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Zurück in die Vergangenheit: Lucien Favre kehrt zum dritten Mal nach seiner Entlassung bei Hertha BSC ins Berliner Olympiastadion zurück.

© afp

Hertha gegen Gladbach: Ein Date mit der Ex

Das Topspiel des neunten Spieltags am Samstagabend zwischen Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach (Anpfiff 18.30 Uhr) lebt von den personellen Verflechtungen zwischen den beiden Vereinen. Für viele Beteiligte kommt es zum Wiedersehen mit der Ex.

Wenn Jos Luhukay zu Hause auf die Autobahn Richtung Süden fährt, muss er nur einmal links und einmal rechts abbiegen, dann hat er das Stadion von Borussia Mönchengladbach erreicht. Nicht mal 35 Kilometer sind es von seinem Wohnort Venlo bis zum Borussia-Park, Luhukay kennt die Strecke bestens, er ist sie oft gefahren. Zuletzt vor zwei Wochen. Es war das erste Mal, seitdem er im Oktober 2008 bei Borussia Mönchengladbach entlassen worden ist.

Jos Luhukay ist kein Mensch, der endlos in Erinnerungen schwelgt. Das Kapitel Mönchengladbach ist für ihn abgeschlossen, selbst wenn er sagt, dass er noch Sympathien für den Klub hege. Entsprechend hat es auch kein großes Hallo gegeben, als der Trainer von Hertha BSC vor zwei Wochen das Spiel der Gladbacher gegen Dortmund im Borussia-Park verfolgte – zumindest nicht mit den Offiziellen des Vereins. Mit den normalen Zuschauern um ihn herum war das anders. Sie haben Luhukay vor allem als Aufstiegstrainer in Erinnerung behalten. „Wie die Fans reagiert haben, das war fantastisch“, hat Luhukay in dieser Woche erzählt. Schon auf dem Parkplatz wurde er angesprochen, er musste für gemeinsame Fotos posieren und Autogramme geben. „Es war ein warmes Gefühl“, sagt er.

Borussia Mönchengladbach ist für Herthas Trainer Luhukay eine wichtige Station seiner beruflichen Karriere gewesen – so wie Hertha BSC für Gladbachs Trainer Lucien Favre. Der Schweizer Favre ist bei Hertha zum Bundesligacheftrainer geworden, Luhukay in Mönchengladbach. Wenn beide Mannschaften am Samstag im Olympiastadion aufeinandertreffen (ab 18.30 Uhr live im Ticker), ist das allerdings nicht nur für ihre Trainer so etwas wie ein Date mit der Ex. Vermutlich gibt es kein Duell zweier Bundesligisten, bei dem die personellen Verflechtungen so groß sind wie bei der Begegnung Hertha gegen Gladbach.

Bei Hertha BSC stehen fünf Spieler im Kader, die zuvor schon für Borussia Mönchengladbach gespielt haben

Bei den Berlinern stehen fünf Spieler im Kader, die zuvor schon für Borussia Mönchengladbach gespielt haben: Marcel Ndjeng, Peer Kluge, Alexander Baumjohann, Johannes van den Bergh und der erst zu Saisonbeginn ausgeliehene Tolga Cigerci. Der Deutsch-Türke hat sogar noch bis zum Frühjahr am Niederrhein gespielt. „Ich habe da viele gute Freunde“, sagt Cigerci, „und ich freue mich, die wiederzusehen. Aber Gladbach ist vorbei. Jetzt zählt Hertha.“ Die vier anderen Ex-Borussen haben unter Luhukay in Mönchengladbach gespielt, Kluge und van den Bergh sogar für die Gladbacher ihr Debüt in der Bundesliga gegeben.

Drei frühere Herthaner spielen für Borussia Mönchengladbach

Auf der anderen Seite spielen inzwischen drei ehemalige Herthaner, wobei spielen streng genommen nur auf Raffael zutrifft, den Favre zuvor schon zum FC Zürich und zu Hertha geholt hat. Thorben Marx ist bei Borussia in dieser Saison noch ohne Einsatz, nachdem der 32-Jährige in der vergangenen erheblich zur Stabilisierung des Teams beigetragen hatte. Immerhin steht Marx in seiner Heimatstadt im Kader. Dritter ehemaliger Berliner bei den Gladbachern ist der U-19-Nationalspieler Nico Brandenburger, der vor drei Jahren mit 15 aus Herthas Jugend an den Niederrhein gewechselt ist. Der Mittelfeldspieler besitzt noch den Status des Perspektivspielers, war aber zuletzt regelmäßig mit den Profis im Trainingslager und stand vor einem Jahr auch im Kader für das Europa-League-Spiel bei Fenerbahce Istanbul.

Exakt fünf Jahre ist es jetzt her, dass Luhukay in Mönchengladbach entlassen wurde. Drei Spieler sind aus dieser Zeit noch übrig geblieben: Ersatztorhüter Christofer Heimeroth, Kapitän Filip Daems und sein Landsmann Roel Brouwers, den Luhukay erst nach Paderborn und dann nach Gladbach geholt hat. Der Holländer wird heute gegen seinen einstigen Förderer erstmals in dieser Saison in der Startelf stehen, weil Stamminnenverteidiger Alvaro Dominguez verletzt ist.

Favre musste Hertha ein Jahr später verlassen. Vier Profis kennt er noch von damals: Ersatztorhüter Sascha Burchert, Christoph Jancker, Fabian Lustenberger, den ersten Spieler, den er in seiner Berliner Zeit verpflichtet hat, und Adrian Ramos, den letzten seiner Transfers. Kontakte bestehen nicht mehr, zu Manager Michael Preetz sowieso nicht. Aber selbst Fabian Lustenberger hat seit dessen Entlassung nie mehr mit seinem Entdecker Favre gesprochen.

Inzwischen sitzt der Schweizer schon länger in Mönchengladbach auf der Bank als bei Hertha BSC. Als er vor zwei Jahren erstmals mit seinem neuen Verein bei seinem alten Arbeitgeber antrat, war das noch eine ziemlich emotionale Angelegenheit. „Man hat in der Woche gemerkt, wie wichtig ihm ein Sieg in diesem Spiel ist“, hat der Brasilianer Dante damals erzählt. Mit den Jahren aber ist eine gewisse Distanz entstanden. Favre schätzt Luhukay, als Trainer und als Mensch. Und über Hertha sagt er: „Sie haben eine gute Mannschaft und haben sich gut verstärkt.“ Nach enttäuschter Liebe hört sich das nicht mehr an.

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