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© Harald Ottke

Hertha: Gefangen im Leistungsloch

Hertha braucht gegen Frankfurt Leistungsträger in Topform – doch allen voran Kacar schwächelt

Berlin – Nach dem letzten öffentlichen Training vor dem Spiel gegen Frankfurt blieben die Brasilianer noch ein wenig länger: Raffael, Cicero, Kaka und Cesar spielten sich die Bälle zu. Als sie schließlich den Platz verließen, arbeitete Gojko Kacar immer noch an seinem Torabschluss. „Ich bin heute als Letzter geblieben, weil ich meinen Fehler wiedergutmachen wollte und das Training für meine Form, mein Selbstvertrauen brauche“, sagte Kacar, als er mit dem Ballnetz über der Schulter Richtung Kabine trottete. Trotz all der Wirrungen um sein Zuspätkommen zum Dienstagstraining, trotz der Vorwürfe von Trainer Friedhelm Funkel, in Kacars Nationalteam werde wohl nicht richtig trainiert und der öffentlichen Replik von Serbiens Trainer Radomir Antic – Kacar bleibt ein Schlüsselspieler für Hertha. Auch für das heutige Spiel gegen die Eintracht, gegen die er im Februar 2008 sein Bundesligadebüt gefeiert hatte, bei einer 0:3-Heimniederlage allerdings. „Es ist gut, dass er einmal eine ganze Woche bei uns trainiert“, sagt Funkel, „denn Gojko ist ein sehr guter Spieler, wenn er hundertprozentig fit ist.“

Genau in diesem „wenn“ liegt das Problem, bei Kacar genauso wie bei seinen Kollegen: Der Absturz des Tabellenvierten der Vorsaison resultiert nicht nur daraus, dass die Stammkräfte Simunic, Woronin und Pantelic gingen. Die Misere liegt auch im Formverfall von einstigen Leistungsträgern wie Kacar, Cicero, Raffael, Ebert, Nicu, Friedrich oder von Bergen, der auch Verletzungen geschuldet ist. Allen voran Kacar fiel, nach zwei Toren in den ersten zwei Spielen, in ein Loch, wurde durch Blessuren und, so Funkel, Nationalmannschaftsreisen aus der Bahn geworfen. Kacar ist mit zwei Treffern zwar immer noch bester Torschütze der Hertha, zum Vorjahreszeitpunkt hatte er jedoch bereits fünf Tore erzielt, genau wie sein Mittelfeldkollege Cicero. Der Brasilianer, im Vorjahr zweitbester Torschütze nach Woronin, enttäuscht diese Saison gerade in der Offensive, blieb bisher torlos und blass. Auch die Offensivkräfte Raffael, Ebert und Nicu, die je einen Treffer erzielt haben, bleiben hinter den Erwartungen zurück, die sie in der Vorsaison geschürt hatten, teilweise bedingt durch Sperren und kleinere Verletzungen. So fehlt Ebert wohl auch am Sonnabend gegen Frankfurt wegen eines hartnäckigen Infektes, den er seit zwei Wochen nicht los wird.

Losgeworden sind immerhin die Defensivspieler Herthas ihr Formtief, nach 25 Gegentreffern in den ersten elf Spielen wirkte die Abwehr um Friedrich und von Bergen zuletzt sicherer, ein Grund dafür, dass sich die Leistungen des Tabellenletzten etwas stabilisierten.

Doch wenn Hertha am Sonnabend zuhause „endlich einmal dran ist, drei Punkte zu holen“, wie es Manager Michael Preetz ausdrückt, dann muss vor allem die Offensive in Schwung kommen. Gegen die Eintracht sind die Voraussetzungen dafür günstig. „Die Frankfurter werden offensiver spielen als die Kölner im letzten Heimspiel“, vergleicht Funkel seine ehemaligen Mannschaften. „Da werden wir mehr Räume haben.“ Also ist es durchaus von Vorteil, wenn Cicero, Raffael und vor allem Kacar Sonderschichten schieben. „Gojko hat gut trainiert“, lobt Funkel, der einen Verkauf Kacars im Winter ausschließt. Das Verhältnis bleibt aber nach der Trainingsverspätung schwierig. „Wir haben nicht darüber gesprochen und ich will auch nicht darüber sprechen“, sagt Kacar, und fügt hinzu: „Ich rede nur noch auf dem Platz.“

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