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Manche feiern, andere schweigen. Die Fans von Hertha BSC präsentieren sich derzeit gespalten. Foto: dpa

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Hertha-Fans: Ein Sieg, der nicht versöhnt

Die Vorkommnisse am vorletzten Wochenende in Berlin haben eine Spaltung in Herthas Fanszene offenbart, die auch am Sonntag in Wolfsburg deutlich wurde.

Sie will sich noch immer nicht legen, die Aufregung, die einige Fans von Hertha BSC durch den Sturm in den Innenraum beim Heimspiel gegen Nürnberg verursacht haben. Am Montag beschäftigte sich der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit den Krawallen, die drei Oppositionsfraktionen CDU, Grüne und vor allem die FDP hatten auf eine Sondersitzung Wert gelegt. Ralf Busch, der Leiter des Fanprojektes der Sportjugend, wollte die Parlamentarier beruhigen. Die Hemmschwelle für einen nochmaligen Sturm des Platzes sei durch die Krawalle eher gestiegen: „Durch die bundesweite Aufmerksamkeit haben die Fans gemerkt, dass die dem Verein und sich selbst geschadet haben.“
Die Aufarbeitung geht auch noch weiter, am Mittwoch beschäftigt sich der Sicherheitsbeirat von Hertha BSC mit zehn weiteren Fans und möglichen Stadionverboten. 23 Stadionverbote hatte der Klub schon ausgesprochen – bis 2013. „Das ist das Höchstmaß, das uns zur Verfügung steht“, sagte Geschäftsführer Ingo Schiller, der sich im Abgeordnetenhaus auf die Aussage festlegte: „Eine Wiederholungsgefahr ist nicht gegeben.“
Von staatlicher Seite wurden 28 Strafverfahren aufgenommen, größtenteils wegen Land- und Hausfriedensbruchs, eines wegen Körperverletzung. 21 der betroffenen Fans kommen aus Berlin, 7 aus Brandenburg, einer gehört der Hooligan-Kategorie C, „Gewalt suchend“, an, wie Berlins Innensenator Erhart Körting sagte.
Spaltung der Fanszene
Mit Fans aus dem Ultra-Spektrum hat das Berliner Fanprojekt die Vorfälle schon aufzuarbeiten versucht. „Es war eine erstaunlich offen und sachlich geführte Diskussion“, sagte Busch. „Die Sachbeschädigung wurde von allen verurteilt, das Betreten des Innenraums wurde dagegen von nicht allen als so problematisch angesehen.“ Für den Fußballklub hatte Busch nur Lob übrig. Hertha hätte den Platzsturm nicht zum Anlass genommen, um den Dialog mit den Fans abzubrechen. „Das ist bundesweit vorbildlich“, sagte Busch.
Die Vorkommnisse am vorletzten Wochenende in Berlin haben jedoch eine Spaltung der Berliner Fanszene offenbart, die auch beim überraschenden Sieg in Wolfsburg deutlich wurde. „Der Gästeblock in der Arena bestand aus zwei Teilen“, erzählt der junge Berliner Anhänger Nils H., der in Wolfsburg dabei war. „Der eine Teil mit den Ultras hat das gesamte Spiel über geschwiegen.“ Während des Aufwärmens der Mannschaft seien einige von ihnen sogar auf den Zaun geklettert und hätten die eigene Mannschaft als „Absteiger“ beschimpft. Die Mannschaft hatte nach dem Sieg deshalb nicht mit den Fans feiern wollen.
Der andere Teil des Hertha-Fanblocks habe dagegen die gesamte Spielzeit über das Team angefeuert, berichtet H.. Diese Gruppe habe die Ultras außerdem beschimpft und gerufen: „Wir sind Herthaner und ihr nicht!“ Während des Spiels gab es Streit und kleinere Rangeleien innerhalb des Blocks. Schon vor der Auswärtsfahrt hatten Teile der Fans angekündigt, die Mannschaft erst dann wieder anzufeuern, wenn sie ihrer Einschätzung nach eine kämpferische Einstellung auf dem Platz zeigt. „Ich kann mir schon vorstellen, dass es in den nächsten Wochen noch Diskussionen im Stadion geben kann, sogar bis hin zu kleineren Ausschreitungen“, meint Nils H.. „Aber es sind noch immer alles Hertha-Fans, die eigentlich zusammenhalten sollten.“

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