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© dpa

Hertha: Liegt es auch an Funkel?

Unter Friedhelm Funkel hat sich die Lage von Hertha BSC nicht verbessert. Klubpräsident Werner Gegenbauer sieht die Trainerfrage dennoch nicht auf der Tagesordnung.

Berlin - Friedhelm Funkel hinterlässt auf den flüchtigen Beobachter wirklich nicht den allerbesten Eindruck. Eine Trainingseinheit von Hertha BSC in dieser Woche: Der Rumpfkader, bestehend aus den Spielern, die nicht mit diversen Nationalmannschaften unterwegs sind, übt Flanken und Torschüsse. Die Bälle kommen von links und rechts, in der Mitte versuchen sich zwei Stürmer am Abschluss, ohne Gegenspieler. Doch selbst das ist ein Problem: Mal hoppelt der Ball am Pfosten vorbei, dann rauscht er über die Latte, oder er landet in den Armen des Torhüters. Die Körperspannung bei den Angreifern ist eher mäßig, es gäbe also einiges zu sagen. Und was macht Funkel, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten? Nichts. Er steht einfach neben dem Tor, die Hände hinter dem Rücken, und schweigt. Später, als die Übung beendet ist und die Mannschaft ausläuft, stromert Herthas Trainer wie verloren über den Platz, den Kopf gebeugt, als suche er Löcher im Rasen. Niemand würde nach diesen Eindrücken auf die Idee kommen, dass Spieler und Trainer irgendetwas miteinander zu tun haben könnten.

Die Zweifel an Friedhelm Funkel wachsen. Heute wird sich auch Herthas Präsidium mit der Personalie des Trainers befassen. Offenbar gibt es innerhalb des Gremiums eine Gruppe, die einen zweiten Trainerwechsel in dieser Saison befürwortet, um doch noch zu retten, was nicht mehr zu retten scheint. Funkel macht es seinen Kritikern nicht allzu schwer. 17 Spiele ist er als Nachfolger von Lucien Favre im Amt. Seitdem hat die Mannschaft zweimal gewonnen. Sie war Letzter, als Funkel kam, und sie ist es immer noch.

Eigentlich war schon nach dem verlorenen Europa-League-Spiel in Lissabon eine außerordentliche Präsidiumssitzung geplant, die fiel dann aber aus. Nun, nach einem weiteren zaghaften Heimspiel in der Bundesliga gegen Hoffenheim, sollen der Trainer und seine Arbeit kritisch hinterfragt werden. „Auf dem Tisch liegen die Fragen: Gibt der Trainer nicht mehr her? Oder der Kader? Oder beides?“, sagt ein Präsidiumsmitglied. Sollte das Gremium alle drei mit Ja beantworten, geriete auch Manager Michael Preetz in den Fokus: Er hat die Spieler und den Trainer, die Hertha retten sollten, verpflichtet.

Über die vorweggenommene Präsidiumsdiskussion ist Präsident Werner Gegenbauer alles andere als erfreut: „Man muss als Gremienmitglied mit Druck umgehen können. Dazu gehört, dass man in einer solchen Situation auf öffentliche Äußerungen verzichtet.“ Das Präsidium komme zusammen, um sich von Preetz eine Einschätzung über die sportliche Lage geben zu lassen und darüber eine vertiefte Diskussion zu führen. „Wir wollen uns Klarheit verschaffen. Dass wir alle nicht glücklich sind mit der Entwicklung, versteht sich doch von selbst.“ Und die Weiterbeschäftigung von Funkel? „Diese Personalie steht nicht auf der Tagesordnung“, sagt Gegenbauer.

Da offenbar auch Preetz noch hinter dem Trainer steht, scheinen erst einmal alle auf ihrem Posten zu bleiben. Einer aus dem Präsidium sagt, Gegenbauer wolle mit der Sitzung wohl ein wenig den Druck nehmen: „Diejenigen, die Funkel kritisieren, sollen sich mal zeigen.“ Vielleicht wollten sich einige, die sich in der vergangenen Saison noch im sportlichen Erfolg sonnten, jetzt den Ruf des Aufräumers aneignen.

Gegenbauer sagt jedenfalls: „Intern ist jede Diskussion erlaubt.“

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