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Sport: Hertha kann es noch

Im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Karsten Heine siegen die Berliner 3:1 in Bochum

Es war nur eine optische Täuschung, aber eine, die so schön ins Bild passte. Als Christian Gimenez in der Nachspielzeit vom Feld ging, wollte er sich an der Seitenlinie noch kurz bücken, um mit der Hand den Rasen zu berühren. Neben ihm stand Karsten Heine, der Trainer von Hertha BSC, und es sah so aus, als würde sich Gimenez, stellvertretend für den gesamten Verein, vor seinem neuen Chef ganz tief verbeugen. Nach neun Begegnungen ohne Sieg glückte Hertha im ersten Spiel mit Heine auf der Bank der erste Sieg seit Anfang Februar. „Die Mannschaft weiß: Sie kann wieder gewinnen“, sagte der neue Coach nach dem 3:1 (0:1)-Erfolg beim VfL Bochum.

Dabei sah es zunächst so aus, als sollte sich die Serie des Grauens fortsetzen. „Es gibt sicherlich Spiele, die besser beginnen“, sagte Heine. Nicht mal eine Minute war gespielt, als Mineiro im Mittelfeld den Ball vertändelte. Die Bochumer nutzten die Vorlage zu einem schnellen Vorstoß, an dessen Ende Theofanis Gekas den VfL mit seinem 17. Saisontor 1:0 in Führung brachte. „Da kommt halt häufig alles zusammen“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Aber kurz darauf schöpfte er wieder Hoffnung. In der achten Minute knallte ein Schuss des Bochumers Dennis Grote ans Lattenkreuz – und eben nicht ins Tor. „Das sind die kleinen Zeichen, die du natürlich brauchst“, sagte Hoeneß.

Karsten Heine verbrachte seinen ersten Einsatz als Cheftrainer der Profis zu großen Teilen stehend an der Seitenlinie, ohne dabei einen allzu hektischen Eindruck zu machen. „Der Trainer ist ganz ruhig geblieben“, sagte Mittelfeldspieler Pal Dardai. Mitte der ersten Halbzeit krempelte Heine die Hosenbeine hoch, aber das war wohl weniger als Zeichen großen Kampfgeistes zu verstehen, sondern eher den hochsommerlichen Temperaturen im Ruhrgebiet geschuldet. Heine hatte seine Mannschaft auf drei Positionen umgestellt, zudem die taktische Aufstellung verändert. Die Viererkette in der Abwehr reduzierte er zur Dreierkette, davor bot er zwei defensive Mittelfeldspieler auf.

Die Berliner benötigten eine Viertelstunde, ehe sie ins Spiel fanden. „Wir waren zu passiv, haben nur verwaltet“, sagte VfL-Trainer Marcel Koller. Und das nächste Zeichen war auch nicht dazu angetan, die Bochumer zur Umkehr zu bewegen, nährte eher deren Hoffnung, dass alles gut gehen würde. Zehn Minuten vor der Pause vergab Marko Pantelic mit einem Foulelfmeter die große Chance zum Ausgleich. Trotzdem hatte Manager Hoeneß das Gefühl, „dass die Mannschaft sich gegen die Entwicklung stemmen will“.

In der Pause mahnte Heine zu Geduld und taktischer Disziplin. Die Grundlagen hatte er in seiner ersten Trainingswoche ausgiebig üben lassen, und die akribische Arbeit machte sich bezahlt. „Das ist nicht lächerlich“, sagte Dardai über das, was Heine das Fußball-ABC nennt: Laufwege, taktische Übungen, die richtige Spieleröffnung. „Jetzt können wir glauben, was der Trainer sagt“, sagte Dardai. „Sehr schön.“

Mit dem ersten Angriff der zweiten Halbzeit gelang Hertha der Ausgleich: Gimenez lenkte eine Vorlage von Pantelic zum 1:1 ins Bochumer Tor. Bei Gilbertos Zuspiel auf Pantelic hatte Gimenez allerdings im Abseits gestanden. Dass es manchmal nur laufen muss, damit es läuft, zeigte sich bei Herthas Führungstreffer. Dardai schoss von der Strafraumgrenze, Gilberto wollte seinen Körper aus der Flugbahn des Balles drehen, fälschte den Ball aber so ab, dass Bochums Torhüter Drobny in die falsche Ecke flog und der Ball über die Linie trudelte. Der VfL hatte in der Schlussphase noch Chancen zum Ausgleich, den letzten Treffer aber erzielte der eingewechselte Chinedu Ede nach einem Konter. Drei Tore in einem Spiel waren Hertha in der Rückrunde noch nicht gelungen.

Manager Hoeneß wertete den zweiten Auswärtssieg der Saison als Bestätigung, dass die Entscheidung für den Trainerwechsel und auch dessen Zeitpunkt richtig waren. „Der Spaß ist zurück.“ Und der Glaube an die eigene Stärke. Um den Verbleib in der Bundesliga endgültig sicherzustellen, „brauchen wir noch einen Sieg“, sagte Yildiray Bastürk. „Das werden wir in fünf Spielen wohl schaffen.“

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