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Allein unter Fans. Manager Michael Preetz, hier bei seiner Ankunft im Palais am Funkturm, stand beim Dialog mit den Hertha-Mitgliedern im Mittelpunkt der Kritik.

© dpa

Hertha-Fangespräch: Kritisch, aber gefasst

Beim Hertha-Dialog mit den Fans stand vor allem Manager Preetz in der Kritik – die Stimmung blieb jedoch sachlich. Präsident Werner Gegenbauer stiftete Verwirrung und widersprach seinen Äußerungen vom Vortag.

Ganz so skandalös war die Äußerung nun auch wieder nicht. Michael Preetz sprach gerade bei der Veranstaltung „Hertha im Dialog“ am Donnerstagabend im Palais am Funkturm, da musste eine junge Frau der Ohnmacht nahe hinausgeführt werden. Bemerkenswert war es aber in jedem Fall, was der Manager vor 608 Mitgliedern über Markus Babbel sagte. „Es reicht nicht, sich eine Hertha-Fahne tätowieren zu lassen“, sagte Preetz über den Trainer, den er im Dezember im Streit entlassen hatte. Man müsse auch ein Lebensgefühl vermitteln, dass man sich wohl fühle in Berlin und bei Hertha. „Hier hat jemand ein Sprungbrett gesucht, um den Absprung zu suchen zu einem anderen Verein.“

Preetz, selbst umstritten, war mit einer Mischung aus Applaus und „Pfui“-Rufen begrüßt worden. Seine Kritik an Babbel rief ihrerseits Kritiker auf den Plan: „Sag die Wahrheit!“, rief einer, als Preetz die Trennung begründete. Preetz blieb gelassen: „In Stilfragen muss ich mir in Sachen Markus Babbel nichts vorwerfen lassen“, erwiderte er einem anderen Fan, der seine Äußerungen über den Ex-Trainer kritisiert hatte. Präsident Werner Gegenbauer sprach schließlich davon, man habe Babbel „aus der Arbeitslosigkeit“ geholt.

Gegenbauer war es, der sodann weitere Verwirrung in der Frage stiftete, wie weit Hertha zu gehen bereit wäre, um eine Wiederholung des durch einen Platzsturm unterbrochenen Relegationsrückspiels bei Fortuna Düsseldorf zu erzwingen. So widersprach er seiner Äußerung vom Vortag, er überlege, die Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag über einen möglichen Gang vor ein DFB-Schiedsgericht entscheiden lassen. „Ich habe nicht von einer Abstimmung gesprochen, sondern von einem Meinungsbild“, sagte der Präsident. Am Mittwoch hatte er noch deutlich von einem Votum gesprochen.

Die Fans hatten die Dialog-Veranstaltung weder boykottiert, wie im Vorfeld spekuliert wurde, noch hielten sie sich mit kritischen Fragen zurück, um sie sich für die Mitgliederversammlung aufzuheben. Die Stimmung war überraschend sachlich. Mehrere Fragesteller hinterfragten aber Gegenbauers Festhalten an Manager Preetz. „Sie wollen ein Schlachtfest, das kommt mit mir nicht in Frage“, sagte der Vereinschef, der einziger Kandidat für das Präsidentenamt bei der kommenden Mitgliederversammlung ist. „Nur in dieser Besetzung geht es und nie anders.“ Preetz selbst gab Fehler zu. „Es steht außer Frage, dass wir uns in der Rückrunde nicht mit Ruhm bekleckert haben.“ Auch die Außendarstellung sei „keine gute“ gewesen. Gegenbauer verteidigte sich gegen den Vorwurf, mit der Verpflichtung eines neuen Trainers nicht die Mitgliederversammlung abgewartet zu haben. „Nachher wäre es nicht mehr gegangen.“ Für die Berufungsverhandlung am heutigen Freitag setze man „auf eine vernünftige Beweisaufnahme, dass bewegte Videobilder zugelassen werden“. Im Falle eines Abstieges seien die Bedingungen aber „ähnlich wie vor zwei Jahren“ – also machbar.

Unterdessen weiten sich Ermittlungen gegen Fußballprofis aus der Mannschaft von Herthas Relegationsgegner Fortuna Düsseldorf offenbar aus. Staatsanwalt Ralf Herrenbrück sagte der Nachrichtenagentur dapd am Donnerstag, dass jetzt gegen insgesamt drei Düsseldorfer Spieler wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt wird.

Den drei Fußballprofis wird vorgeworfen, bei den Feiern nach dem Relegations-Rückspiel Bengalo-Fackeln in den Händen gehalten oder sogar gezündet zu haben. Auf den Ausgang der heutigen Verhandlung um eine mögliche Neuauflage des Rückspiels zwischen Hertha und Düsseldorf vor dem DFB-Bundesgericht, von dem für die Berliner so viel abhängt, hat das allerdings keinen Einfluss.

(mit dapd)

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