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UEFA-Pokal - Hertha BSC Berlin - Galatasaray Istanbul 0:1

© dpa

Hertha im Uefa-Cup: Wie die Geißlein

Wenn Hertha im Uefa-Cup weiterkommen will, muss das Team in zwei Wochen in Piräus mehr Aggressivität zeigen als bei der Niederlage gegen Istanbul.

Berlin - Was ist eigentlich mit Marko Pantelic passiert? Seit den sieben Geißlein war selten so viel Kreide im Wolfsmaul wie am Mittwochabend, nachdem Hertha BSC knapp, aber verdient 0:1 gegen Galatasaray Istanbul verloren hatte. Pantelic war der bessere der beiden Berliner Stürmer, was sicherlich auch daran lag, dass der andere, Andrej Woronin, sich von der Grippe gequält über den Rasen des Olympiastadions schleppte. Doch nach einer guten Stunde nahm Herthas Trainer Lucien Favre nicht etwa den erschöpften Ukrainer vom Platz, sondern den munteren Serben. Drei Minuten später fiel Galatasarays Siegtor.

Marko Pantelic gab sich nach dem Spiel ungewohnt zahm

Noch vor zwei Wochen hätte Pantelic grußlos den Platz verlassen, die Kabinentür eingetreten oder das Bundesarbeitsgericht angerufen. Am Mittwoch aber flötete er mit reichlich Kreide zwischen den Kiefern von einem unglücklichen Spiel, „das eigentlich unentschieden hätte enden müssen“, und für die Auswechslungen sei nun mal der Trainer zuständig, „das passiert, damit habe ich kein Prob lem“.

Wahrscheinlich hat sich Lucien Favre über die milden Worte seines Problemspielers gefreut. Vielleicht aber hat er mit seinem Blick für das große Ganze auch erkannt, auf welche fatale Weise Pantelics Ergebenheitsadresse für den Stil stand, mit dem seine Mannschaft dieses vorletzte Gruppenspiel des Uefa-Cups weitgehend geprägt hatte. Brav und anbiedernd wirkten die Berliner, eine gute Stunde lang ließen sie sich scheinbar willenlos von Galatasaray über den Platz treiben. Nichts war zu sehen von dem frechen Kurzpassspiel, mit dem Hertha zuletzt die Bundesliga überrascht hatte. „Schlechte Balleroberung, zu wenig Präsenz, zu viele Ballverluste“, monierte Favre und machte dafür taktische Defizite verantwortlich, „an der Aggressivität lag es nicht, wir waren bereit.“

Erst die Wut nach dem fraglichen Elfmeter machte Hertha stark

Wirklich? Andrej Woronins Analyse, vorgetragen zwischen sieben, acht nicht zu bändigenden Hustenanfällen klang anders: „Wir hatten einfach zu viel Respekt vor dem Gegner. Wenn wir das ganze Spiel über so aufgetreten wären wie in den letzten 30 Minuten, dann hätten wir auch gewonnen.“

In der Tat schien Hertha das Spiel Mitte der zweiten Halbzeit langsam in den Griff zu bekommen, doch das war weniger eigenem Aufbäumen geschuldet denn einem Nachlassen auf Seiten Galatasarays. Der entscheidende Impuls für eine dramatische Schlussphase war der höchst zweifelhafte Elfmeter nach einem unabsichtlichen Handspiel Steve von Bergens, der den Türken den Siegtreffer ermöglichte. „Eine Unverschämtheit“, wetterte Woronin, „wenn er den pfeift, muss er uns drei geben, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Ungerechtigkeit ist noch immer ein guter Katalysator gewesen. Wahrscheinlich aber war diese von Hertha als bitteres Unrecht empfundene Entscheidung verantwortlich für die späte Ausschüttung von Adrenalin. Jedenfalls war Hertha auf einmal in der Lage, das Spiel nicht nur in Würde zu beenden, sondern mit dem Glauben an die eigene Stärke. Mit dem guten Gefühl, dass noch alles möglich ist beim letzten Gruppenspiel in zwei Wochen bei Olympiakos Piräus.

In der Hölle von Piräus muss Hertha siegen

Am Tag danach war Jaroslav Drobny ein gefragter Gesprächspartner. Der Berliner Torhüter hat vier Jahre lang für Panionios Athen gespielt. Er weiß, wie sich Spiele bei Olympiakos anfühlen, und hat seinen Kollegen schon mal erzählt, was beim finalen Duell am 18. Dezember im Georgios-Karaiskakis-Stadion auf sie zukommen wird. „Verglichen mit der Atmosphäre war das, was die Fans von Galatasaray veranstaltet haben, ein Kindergeburtstag“, sagt Drobny. Noch 13 Tage bis zur Hölle von Piräus. Dort gewinnt man nicht mit elf Geißlein.

Lucien Favre sollte die Kreidevorräte streng rationieren.

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