. Zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen haben den Start in die Bundesliga-Rückrunde zu einer unerwarteten Erfolgsgeschichte für Hertha gemacht.

Obwohl nur 32 382 Zuschauer kamen, herrschte mal wieder ausgelassene Stimmung im Olympiastadion. Das lag nicht nur an Raffaels Zaubertor. Zum ersten Mal seit dem ersten Heimspiel im August gegen den VfB Stuttgart hatten die Ultras wieder den Weg ins Stadion gefunden, jene sangesstarken und begeisterungsfähigen Fans, die zum Teil mit einem Stadionverbot belegt worden waren. Die Ultras hatten nicht viel verpasst in der Hinrunde. Aber was sie gestern sahen, dürfte ihnen Lust auf mehr gemacht haben. Hertha hatte Spaß am Fußball. Die Berliner ließen den Ball laufen und den Gegner erst recht, allen voran der Tscheche Rudolf Skacel, der Serbe Marko Pantelic und natürlich Raffael, der Wunschspieler von Trainer Lucien Favre, der im fünften Spiel sein drittes Tor schoss und mit jeder Woche in Berlin ein bisschen mehr von dem Können zeigt, das Hertha eine Ablösesumme von gut vier Millionen Euro wert war.

Zur Relativierung sei gesagt, dass Duisburg die mit Abstand schlechteste Mannschaft war, die seit einer gefühlten Ewigkeit den olympischen Rasen betreten durfte. Der MSV war von Beginn an nur auf Zerstörung bedacht, war aber auch damit überfordert, vom spielerischen Moment ganz zu schweigen. In dieser Form ist der Aufsteiger kein Abstiegskandidat, sondern ein sicherer Absteiger.

Was etwa hatte sich der Brasilianer Fernando dabei gedacht, als er nur drei Minuten nach Raffaels spektakulärem 1:0 passiv-lustlos Herthas Serben Marko Pantelic auf dem Weg zum zweiten Tor begleitete? Mit ein wenig körperlicher Präsenz hätte er Pantelic nach Raffaels schönem Pass in Richtung Eckfahne abdrängen können, doch er schaute lieber zu, wie Pantelic den Ball aus denkbar ungünstiger Position mit dem obligatorischen rechten Fuß am Duisburger Torhüter Tom Starke vorbei spitzelte. Für Pantelic war es das zehnte Saisontor. Starke brüllte den unseligen Fernando nach Leibeskräften zusammen, aber Lautstärke allein half nicht gegen die Duisburger Schläfrigkeit, oder war es schlicht Unvermögen?

Das Siegen fiel den Berlinern jedenfalls so leicht, dass sie sich mit fortschreitender Zeit ein wenig zu sehr vom Spaß und zu wenig vom Ehrgeiz auf ein höheres Ergebnis treiben ließen. Es fehlte an der Ernsthaftigkeit, etwa als Pantelic frei vor dem Duisburger Tor mit viel Effet und Eleganz ein ähnlich schönes Tor wie zuvor Raffael erzielen wollte. Nur zwei Herthaner mochten sich nicht anstecken lassen von der allgemeinen Heiterkeit. Mittelfeldspieler Patrick Ebert missriet zum wiederholten Mal so ziemlich alles, was seine Füße anstellen wollten, gegen ihn gab es sogar vereinzelte Pfiffe. Kurz vor Schluss machte er Platz für Solomon Okoronkwo. Und Arne Friedrich ging Mitte der zweiten Halbzeit so überflüssig hart in einen Zweikampf an der Mittellinie gegen Manasseh Ishiaku, dass er dafür die Gelbe Karte sah. Es war die fünfte für den Berliner Kapitän – für das nächste Spiel am kommenden Freitag in Dortmund ist er damit automatisch gesperrt.

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