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Sport: Hertha kommt Berlin näher

Der Bundesligist entdeckt nach dem Sieg in Osnabrück ein neues Saisonziel

Es war doch recht still vor dem betagten Stadion an der Bremer Brücke. Das schon kurz nach Spielschluss kaum noch ein Fan des VfL Osnabrück an den Imbisscontainern um Getränke bat, lag wohl daran, dass die vorangegangene Darbietung zwischen dem Regionalligisten und dem Bundesligisten Hertha BSC auf dem ramponierten Rasen im Stadioninnern zu einseitig war. Die Sieger konnten daher nach ihrem 3:0 im finalen Spiel des Jahres ihre Abfahrt nach Berlin mit gutem Gewissen antreten. Durch den klaren Erfolg beim Tabellenführer der Regionalliga Nord sind die Berliner im Viertelfinale des DFB-Pokals – und so nahe am Endspiel wie schon lange nicht mehr.

Herthas Auftritt in Osnabrück war schon fast von einer derart dreisten Souveränität geprägt, wie man sie sonst nur von Bayern München oder Werder Bremen kennt. Torwart Christian Fiedler beschäftigte sich recht früh mit Lockerungsübungen, weil kein Ball den Weg in den Berliner Strafraum fand. Das, was gemeinhin ein Pokalspiel angesichts ungleicher Gewichtsklassen interessant machen kann, gab es am Dienstagabend nicht. Alexander Nouri war hinterher erstaunt, wie sorgfältig der Gegner in seiner Defensive zu Werke ging. „Hinten standen die Berliner so sicher, ich glaube, der Simunic hat gar nicht geschwitzt“, sagte der Osnabrücker Mittelfeldspieler.

Aber nicht nur defensiv, vor allem offensiv zeigte Hertha alles, was ein Bundesligist gehobenen Anspruchs in so einem Spiel leisten muss. „Das war tadellos“, sagte auch Dieter Hoeneß, „man hat den Klassenunterschied gesehen.“ Der Manager wusste, bei wem er sich nach dem Abpfiff zu bedanken hatte. Als erster seiner Spieler bekam Christian Gimenez einen Klaps von ihm. Der Argentinier war schließlich beim Pokalerfolg in Osnabrück mit zwei Toren – das erste hatte Malik Fathi geschossen – der Hauptdarsteller eines Abends, an dessen Ende die Berliner anfangen durften, von etwas Großem zu träumen. Der Weg ins Endspiel im eigenen Olympiastadion ist nicht mehr weit. „Ich will ins Finale, das sind ja nur noch zwei Spiele bis dahin“, sagte Gimenez.

Die Auslosung für das Viertelfinale ist am 7. Januar 2007. „Da hoffen wir mal auf Losglück“, sagt Herthas Trainer Falko Götz, wollte aber keinen Wunschgegner nennen. Der Weg nach Berlin wäre bei einem Heimspiel in Berlin in jedem Fall wohl kürzer. Von den Spielern, die den Rasen von Osnabrück betraten, weiß allein Torwart Fiedler, wie es sich anfühlt im Trikot von Hertha BSC bei einem Pokalfinale im Olympiastadion auflaufen zu dürfen: 1993 mit den Hertha-Amateuren, beim 0:1 gegen Bayer Leverkusen.

Vom Finale allerdings will Götz noch nicht sprechen. Erst einmal habe er mit der Mannschaft die Ziele für die erste Saisonhälfte erfüllt, sagt Herthas Trainer. Eine wichtige Erkenntnis sei, dass sich die jungen Spieler als verlässlich erwiesen hätten. „Gewinner der Vorrunde ist für mich das Team“, findet Götz. Dieter Hoeneß glaubt gar, dass sich Hertha besonders in der Bundesliga noch unter Wert geschlagen hat. „Die Mannschaft weiß gar nicht, was sie alles kann. Wenn jeder am Limit gespielt hätte, wären noch mehr Punkte dringewesen.“ Der Manager schien so zufrieden, dass ihn auch die stockenden Vertragsverhandlungen im Fall Yildiray Bastürk nicht störten. „Wenn Bastürk geht, geht die Welt nicht unter.“ Natürlich werde man aber versuchen, den Mittelfeldspieler zu halten.

Am Dienstag schlugen sich die Berliner auch ohne ihren verletzten Spielgestalter wieder einmal sehr gut. Der Tabellenfünfte der Bundesliga schloss „das Jahr mit einer couragierten Leistung ab“, wie Götz sagte. Am 3. Januar geht es weiter, dann ist Trainingsauftakt. Nach dem Trainingslager in Marbella startet Hertha am 27. Januar gegen Wolfsburg in die Bundesliga-Rückrunde.

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