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Glücklich in Berlin. Sandro Wagner hat in fünf Pflichtspielen bereits drei Treffer für Hertha BSC erzielt. Am Samstag trifft der Stürmer mit den Berlinern auf seinen alten Klub, den 1. FC Kaiserslautern.

© dpa

Hertha gegen Kaiserslautern: Ein Lob der Offensive

Hertha BSC trifft am sechsten Spieltag in Kaiserslautern auf den besten Sturm der Zweiten Liga. Im Duell der beiden Absteiger auf dem Betzenberg treffen die beiden nominell stärksten Kader der zweiten Liga aufeinander.

Sandro Wagner wird in diesen Tagen zwangsläufig häufiger an einen Teil seiner sportlichen Vergangenheit erinnert, an den er lieber nicht erinnert werden würde. Der Stürmer von Hertha BSC spielt an diesem Samstag (13 Uhr) beim 1. FC Kaiserslautern, bei jenem Klub also, an den er vor seinem Wechsel nach Berlin ausgeliehen war. Ein Riesenfehler sei es gewesen, überhaupt zum FCK zu gehen, hat Wagner dieser Tage immer wieder erzählt. Angesichts seiner Leistungsdaten sollte man davon ausgehen, dass das Bedauern ein beidseitiges ist. Wagner erzielte in elf Spielen für die Pfälzer kein einziges Tor, und trotzdem sagt Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des FCK: „Ich bin nach wie vor von der Qualität Sandro Wagners überzeugt.“

So ähnlich äußert sich auch Michael Preetz über den 24-Jährigen, den er im Sommer aus Bremen nach Berlin geholt hat: „Ich bin froh, dass Sandro bei uns spielt.“ Wagner sei ein Stürmer, „der sehr schnell gezeigt hat, dass er wichtig für die Mannschaft ist“. Als Anspielstation genauso wie als Vollstrecker. In fünf Pflichtspielen erzielte der neue Stürmer bereits drei Tore für den Berliner Fußball-Zweitligisten.

In der Pfalz hält sich der Schmerz über den Weggang Wagners trotzdem in Grenzen. Die Lauterer, wie Hertha im Mai aus der Bundesliga abgestiegen, betreiben gerade erfolgreiche Vergangenheitsbewältigung. Dass die vorige Saison eine der blamabelsten der Vereinsgeschichte war, lag auch an ihren durchweg erfolglosen Stürmern. Itay Schechter war noch der beste Torschütze – mit drei Saisontoren. Eine Klasse tiefer sieht es nun ganz anders aus. Gemeinsam mit Energie Cottbus hat der FCK die meisten Tore erzielt (zehn). „Die Kaiserslauterer haben ihre Qualitäten ganz ohne Frage vorne“, sagt Michael Preetz. „Das kann man aber auch über unsere Mannschaft sagen.“ Vermutlich sind es die beiden nominell besten Offensivreihen der Zweiten Liga, die heute auf dem Betzenberg aufeinandertreffen.

Die vorige Saison kratzte auch an dem Ruf, den Stefan Kuntz bisher in der Branche genossen hat. Er war lange das, was im Moment Hannovers Manager Jörg Schmadtke ist: der Mann mit dem besten Blick für erfolgreiche Stürmer. In seiner Bochumer Zeit entdeckte Kuntz Thomas Christiansen, Theofanis Gekas und Stanislav Sestak, zum FCK holte er Srdjan Lakic. In der vorigen Saison aber erfüllte keine seiner Verpflichtungen auch nur ansatzweise die Erwartungen. „Wir haben die vergangene Saison sehr genau analysiert, und auch ich habe meine Rolle reflektiert“, sagt Kuntz. Das Scoutingteam wurde vergrößert, die Sorgfalt erhöht, um die Gefahr von Fehleinkäufen künftig zu minimieren.

Offensichtlich mit Erfolg. „Kaiserslautern hat sich sehr gut verstärkt“, sagt Herthas Trainer Jos Luhukay. Die beiden Neuzugänge Albert Bunjaku (vier Saisontore) und Mohamadou Idrissou (zwei) bilden jetzt den Angriff, „zwei absolute Erstligastürmer“, wie Luhukay findet. Aber auch dahinter besitzt der FCK eine Menge Qualität: mit Alexander Baumjohann, der schon für Bayern und Schalke gespielt hat, mit Mimoun Azaouagh und dem jungen Hendrick Zuck, den Herthas Manager Preetz als „sehr geradlinig“ lobt: „Er ist sehr auffällig und hat Zug zum Tor.“

Auch Jos Luhukay kann über die offensiven Möglichkeiten seines Kaders derzeit nicht klagen. Der Kolumbianer Adrian Ramos zeigte sich am Wochenende deutlich formverbessert, erzielte gegen Aalen sein erstes Saisontor und könnte heute Sami Allagui aus dem Sturm verdrängen. Zudem ist Änis Ben- Hatira genauso wieder einsatzfähig wie Peer Kluge, der seine Rolle im zentralen Mittelfeld insgesamt sehr offensiv interpretiert. „Wenn man nur die Namen der beiden Kader betrachtet, dann sind beide Offensivreihen wahrscheinlich gleich gut besetzt“, sagt Stefan Kuntz. Und genau deshalb wird es heute, im Duell des Tabellenvierten gegen den Fünften, vor allem auf eines ankommen: wer die bessere Defensive hat.

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