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Sport: Hertha verabschiedet sich

Die Berliner verlieren das letzte Heimspiel dieser Saison 2:3 gegen Bayer Leverkusen

Berlin - Andreas Neuendorf besitzt in Dingen des praktischen Lebens einen gut funktionierenden Instinkt. Vielleicht hat ihn das zu seiner unorthodoxen Aktion vor dem Spiel verleitet. Die Spieler von Hertha BSC und Bayer Leverkusen standen schon auf dem Feld und warteten auf den Anpfiff des Schiedsrichters. Neuendorf, wieder einmal nur Ersatz, nahm den Blumenstrauß, den er von Manager Dieter Hoeneß zum Abschied bekommen hatte, legte ihn auf der Ersatzbank ab und startete eine Ehrenrunde. Man muss mitnehmen, was man kriegen kann, bei Herthas Heimspielen weiß man schließlich nie, ob die Stimmung nach dem Abpfiff noch allzu freundlich ist. Für „Zecke“, ihren besonderen Liebling, machten die Anhänger allerdings auch nach der 2:3-Niederlage gegen Leverkusen eine Ausnahme: Sie feierten ihn – weil es sonst wenig zu feiern gab. „Wir wollten einen vernünftigen Abschluss“, sagte Andreas Schmidt. „Das haben wir nicht geschafft.“

Hertha nahm gestern Abschied: von den Spielern, die den Verein verlassen, von Yildiray Bastürk und Ashkan Dejagah, die mit Pfiffen bedacht wurden, von Neuendorf, Ellery Cairo und Robert Müller. Vor allem aber verabschiedeten sich die Berliner von den letzten Hoffnungen auf eine Teilnahme am Europapokal. Bayer Leverkusen hingegen qualifizierte sich durch den Sieg gegen Hertha erneut für den Uefa-Cup. Für die Berliner reicht es wohl nicht einmal zum UI-Cup wie im vergangenen Jahr. „Die Saison ist im Nachhinein nicht ganz so gut gelaufen“, sagte Kapitän Arne Friedrich. Zum siebten Mal hintereinander blieb Hertha zu Hause ohne Sieg, sechs dieser sieben Spiele haben die Berliner verloren. „Große Klappe, schwache Spiele“, stand in der zweiten Halbzeit auf einem Spruchband in Herthas Fankurve. „Charakter zeigt man auf dem Platz.“

Herthas Trainer Karsten Heine bescheinigte seiner Mannschaft, „dass sie aus meiner Sicht eine hohe Moral bewiesen hat“, allerdings konnte auch er nicht erklären, warum sie nicht von Beginn an so entschlossen spielte, wie sie es in der zweiten Halbzeit tat. „Ich bin voller Rätsel“, sagte Heine angesichts der Schläfrigkeit zu Beginn. In der dritten Minute traf Stefan Kießling die Latte des Berliner Tores, in der zwölften auch Simon Rolfes. Dass Hertha dies trotzdem nicht als Warnung verstand, zeigte sich bei der folgenden Ecke. Der Ball war schon wieder im Sinkflug, Jan-Ingwer Callsen-Bracker musste nicht einmal hochspringen, und doch köpfte er den Ball zur Leverkusener Führung ins Netz. Für die Berliner war es das elfte Gegentor nach Ecken in dieser Saison.

Immer mehr verfestigt sich der Eindruck, dass es sich bei Hertha inzwischen um eine untrainierbare Mannschaft handelt. Die Fehler wiederholen sich Woche für Woche, und nach Heine wird sich in der neuen Saison wohl der Nächste versuchen dürfen. Dem Interimstrainer, den die Spieler weiter fleißig loben, fehlt vor allem eins zur Weiterbeschäftigung: Punkte. Zwei Auswärtssiegen stehen nun drei Heimniederlagen entgegen.

Wer sich so unbedarft anstellt wie Hertha, muss sich über eine solche Bilanz nicht wundern. Kaum hatte Marko Pantelic das 1:1 erzielt, ging Bayer erneut in Führung. Christian Müller und Arne Friedrich attackierten sich beim Kopfball gegenseitig und ließen den Leverkusener Andrej Woronin unberücksichtigt, der die große Freiheit zum 2:1 nutzte. Immerhin schaffte Hertha erneut den Ausgleich, unter anderem dank der Hilfe des Leverkusener Torhüters René Adler, der eine lasche Hereingabe des eingewechselten Kevin-Prince Boateng vor die Füße von Christian Giménez abprallen ließ. Der Argentinier staubte mit seinem zwölften Saisontreffer zum 2:2 ab.

Dass die Berliner doch noch verloren, lasteten sie später Schiedsrichter Wolfgang Stark an. Nach einer Flanke in Herthas Strafraum pfiff er. Torhüter Fiedler legte sich den Ball zum Freistoß zurecht und wollte weiter spielen. Doch Stark hatte im Zweikampf zwischen Friedrich und Kießling ein Foul des Berliners gesehen und daher auf Elfmeter entschieden. Bernd Schneider verwandelte zum 3:2. „Ein Witz“, schimpfte Christian Fiedler. „Das war nie ein Elfmeter.“ Das Tor zählte trotzdem.

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