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© dpa

Hertha in Wolfsburg: Preetz zu Besuch beim Vorgänger

Michael Preetz trifft mit Hertha in Wolfsburg auf Dieter Hoeneß, oder: Wie die Perspektiven sich doch verändert haben.

Berlin - Unter der Woche hat Michael Preetz einen Satz gesagt, der für manchen Berliner Fußballfan wie eine Drohung klingt. Selbst im Fall des Abstiegs werde er Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC bleiben. Das sei „definitiv“, hatte der 42-Jährige gesagt. Im gleichen Zusammenhang hatte Preetz sich dafür ausgesprochen, mit der Vereinsführung um Präsident Werner Gegenbauer weiterzumachen. Preetz: „Es ist wichtig, dass wir die Reihen schließen und alle Kräfte bündeln.“

Selbstverständlich kann Preetz Wünsche und Vorstellungen in der Öffentlichkeit formulieren, entscheidend ist, was Aufsichtsrat und Präsidium davon halten. Nach der vorzeitigen Trennung von Dieter Hoeneß im Juni 2009 war Preetz als dessen Nachfolger von Gegenbauer ausgerufen worden. Etwas überraschend nahm die Öffentlichkeit zur Kenntnis, dass Preetz einen Geschäftsführer-Vertrag gleich bis Juni 2012 bekam. Nichts hätte dagegen gesprochen, Preetz interimshalber einzusetzen, wie es zunächst auch vorgesehen war. Sechs lange Jahre werkelte Preetz im Schatten von Hoeneß. Die einen sagen, Hoeneß habe Preetz klein gehalten, andere behaupten, Preetz sei der Aufgabe nicht gewachsen.

Wenn Hertha am Sonntag beim VfL Wolfsburg antritt, wird man sich noch anderer Geschichten erinnern. Etwa der, wonach Preetz seinem Vorgänger Hoeneß mal etwas voraus hätte haben können – nämlich den Posten in Wolfsburg. Im Herbst 2004 galt Preetz als Nachfolgekandidat für den erfolglosen VfL-Manager Peter Pander. Im Sommer 2003 hatte Preetz bei Hertha einen Dreijahresvertrag als Assistent der Geschäftsführung angetreten. Es galt als ausgemacht, dass Hoeneß nach der WM 2006 seinen Platz bei Hertha räumt. Diesen wollte Preetz einnehmen. Den in Wolfsburg bekam damals Thomas Strunz, der scheiterte, weshalb Preetz ein Jahr später erneut ins Gespräch gebracht wurde. Unterdessen hatte Hoeneß in Berlin seinen Vertrag als Geschäftsführer bis 2010 verlängert. Preetz war verärgert, entschied sich dann aber doch gegen den VfL.

Inzwischen ist Hoeneß der neue starke Mann beim Vorjahresmeister. Preetz kehrt derweil die Scherben in Berlin zusammen. Die Öffentlichkeit wird seinen Namen nicht mehr nur mit dem Aufstieg in Verbindung bringen, sondern auch mit dem Niedergang. Ohnehin haben sich die Perspektiven beider Vereine, die 1997 gemeinsam aufgestiegen waren, verändert. Was beide noch verbindet, ist, dass nicht klar ist, wer die Trainer in der kommenden Saison sind. Im Augenblick heißen sie Lorenz-Günther Köstner und Friedhelm Funkel. Wahrscheinlich werden beide bis zum Saisonende bleiben. In Berlin hat Preetz sich vor zwei Wochen darauf festgelegt. Schon aus wirtschaftlicher Sicht bietet sich keine Alternative an. Hertha fehlt Geld, muss aber ein schlagkräftiges Team basteln, das den Wiederaufstieg angehen kann. So besteht kein Interesse, neben der Abfindung für Lucien Favre noch für einen dritten Trainer zu zahlen. Was nach der Saison ist, weiß aber derzeit wohl nicht einmal Michael Preetz.

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