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Sport: Hertha verliert sich selbst

Lethargische Berliner kassieren beim 1:2 gegen Mainz die erste Heimniederlage

Berlin - Schweigen sollten die Hertha-Fans. Mohamed Zidan bedeutete ihnen das, indem er seinen Zeigefinger auf den Mund legte. Der Mainzer hatte soeben per Elfmeter das 1:1 erzielt. Die Berliner unter den 35 473 Zuschauer im Olympiastadion pfiffen so laut sie nur konnten. Den Elfmeter hatte Schiedsrichter Peter Sippel zu Unrecht gegeben. Unabhängig von dieser Entscheidung hätten sich die Berliner die 1:2-Niederlage in der Fußball-Bundesliga aber „selbst zuzuschreiben“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Nach einer guten ersten Halbzeit und einer 1:0-Führung hatten die Berliner kaum noch etwas zustande gebracht und deshalb verdient verloren. Nach acht Siegen und zwei Unentschieden war es Herthas erste Niederlage im Olympiastadion in dieser Saison.

„Bisher haben wir uns immer zu Hause wieder hoch gezogen – deshalb ist diese Niederlage sehr bitter“, sagte Arne Friedrich. Der Kapitän sah die fünfte Gelbe Karte und wird im schwierigen Spiel beim VfB Stuttgart in der kommenden Woche fehlen. „Jetzt müssen wir halt auswärts eine Serie starten“, sagte Friedrich. Hertha bleibt zwar auf dem sechsten Tabellenplatz, der Rückstand auf den Fünften Nürnberg könnte sich heute allerdings vergrößern.

Die Berliner hatten das Spiel nach einer mäßigen Anfangsphase eigentlich gut in den Griff bekommen. Ein schöner Treffer des Ungarn Pal Dardai in der 22. Minute rüttelte das Publikum und die Mannschaft auf. Dardai hatte den Ball nach einem missglückten Abwehrversuch des Mainzers Manuel Friedrich aus zwanzig Metern volley ins Tor gedroschen. Nur zwei Minuten nach seinem Treffer wäre Dardai beinahe ein ähnliches Tor gelungen, aber sein Weitschuss flog über die Latte.

Wenig später verhinderte dann Herthas Innenverteidiger Dick van Burik den Ausgleich, indem er eine Flanke des Mainzers Elkin Soto kurz vor der Torlinie ins Aus köpfte. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte Hertha noch eine Torgelegenheit. Den Flachschuss von Stürmer Marko Pantelic aus 14 Metern konnte der Mainzer Torwart Dimo Wache aber noch parieren.

In der zweiten Halbzeit spielte Mainz von Beginn an besser. Das Mittelfeld ohne die verletzten Bastürk, Boateng, Chahed und den strafversetzten Dejagah konnte sich gegen die früh störenden Mainzer nicht mehr in Szene setzen. Die Spielmacherposition sollte Routinier Andreas Neuendorf ausfüllen, doch der war nach einigen guten Aktionen zu Beginn untergetaucht. Der im Durchschnitt 29,5 Jahre alten Berliner Mannschaft, die gestern bei Anpfiff auf dem Rasen gestanden hatte, schien die Puste auszugehen.

Mainz drängte die Berliner tief in die eigene Hälfte zurück. Die Hertha-Abwehr verriet bei den Angriffen der Gäste Unsicherheiten, der Ausgleich kam aber durch einen unberechtigten Elfmeter zustande. Marco Rose war auf der linken Seite an Arne Friedrich vorbei in den Strafraum eingedrungen und dann auf dem Boden gelandet. „Der Elfmeter war eine Sauerei“, schimpfte Hertha-Trainer Falko Götz. Zidan verwandelte sicher. Der Ägypter, der in der Winterpause aus Bremen nach Mainz zurückgekehrt war, hat in der Rückrunde schon fünf Treffer erzielt. Sein alter und neuer Vereinskollege Leon Andreasen, der ebenfalls im Winter aus Bremen nach Mainz kam, machte das 2:1. Andreasen reagierte bei einer Flanke schneller als van Burik und traf aus sechs Metern.

Die lethargische Hertha lag verdient zurück und kam kaum mehr zu Torchancen. Die Hertha-Fans befolgten Zidans Weisung kurz nach dem Abpfiff schließlich doch. Sie schwiegen.

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