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Hertha BSC - 1. FC Nürnberg 1:2

© dpa

Hertha-Fan: Nach dem Sturm auf den Rasen: „Wir wollten ein Zeichen setzen“

Sie wollten nicht wieder auf der Tribüne trauern, sehen sich nicht als Chaoten und fühlen sich nun ungerecht behandelt. Ein Hertha-Fan fasst seine Gefühle zum Platzsturm im Olympiastadion zusammen.

Berlin - Am Mittwoch hatten einige Fans einen unangenehmen Termin bei Hertha BSC. Sie wurden, wie das nach Heimspielen des Berliner Bundesligisten üblich ist, im sogenannten Sicherheitsbeirat angehört. Es ging um Stadionverbote, weil sie zu jenen rund 100 Fans gehört haben sollen, die am Samstag nach dem 1:2 gegen Nürnberg das Spielfeld gestürmt und unter anderem die Ersatzbank zerstört hatten. Einige Funktionäre des Klubs diskutierten mit den Fans, der Verein will seinen Anhängern zeigen, dass sie ernst genommen werden. Verhandelbar sind allerdings die wenigsten Stadionverbote.

Ein Fan, der ebenfalls auf das Spielfeld gestürmt war und ungenannt bleiben will, äußert sich im Tagesspiegel über die Vorfälle vom Samstag. „Das ging ganz schnell“, sagt er, lange nachgedacht habe er nicht. „Wir waren wütend und das wollten wir zeigen.“ Die Fans hätten ihren Unmut anders ausdrücken wollen als nach den schmerzvollen Niederlagen zuvor, sagt er. Sie hätten nicht wieder auf der Tribüne trauern wollen. „Sondern so, dass es jeder sehen kann, wir wollten ein Zeichen setzen.“ Entgegen vieler Berichte seien es keine krawallsuchenden Chaoten gewesen, die auf den Rasen gerannt waren. Sondern der harte Kern der Fans von Hertha BSC. Nun fühlen sie sich ungerecht behandelt. „In den Boulevardzeitungen steht, dass wir Menschen verletzen wollten und Eisenstangen hatten“, sagt der Fan. Tatsächlich hätten einige wenige Plastikstangen gehabt, die sonst als Fahnenhalter dienen, sogenannte Hochtemperaturrohre. „Und so weit ich das übersehe, wollte keiner von uns damit jemanden angreifen.“

Dass es keine Angriffe auf Personen gab, bestätigen die Hertha-Verantwortlichen nach Auswertung der Videoaufnahmen. Trotzdem will der Verein mit Härte gegen die Randalierer vorgehen, „die ein Tabu gebrochen haben“, sagt Herthas Sprecher Gerd Graus, „unsere Fans müssten wissen, dass sie nicht aufs Spielfeld dürfen.“ Gemeinsam mit der Polizei hat Hertha bereits knapp 30 der etwa 100 Fans identifiziert. Gegen einige wird wegen Landfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.

Auch dem Vorsänger der Ostkurve, der „Capo“ genannt wird, droht ein Stadionverbot. Er war am Samstag ebenfalls in den Innenraum geklettert. Die Polizei hat ihn festgenommen und verhört. Die Fans werden sich in ihrer Struktur erst einmal neu sortieren müssen. „Aber anders als die meisten Spieler werden wir nicht einfach abhauen, sondern mit Hertha in der Zweiten Liga weitermachen“, sagt der Hertha-Fan.Ingo Schmidt-Tychsen

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