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Sport: Hertha fällt

Die Berliner verlieren in Wolfsburg 0:2 und verabschieden sich von einem Uefa-Cup-Platz

Wolfsburg. Es war der Nachmittag des Abschiednehmens. In der Volkswagen-Arena zu Wolfsburg wurden einige verdiente Fußballer des ortsansässigen VfL geehrt, beklatscht und verabschiedet. Es folgte ein Bundesligaspiel zwischen Wolfsburg und Hertha BSC. Und weil dieses vor gut 25 000 Zuschauern vom VfL mit 2:0 (1:0) gewonnen wurde, hieß es hinterher noch einmal Abschied nehmen – für die Berliner vom Minimalziel Uefa-Cup. Zumindest ist der jetzt nicht mehr aus eigener Kraft zu erreichen. Seit zehn Wochen und dem dritten Misserfolg in Folge steht Hertha nicht mehr auf einen Uefa-Cup-Platz.

Hertha bewies Mut. Zehn Gegentore hatte der Verein in den beiden vergangenen Bundesligaspielen kassiert. Gegen Bremen (vier Tore) war Herthas Hintermannschaft arg gebeutelt, gegen die Bayern (sechs) war sie gedemütigt worden. „Wir müssen diese Ergebnisse aus den Köpfen bekommen“, hatte Herthas Trainer Huub Stevens Anfang der Woche gesagt. Allein mit Worten ist das nicht zu schaffen. Für das wichtige Gastspiel in Wolfsburg entschied er sich zum Handeln. Die beiden Stammstürmer, Kapitän Michael Preetz und Weltmeister Luizao, fanden sich zunächst auf der Bank wieder. Für sie brachte Stevens den erst 19-jährigen Nando Rafael sowie Stefan Beinlich, der die Spielmacherrolle von Marcelinho übernahm. Marcelinho war an die Seite seines Landsmannes Nando gerückt. Für den verletzten Mittelfeldspieler Thorben Marx kam Andreas Schmidt zum Zuge und für Marko Rehmer, der gegen die Bayern sein schlechtestes Saisonspiel zeigte, rückte Abwehrchef Dick van Burik ins defensive Zentrum.

Doch ausgerechnet der Niederländer, der der zuletzt so anfälligen Verteidigung der Berliner Stabilität verleihen sollte, verschlimmerte das Erscheinungsbild noch. Nach nur vier Minuten ließ er ein Bein stehen. Wolfsburgs Stürmer Ponte stolperte drüber – Elfmeter. Maric erzielte die Führung für den VfL, der in dieser Saison immer dann gewonnen hatte, wenn die Mannschaft in Führung gegangen war. Das war vor dem Spiel zwölf Mal der Fall.

Nach gut einer Viertelstunde kam Hertha ins Spiel. Vor allem Beinlich setzte die Offensivkräfte in Szene. Zunächst scheiterte Pal Dardai mit einem Flatterschuss an Wolfsburgs Torwart Reitmaier, anschließend war es gleich zweimal der junge Nando Rafael. Ihm wird die Zukunft gehören im Sturm der Berliner, die Vergangenheit, Alex Alves, hatte Trainer Stevens erst gar nicht mehr mit nach Wolfsburg genommen. In der ersten Halbzeit litt das Spiel der Gäste an der Ungenauigkeit der vorgetragenen Aktionen. Zudem versuchte es Hertha zu oft durch die Mitte. Die Wolfsburger dagegen, die vom langjährigen Hertha-Trainer Jürgen Röber sehr gut eingestellt waren, verlegten sich beizeiten auf Konter und blieben damit auch gefährlicher.

In der Halbzeitpause wird Stevens seinen Spielern ein paar deutliche Worte gesagt haben. Doch was hilft so etwas, wenn die zweite Halbzeit fast genau so beginnt wie die erste? Erneut war es van Burik – diesmal im Zusammenspiel mit Josip Simunic –, der seinen Gegenspieler Maric nicht zu fassen kriegte. Simunic lief ins Leere. Der Ball aber, der frei im Strafraum lag, wurde von Munteanu über die Linie befördert: 2:0. Die eigentlichen Fehler waren im Mittelfeld gemacht worden. Die Hertha-Fans jedenfalls brüllten ihre Meinung vom Rang. „Jürgen Röber – du bist der beste Mann“, sangen sie, ein Klassiker aus gemeinsamen erfolgreichen Tagen. Für den neuen Hertha-Trainer hatten sie nur übrig: „Stevens raus!“

Der reagierte. Er brachte Mittelstürmer Michael Preetz ins Spiel. Hertha setzte auf Offensive. Doch sowohl van Burik, Bart Goor als auch Preetz scheiterten zum Teil kläglich. „Vor dem gegnerischen Tor haben wir versagt“, sagte Beinlich. Vor dem eigenen auch.

André Görke

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