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Blau-Weiße Glücksgefühle. Hertha feiert sich selbst nach dem Derby-Sieg bei Union.

© dapd

Hertha jubelt: Der Derbysieg als Wendepunkt

Die Fans scheinen versöhnt und die Spieler emotional in Liga zwei angekommen: Für Hertha könnte der Derbysieg ein entscheidender Wendepunkt in der bisher noch wenig berauschenden Saison gewesen sein.

Dass in Berlin die Sonne scheint, das ist in diesem dürftigen Sommer selbst schon überliefert. Dass im Westen der Stadt, auf einem Fußballübungsplatz, dazu alles lächelt, ist eine Beobachtung mit Seltenheitswert. Es ist lange her, dass die Stimmung bei Hertha BSC zuletzt so gut war. „Man muss nur in die Gesichter schauen, da ist ein Grauschleier verflogen“, sagte Kapitän Peter Niemeyer am Morgen nach dem Derbysieg. Jeder gratuliere ihm, das sei ihm noch nie passiert.

Der Sieg gegen den 1. FC Union hat einiges geändert an der Eigen- und Fremdwahrnehmung Herthas. Nicht nur in der Stadt, wie die Mannschaft dokumentierte, als sie in der Alten Försterei zum Fangesang „Die Nummer eins der Stadt sind wir“ hüpfte. Es war eine getanzte Annäherung an die Anhängerschaft. Die sei, wie die ganze Öffentlichkeit, in den Ausschlägen der Kritik „ein bisschen zu heftig“ gewesen, wie Niemeyer befand. Speziell der Vorwurf der Fans, die Hertha-Fahne nicht verdient zu haben, traf. „Wir wollten da etwas klarstellen“, sagte er.

Der Sieg und die Feier im Feindesland könnten ein Wendepunkt gewesen sein, nicht nur im Binnenverhältnis zwischen Mannschaft und Fans. Die Berliner, so wirkt es, sind mit dem Derby angekommen in Liga zwei. Spielerisch war das 2:1 keine Qualitätsoffensive, aber mit derart viel Herz und Hingabe hatten die Berliner in dieser Saison noch nicht agiert. „Wir waren heiß wie Frittenfett“, berichtete Änis Ben-Hatira aus der Fritteusenseele der Mannschaft. „Und der Trainer hat vorher noch einmal zusätzliches Öl hineingegossen.“

Union gegen Hertha: Das Derby in Bildern

Nun werden den Niederländern dank kulinarischer Spezialitäten wie Frikandel und Frietjes ja ganz besondere Frittierkünste nachgesagt. Aber Jos Luhukay bestritt ölige Motivationsreden. „Ich habe der Mannschaft vorher nur gesagt, wie wichtig mentale Stärke ist, dass man über 90 Minuten nicht einknickt“, beteuerte der Trainer. Genau das taten die Berliner trotz Ausgleich und Drangphase der Unioner diesmal nicht. Zwar war dem Fußballästheten Luhukay das Derby zu hektisch, aber der Einsatz gefiel sehr wohl. „Für die Zweite Liga muss man den Schalter umlegen, da werden viele Spiele über den Kampf entschieden“, sagte Luhukay, „da haben wir jetzt eine gute Basis, auf die wir zurückfallen können, wenn es spielerisch nicht so läuft.“

Aber natürlich ist der Anspruch, dass es künftig spielerisch läuft. Daher fand es Luhukay wichtig, dass das erste Tor, nach der Balleroberung durch Pressing und mit wenigen Kontakten, seinem Lehrbuch enstprungen schien. „Das ist genau, was wir trainieren“, sagte er, „es ist wichtig, dass die Spieler sehen, dass solche Situationen dabei herauskommen.“ Der Sieg war nicht nur für Spieler und Fanseele wichtig, auch, um Anschluss an die Tabellenspitze zu halten. „Einen schönen Gruß an die Konkurrenz“, bestellte Ben-Hatira schon einmal.

In der Länderspielpause will Luhukay den Drohgruß mit spielerischen Fortschritten unterlegen, den „finishing touch“ nennt er es. Einer für den Touch erneut Ronny. „Er hat das Spiel beruhigt und in Unions Hälfte verlagert“, lobte Luhukay, „und seine Freistöße sind eine besondere Qualität, die er hinzufügt.“ Einwechselspieler wie der Brasilianer oder Adrian Ramos könnten mit ihrer Qualität viel Stärke geben. Sie sind sozusagen die Garnitur, wie Mayonnaise oder Saus speciaal, auf der frittierten Basis Leidenschaft. Auch das wirkt wie eine Drohung, eine kulinarische.

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