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Sport: Hertha schießt sich frei

Die Berliner gewinnen in Aachen 4:0 und verabschieden sich aus dem Abstiegskampf

Der Arbeitstag von Marko Pantelic begann nicht gerade verheißungsvoll. Bei seiner ersten Aktion lief er ins Abseits, bei der zweiten landete ein Kopfball, eigentlich als Zuspiel zu Sofian Chahed gedacht, im Seitenaus. Doch dann wurde es auch für Pantelic versöhnlich. Am kurzen Pfosten verwertete der serbische Stürmer ein Zuspiel von Ashkan Dejagah zu seinem ersten Treffer seit Ende Januar. „Es ist doch klasse, dass er seinen Bann gebrochen hat“, sagte Karsten Heine, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, nach dem 4:0 (1:0)-Sieg seiner Mannschaft bei Alemannia Aachen. Die Möglichkeit dazu aber hatte Heine Pantelic lange vorenthalten. Bis zur 73. Minute musste der Serbe auf seinen Einsatz warten. Vier Minuten später traf Pantelic zum 3:0.

Es gibt Spiele, in denen gar nichts läuft; genauso gibt es solche, in denen sich alles zum Guten fügt. Die Begegnung auf dem Tivoli war so eins. Bei den Aachenern passte gar nichts, bei Hertha fast alles. Auch Schiedsrichter Markus Merk spielte im Sinne der Berliner mit: Dass Pantelic bei seinem Tor knapp im Abseits gestanden hatte, war ihm entgangen. Als Dieter Hoeneß nach dem Spiel mahnte, die Mannschaft müsse sich noch verbessern im Ausnutzen ihrer Konterchancen, war Herthas Manager fast ein bisschen erschrocken über seine Worte. „Ich beklage mich nicht“, schob er gleich hinterher.

Dazu gab es auch keinen Grund. Mit dem überzeugenden Auswärtssieg verabschiedete sich Hertha aus dem Abstiegskampf. Selbst theoretisch muss die Mannschaft mit 41 Punkten nun nichts mehr fürchten, weil Aachen (33) und Frankfurt (34) kommendes Wochenende gegeneinander spielen. „Wir können jetzt erst einmal durchpusten“, sagte Kapitän Arne Friedrich, der nach siebenwöchiger Verletzungspause wieder im Team war.

Zum ersten Mal unter Karsten Heine traten die Berliner mit einer Viererkette in der Abwehr an, davor bot Herthas Trainer zwei defensive, drei offensive Mittelfeldspieler und nur einen Stürmer auf. „Wir haben heute sehr clever gespielt“, sagte Friedrich. Dass die Aachener den Sieg dringender brauchten und daher offensiver auftreten mussten, kam den Berlinern entgegen. Mit dem ersten Angriff ging Hertha in Führung: Gilberto nutzte das schwarze Loch vor dem Aachener Strafraum zu einem beherzten Vorstoß, ließ Stehle im Strafraum ins Leere grätschen und überwand mit seinem schwachen rechten Fuß auch noch Torhüter Kristian Nicht. Der Brasilianer war der stärkste Berliner, leitete viele gute Angriffe seiner Mannschaft ein.

Das alles wäre trotzdem vergeblich geblieben, wenn die Aachener eine 15-minütige Phase der Nachlässigkeit im Berliner Spiel für sich genutzt hätten. Doch Reghecampf konnte Herthas Torhüter Christian Fiedler mit einem Foulelfmeter (Simunic an Rösler) nicht überwinden, Stehle traf mit einem Fernschuss den Pfosten, und Ibisevic stocherte den Ball am Tor vorbei, nachdem er Fiedler schon umkurvt hatte.

Hertha hatte bis zur Pause nur noch eine Chance, doch Christian Gimenez köpfte eine Flanke von Gilberto über das Tor; gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit aber lenkten die Berliner das Spiel in die gewünschte Bahn. Gilberto hebelte mit einem Pass in die Spitze die Aachener Verteidigung aus, Malik Fathi konnte unbedrängt flanken, Gimenez den Ball zum 2:0 ins Tor lenken. Die Aachener mussten nun noch riskanter spielen, „das ist uns dann ins Konzept gelaufen“, sagte Hoeneß. Fast jeder Berliner Pass in die Spitze erwies sich fortan für die Aachener als tödlich. Nach Pantelic traf Yildiray Bastürk zum 4:0-Endstand. Die Aachener Fans, die noch nicht geflüchtet waren, applaudierten. Höflich und hämisch.

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