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Stets auf Ballhöhe. Der Norweger Skjelbred ist für Trainer Luhukay ein kompletter Spieler.

© AFP

Hertha-Neuzugang Skjelbred: Gleich drei Spieler auf einmal

Per Skjelbred ist der Mann des Moments bei Hertha BSC – der Tausch gegen Pierre-Michel Lasogga hat sich offenbar gelohnt. "Per ist ein Multi-Allrounder", sagt Trainer Jos Luhukay über den Norweger.

Neulich hat sich Per Ciljan Skjelbred erklären müssen. Nach dem Training von Hertha BSC ging eine Frau auf den Norweger zu und fragte: „Bist du Torwart?“ Skjelbreds blaue Augen blickten etwas irritiert, dann sagte er: „Nein. Mittelfeld.“ Und fügte, noch leicht außer Atem, hinzu: „Außen.“

Das stimmt aber leider nicht. Nicht mehr. Skjelbred ist zwar kein Torwart, aber das mit der Außenbahn ist eine Eingrenzung, die sich beim Mittelfeldspieler mittlerweile erledigt hat. „Per ist ein Multi-Allrounder“, klärt Trainer Jos Luhukay auf. Die doppelte Betonung der Vielseitigkeit wirkt nur auf den ersten Blick übertrieben.

Spielte der 26-Jährige nach seiner Ausleihe Anfang September noch auf der rechten Seite, wechselte er bald ins defensive Mittelfeld und spielte zuletzt offensiv hinter der einzigen Spitze. Überzeugt hat er auf jeder der drei Planstellen. „Ich fühle mich auf allen Mittelfeldpositionen wohl“, sagt Skjelbred. „Die einzige Umstellung ist, dass man in der Mitte mehr Ballkontakte hat.“

Mit seiner Anpassungsfähigkeit ist Skjelbred so etwas wie der Spieler des Moments bei Hertha, einem Aufsteiger, der sich als Tabellenvierter überraschend gut angepasst hat an die Bundesliga.

Dabei waren nicht alle Fans begeistert, als Skjelbred nach zwei enttäuschenden Jahren beim Hamburger SV im Tausch für Pierre-Michel Lasogga zu Hertha kam. Und dann hat der frühere Publikumsliebling Lasogga auch noch sechsmal in vier Spielen für den HSV getroffen. Trotzdem hält sich in Berlin das Gefühl in Grenzen, bei dem Tausch einen schlechten Deal gemacht zu haben. Einerseits hält Hertha weiterhin die Transferrechte an Lasogga. Andererseits hat Hertha für einen, zugegeben, treffsicheren Stürmer scheinbar gleich drei Spieler auf einmal bekommen.

„Er ist ein kompletter Spieler, der uns richtig gut zu Gesicht steht“, sagt Luhukay. „Er ist so was von fleißig, engagiert, aggressiv, und er kann auch gut Fußball spielen.“ Und Skjelbred ist offensichtlich unermüdlich. Zuletzt spielte er zweimal über fast 90 Minuten Rechtsaußen für Norwegen und dann „läuft er uns so nebenbei 13 Kilometer weg“, sagte Luhukay über Skjelbreds Laufleistung gegen Mönchengladbach. Nur zwei Bundesligaspieler legten am vergangenen Spieltag eine größere Strecke zurück, nur fünf Spieler sprinteten öfter als Herthas Mittelfeldmann. „Laufen fiel mir schon immer leicht“, sagt er. Die Rolle im offensiven Mittelfeld interpretierte er gegen Gladbach anders als seine Vorgänger Baumjohann und Ronny. Als die Berliner zu Beginn des Spiels noch früh ihre Gegenspieler attackierten, war er erster Angreifer. Als sie sich später zurückzogen, war er der erste Verteidiger hinter Sturmspitze Ramos und lief pausenlos Löcher zu.

Eine Motivationshilfe beim Laufen dürfte sein, dass Skjelbred nach seiner Zeit beim HSV, als er insgesamt nur dreimal über 90 Minuten auflief, in Berlin das Vertrauen seines Trainers genießt. „Die Philosophie hier kommt mir entgegen, die dominant-offensive Spielweise. Aber ich kann auch verteidigen.“ Dazu fühlt sich der Trondheimer, der fließend Deutsch spricht, auch privat wohl in Berlin. Skjelbred hätte nichts dagegen, sich länger in Berlin einzurichten. Bis Saisonende ist er vom HSV ausgeliehen und hat in Hamburg noch einen Vertrag bis 2015. „Ich mache mir aber keinen Kopf, was sein wird.“

Als Argument in eigener Sache könnte dienen, wenn Skjelbred seine Wandelbarkeit auch am Samstag beim FC Bayern unter Beweis stellt. Bei seinem letzten Auftritt in München verlor er noch 2:9 mit dem HSV. „Nicht mein bester Tag“, sagt er. Am Samstag nun mit Hertha „erwarten alle, dass wir verlieren. Aber wir wollen gut spielen.“ Dafür könnten die Berliner gut einen Spieler gebrauchen, der für drei läuft, den ersten Verteidiger und Angreifer in Personalunion bildet. Egal auf welcher Position.

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