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Sport: Hertha sieht Rot

Die Berliner verlieren 0:2 beim HSV und van Burik und Friedrich durch Platzverweise

Hamburg. Am Ende wurde es ziemlich laut im Kabinentrakt. Giuseppe Reina fluchte und schimpfte, und weil ihm das noch nicht reichte zum Frustabbau, schoss er eine Aluminiumkiste durch die Gegend. „Die haben nicht nur mit zwölf Mann gespielt, da waren auch noch zwei Linienrichter dabei“, sagte Christian Fiedler, und Josip Simunic rief: „Der Schiri ist reif fürs WM-Finale!“ Markus Schmidt hieß der Schiedsrichter, er ist erst 30 Jahre alt, hat gestern sein sechstes Bundesligaspiel gepfiffen und ist seitdem spezieller Liebling von Hertha BSC ist. Beim 0:2 gegen den Hamburger SV fühlten sich die Berliner deutlich von ihm benachteiligt. Schmidt zeigte Dick van Burik und Arne Friedrich die Rote Karte. „Gegen neun Mann war der HSV die bessere Mannschaft“, sagte Herthas Trainer Hans Meyer. Erst gegen neun Mann erzielte Bernardo Romeo das klärende 2:0.

Die Reaktionen der Berliner bewegten sich zwischen Wut und Sarkasmus. „Langsam bekommt die Sache eine gewisse Tendenz“, sagte Manager Hoeneß. „Das werden wir nicht einfach so hinnehmen.“ Gegen Stuttgart wurde Hertha ein einwandfreies Tor aberkannt, gegen Bochum vor einer Woche ebenfalls. „Das war das dritte Mal im siebten Spiel, dass wir benachteiligt wurden“, sagte Trainer Meyer. Gegen den HSV erregten nicht nur die beiden Roten Karten die Berliner Gemüter, sondern auch ein Foul von Benjamin an Dardai, das Hertha beim Stand von 0:1 einen Elfmeter hätte bringen sollen.

Die Platzverweise waren hart, aber im Rahmen des Vertretbaren. Van Burik schubste den Hamburger Bernd Hollerbach, Schmidt wertete das als Tätlichkeit, auch wenn das vermeintliche Opfer hinterher sagte: „Ich hätte ihm kein Rot gegeben.“ Zehn Minuten später musste auch Arne Friedrich vorzeitig in die Kabine. Er war dem Argentinier Bernardo Romeo hinterhergeeilt und hatte ihn dabei zu Fall gebracht. Für Hoeneß war es „ein ganz normaler Zweikampf, wo die beiden sich verhaken“, der Schiedsrichter erkannte auf Notbremse. Für die Berliner war es die sechste Rote Karte in dieser Saison, so viele hat kein anderer Bundesligist gesehen.

„Das ist ein bisschen sehr viel in letzter Zeit“, sagte Friedrich. Für Hertha wird es nun wohl noch schwieriger, als viele angenommen haben. Van Burik und Friedrich fehlen ihrer Mannschaft möglicherweise mehrere Wochen. Nächster Gegner im Olympiastadion ist Meister Bayern München, dann müssen die Berliner zu Bayer Leverkusen.

„Und so spielt ein Absteiger“, sangen die Hamburger Fans in der Schlussphase. Bis zum ersten Platzverweis aber hatten die Berliner mithalten können – auf allerdings nicht besonders hohem Niveau. Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller hatte seine Mannschaft zwar sehr offensiv aufgestellt, ein stürmisches Spiel wurde es trotzdem nicht. Gefährlich wurde es zunächst nur nach Freistößen. Christian Rahn scheiterte an Fiedler, Marcelinho am Hamburger Torhüter Stefan Wächter. Die erste Chance aus dem Spiel heraus ergab sich, als Herthas Verteidiger Marko Rehmer Hamburgs Stürmer Mehdi Mahdavikia den Ball am eigenen Strafraum in die Füße spielte. Der Iraner passte zu Romeo, doch der scheiterte an Fiedler. Das erste Tor nach einer halben Stunde fiel dann fast folgerichtig aus einem Freistoß, als Rahn die Lücke fand, die Pal Dardai und Andreas Neuendorf in die eigene Abwehrmauer gerissen hatten.

Hertha stand in der Defensive wieder einigermaßen gut organisiert, tat sich aber erneut schwer im Spielaufbau. Die erste Chance aus dem Spiel heraus hatten die Berliner in der 45. Minute, als Dardai nach einem Zuspiel von Marcelinho über das Tor schoss. Nach der Pause spielte Hertha engagierter, die Mannschaft attackierte den Gegner früher, ließ den HSV kaum noch aus der eigenen Hälfte kommen. „Da haben wir einen unglaublichen Willen gezeigt“, sagte Meyer. „Der ist dann allerdings jäh unterbunden worden.“

André Görke

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