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Die richtige Schale gibt’s später. Herthas Spieler um Kapitän Andre Mijatovic können auch mit einer schlechten Kopie feiern. Foto: dapd

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Sport: Hertha macht den Meister

Die Berliner sichern sich durch einen 2:0-Sieg bei Erzgebirge Aue den Titel in der Zweiten Liga

Als Letzter sprang Raffael über die Balustrade, mit Jeans, dunklem Hut und Söhnchen an der Hand. Der Brasilianer durfte beim Auswärtsspiel in Aue wegen einer Sperre nicht dabei sein, aber die Meisterfeier der Kollegen in der Fankurve wollte er keineswegs verpassen. Der 2:0 (2:0)-Sieg am Sonntag beim FC Erzgebirge Aue bescherte Hertha BSC 13 Tage nach dem Aufstieg auch noch die Meisterschaft der Zweiten Liga. Die improvisierte Party vor 2000 mitgereisten Berliner Fans fand unter den liebevollen Augen der sächsischen Polizei und im kleineren Kreis statt. Zunächst vor 15 000 Zuschauern im Erzgebirgsstadion, später im Bus auf dem Weg nach Berlin, und was die Fußballspieler von Hertha BSC dann noch zu später Stunde organisiert haben, wird ihr Geheimnis bleiben. Das für Montagvormittag vorgesehene Training wurde jedenfalls kurzfristig abgesagt.

„Die richtige Party gibt es erst am nächsten Sonntag gegen Augsburg“, versprach Mannschaftskapitän Andre Mijatovic. Nach dem Saisonausklang gegen den Mitaufsteiger Augsburg bekommt Hertha auch den ausgelobten Meister-Pokal, mannschaftsintern auch Felge genannt. Der glücklichste Mann auf dem Platz war wohl Herthas Kanadier Rob Friend. Der Stürmer schoss das Tor zum 2:0, es war sein erstes seit dem 24. September. „Das gönne ich Rob, denn er hat einen fantastischen Job gemacht“, sagte Herthas Trainer Markus Babbel. „Heute hatte er großen Anteil daran, dass wir Meister geworden sind.“

Friends lang ersehntes Erfolgserlebnis stand symbolisch für eine runderneuerte Mannschaft. Babbel hatte wegen Sperren, Verletzungen und Überlastungen mehr als die Hälfte seiner Stammformation nicht aufgeboten. Auch ohne Patrick Ebert, Pierre-Michel Lasogga, Maikel Aerts, Raffael, Peter Niemeyer und Roman Hubnik beeindruckten die Berliner mit ihrem selbstbewusst-siegessicheren Stil. Beim 1:0 nach der problemlos überstandenen Anfangsoffensive des FC Erzgebirge war mal wieder zu sehen, welche unerwarteten Qualitäten in dem so schmächtig wirkenden Adrian Ramos stecken. Scheinbar mühelos schob der Kolumbianer seinen Körper zwischen die Auer Thomas Paulus und René Klingbeil, er schüttelte beide ab, lief noch ein paar Schritte und drosch den Ball mit dem rechten Fuß flach ins linke Toreck. Mag sein, dass auch der holprige Rasen ein wenig half, jedenfalls flog der Ball über die ausgestreckte Hand von Torhüter Martin Männel zum 1:0 für Hertha ins Netz.

Es war das 15. Saisontor des gefährlichsten Berliner Schützen, der nach anfänglichem Rumgezicke längst seinen Frieden mit der Zweiten Liga gemacht hat. Zum Jubel lief er eigens in die Berliner Fankurve und stieß demonstrativ die Faust in den Himmel. Bis auf Torhüter Sascha Burchert kam die gesamte Mannschaft zur Gratulationscour.

Beim zweiten Tor wurde es noch ein wenig voller auf dem Rasen, weil sich dieses Mal auch die gesamte Belegschaft der Ersatzbank anschloss. Als letzter Gratulant reihte sich der sonst so zurückhaltende Markus Babbel ein. Seit dem siebten Spieltag wartete Rob Friend auf dieses Erfolgserlebnis, das ihm Fanol Perdedaj mit einem klugen Pass kurz vor der Pause ermöglichte. Der elegante Heber über Männel war nach fast achtmonatiger Flaute Saisontor Nummer fünf für den Kanadier, der seinen Stammplatz längst an Pierre-Michel Lasogga verloren hat. Weil Lasogga am Sonntag gesperrt war, durfte Friend mal wieder von Anfang an stürmen, zum ersten Mal seit dem verlorenen Derby gegen Union. „Meine Kollegen wussten, wie hart ich für dieses Tor gearbeitet habe, deswegen haben sie sich so sehr für mich gefreut“, sagte Friend. „Jetzt will ich diese Saison so schnell wie möglich abhaken und in der Ersten Liga wieder angreifen.“

Zwischen den Toren von Ramos und Friend hatte Aue optisch zwar mehr vom Spiel, aber diese Überlegenheit zeitigte nur eine gefährliche Szene. Das war in der 33. Minute, als zunächst Jan Hochscheidts Schuss vom Pfosten zurücksprang und im direkten Abschluss Sebastian Neumann Glück hatte, dass Schiedsrichter Florian Meyer sein ungestümes Einsteigen gegen Skerdilaid Curi nicht mit einem Elfmeter bestrafte. Viel mehr aber war nicht. Nach Friends Tor spielte Hertha die Partie glanzlos, aber souverän zu Ende. Nikita Rukavytsya hätte beinahe noch das dritte Tor gemacht, als er Männel schon überlaufen hatte, sich dabei aber zu weit abdrängen ließ und den Ball nicht am zurückeilenden Torhüter vorbei bekam. Da hatte sich der Gegner schon längst zurückgezogen von der aktiven Spielgestaltung. Als höflicher Gastgeber wollte der FC Erzgebirge nicht weiter stören bei der Berliner Meisterfeier.

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