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Hertha und Drobny: Ein bißchen Hoffnung für die Letzten

Herthas Jaroslav Drobny kehrt gegen Wolfsburg ins Tor zurück. Kann er die Probleme lindern? 300 Fans maschierten am Samstag beim Training für einen "Spießrutenlauf" der Spieler auf.

Berlin - Samstagnachmittag, U-Bahnhof Olympiastadion. Etwa 300 Fans des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC versammeln sich. Gemeinsam ziehen sie los in Richtung Rasen. Ein Bundesligaspiel aber gibt es an diesem kühlen Tage gar nicht zu sehen. Das Ziel der Anhänger ist der Schenckendorffplatz, auf dem die Hertha-Spieler für die Begegnung mit dem VfL Wolfsburg am Sonntag im Olympiastadion üben. Die Fans schauen sich das Training in aller Ruhe an, für den Gang der Profis in die Kabine haben sie sich dann aber etwas Besonders ausgedacht: Sie stellen sich in zwei Reihen auf und bilden so vom Trainingsplatz in Richtung Kabine ein enges Spalier, durch das jeder Spieler gehen muss. „Es sollte ein bisschen so sein, wie ein Spießrutenlauf“, sagt einer, der dabei gewesen ist.

Mit Blickrichtung Asphalt liefen Herthas Profis zwischen ihren Fans hindurch. Die meisten Spieler sagten nichts, Marc Stein brachte immerhin ein „Hallo“ heraus – ohne dabei aufzuschauen. Der glücklose und zuletzt lautstark ausgepfiffene Artur Wichniarek wurde von einem Ordner eskortiert, zu körperlichen Übergriffen aber kam es nicht. Die Fans hatten zuvor mit Hertha „abgesprochen, dass sie zum Training kommen“, sagte Vereinssprecher Gerd Graus. Eigentlich hatte das Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollen.

Herthas Torwart Jaroslav Drobny musste den Gang durch die Fans ebenfalls antreten. Doch eigentlich war das eine gute Nachricht für Hertha. Es bedeutete, dass der erfahrene Torhüter das Abschlusstraining überstanden hatte und aller Voraussicht nach am heutigen Sonntag gegen Wolfsburg auflaufen kann. Drobny hatte sich Mitte September im Spiel gegen Ventspils einen Muskelfaserriss zugezogen, später war noch ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert worden. Nach dem Training am Freitag hatte Trainer Friedhelm Funkel gesagt: „Jaro hat einen guten Eindruck gemacht, er ist einen erheblichen Schritt weitergekommen.“

Seit dem 1:1 gegen Ventspils hat Hertha sieben Mal in Folge verloren, allein bei den vier Bundesliga-Niederlagen ohne Drobny kassierte Hertha 15 Gegentore. Es wäre müßig zu diskutieren, ob die Spiele mit dem Tschechen einen anderen Verlauf genommen hätten. Nur konnten Timo Ochs in seinen einundeindrittel Spielen sowie der 19 Jahre junge Sascha Burchert der verunsicherten Abwehr keinen Halt geben. Drobny galt in der vergangenen Spielzeit neben dem vom „Kicker“ zum besten Innenverteidiger der Saison gewählten Josip Simunic als wichtigster Mann in einer starken Verteidigung. Nun hat Simunic den Verein im Sommer verlassen und die Ordnung der Berliner Defensive gleich mitgenommen nach Hoffenheim. Kapitän Arne Friedrich war als neuer Chef vorgesehen, der deutsche Nationalspieler aber ist eher ein Rollenspieler, der selbst geführt werden muss, anstatt zu führen. Neben Simunic glänzte Friedrich, an der Seite von Steve von Bergen verwandelt er Herthas Defensivzentrum in ein Durcheinander. Berlins Außenverteidiger, die bis auf Marc Stein eigentlich alles gelernte Innenverteidiger sind (Janker, Pejcinovic, Bengtsson), machen aus diesem Durcheinander dann ein richtiges Chaos.

Es wäre illusorisch zu glauben, dass diese strukturellen Probleme nun mit Jaroslav Drobny auf einen Schlag gelöst seien. Eine Linderung der Probleme aber ist zu erwarten. Der 1,92 Meter große Keeper ist einer, der seine Mitspieler lautstark zuordnet, wenn sie nicht beim richtigen Gegenspieler stehen und auch mal brüllt, um seine Hintermannschaft aus dem Sekundenschlaf aufzurütteln.

Eigentlich kommen zu Herthas Training selten mehr als zwei Dutzend Fans. Sollte die Mannschaft jedoch weiterhin so schlecht spielen, könnte sich das ändern. „Dann kommen wir wieder“, sagt einer der 300 Fans vom Samstag.

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