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Hertha-Transfers: Ein Stürmer für Simunic

Hertha BSC wird wohl keinen neuen Verteidiger verpflichten. Priorität hat ein neuer Angreifer. Wenn die Mannschaft am Freitag kommender Woche ins Trainingslager nach Österreich fährt, soll er bereits dabei sein.

Berlin - Arne Friedrich hat seinen Urlaub in Miami verbracht, sehr schön sei es gewesen, hat der Kapitän von Hertha BSC am ersten Arbeitstag danach berichtet. Seine Hautfarbe ließ auf ein sehr verantwortungsvolles Bräunungsverhalten in Zeiten des Ozonlochs schließen. Vielleicht aber war Friedrich auch einfach blass vor Schreck geworden, nachdem er die neusten Nachrichten aus seinem Verein erfahren hatte. Der Innenverteidiger verliert mit Josip Simunic, dem künftigen Hoffenheimer, den Mann an seiner Seite. „Das ist ein herber Verlust“, sagte Friedrich. „Mir tut’s wirklich leid.“

Erst am Dienstagvormittag war bei Hertha das Angebot der Hoffenheimer eingegangen, wenige Stunden bevor eine entsprechende Frist im Vertrag des Kroaten auslief. Doch die Berliner wussten längst, dass Simunics Zeit bei Hertha nach neuneinhalb Jahren enden würde. Am Freitag zuvor hatte sich der Verteidiger telefonisch bei seinem Trainer Lucien Favre gemeldet, nachdem der mehrmals vergeblich versucht hatte, ihn zu erreichen. Der Schweizer wollte die Dissonanzen der vergangenen Tage ausräumen. Doch Favre merkte schnell, dass es nichts mehr auszuräumen gab. „Er wollte weg und seine Ausstiegsklausel nutzen“, sagte Herthas Trainer. „Er war sehr entschlossen.“

Als Favre von diesem finalen Gespräch berichtete, wirkte er ernüchtert, fast niedergeschlagen. Simunic, einer der besten Innenverteidiger der vergangenen Bundesligasaison, war eine zentrale Figur in seinen Überlegungen. „Er hat enorm viel gebracht“, sagte Favre. „Ich habe alles mit ihm geplant.“ Diese Planungen sind nun hinfällig. Wie der Verlust kompensiert werden soll, ist noch nicht entschieden. „Das ist eine schwierige Situation für den Trainer“, sagte Mittelfeldspieler Pal Dardai. „Aber im Fußball ist alles lösbar.“

Kapitän Friedrich findet, dass die sportliche Situation für Hertha durch Simunics Weggang nicht einfacher geworden ist. „Der Verein ist gezwungen, insgesamt noch etwas zu tun“, sagte er. Laut Favre ist es jedoch nicht zwingend notwendig, als Ersatz für Simunic einen Innenverteidiger zu verpflichten. „Wir haben Friedrich, von Bergen und Kaka“, sagte er. „Und Rodnei und Janker können auch auf dieser Position spielen.“ Bisher sahen die Planungen der Berliner drei Zugänge vor: einen Linksverteidiger, einen Mittelfeldspieler und einen Stürmer.

„Priorität ist und bleibt eine Nummer neun“, sagte Favre. Es gebe mehrere Kandidaten, doch offensichtlich sind die Berliner bei ihrer Suche schon recht weit gekommen. Wenn die Mannschaft am Freitag kommender Woche ins Trainingslager nach Österreich reist, soll der neue Stürmer bereits dabei sein. Durch die sieben Millionen Euro Ablöse für Simunic ist die Situation für Hertha auf dem Transfermarkt ein wenig komfortabler geworden. „Es gibt uns neue Möglichkeiten“, sagte Favre.

Doch neben der sportlichen Qualität muss Hertha Simunic auch als Führungsspieler ersetzen. Nach Marko Pantelic und Andrej Woronin verliert der Klub eine dritte Identifikationsfigur. „Es sind einige Persönlichkeiten weg“, sagte Arne Friedrich. „Jetzt müssen sich eben andere Charaktere herausbilden.“ Bis dahin wird der Kapitän mehr denn je das Gesicht von Hertha BSC sein. Doch auch Friedrichs Verhältnis zu Favre war am Ende der Saison nicht frei von Spannungen. „Das Thema ist für mich abgehakt“, sagte Friedrich bewusst einsilbig. Der Trainer aber habe ihm signalisiert, „dass er mit mir sprechen möchte“. Dass das Gespräch gravierende Konsequenzen haben wird, ist so gut wie ausgeschlossen. Arne Friedrich hat gestern klargestellt, dass sein Vertrag keine Ausstiegsklausel besitze.

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