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Jos Luhukay freut sich über die vielen Alternativen seiner Mannschaft Hertha BSC.

© dpa

Hertha vor dem Spiel gegen Aalen: Die volle Auswahl

Nach dem Derby-Sieg ist die Stimmung bei Hertha BSC vor dem Spiel gegen Aalen so gut, wie lange nicht mehr. Jos Luhukay schätzt den großen Kader, mit Peter Pekarik ist die Mannschaft komplett. Und der Trainer kann rotieren.

In dieser Woche ist mal wieder das Ende des Sommers ausgerufen worden. Unabhängig davon, dass solche meteorologischen Prognosen immer etwas zweifelhaft sind, für einen kleinen Flecken im Westen Berlins gilt diese Vorhersage ganz sicher nicht. Auf dem Schenkendorff-Platz am Fuße des Olympiastadions scheint gerade so etwas wie der ewige Sommer ausgebrochen zu sein. So viel gute und vor allem anhaltend gute Laune war bei Hertha BSC schon lange nicht mehr. Seit dem Sieg im Derby sind die schweren Gedanken verflogen, selbst die unmöglichen Dinge gelingen derzeit spielend. Roman Hubnik, der etwas grobschlächtige Verteidiger des Berliner Fußball-Zweitligisten, ist in dieser Woche beim Training dabei erwischt worden, wie er mit einem formvollendeten Seitfallzieher ins Tor traf. Ins gegnerische sogar.
Auch Jos Luhukay, Herthas Trainer, macht dieser Tage einen sehr entspannten Eindruck. "Wir haben im Moment keine Sorgen, auf welcher Position auch immer", sagt der Holländer. Sein Kader ist seit Mittwoch, seit dem Erscheinen des Rechtsverteidigers Peter Pekarik, endgültig komplett. Zudem kehrt vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den VfR Aalen mit Thomas Kraft die Nummer eins ins Tor zurück. "Er kann und wird auflaufen", sagt Luhukay. Dieser hat nun die volle personelle Auswahl. Für einen Trainer ist das eine komfortable Situation, auch wenn es in Herthas Kader schon bald einige Härtefälle geben könnte.

In einigen Mannschaftsteilen und auf bestimmten Positionen ist angesichts des Überangebots die Unzufriedenheit nur noch eine Frage der Zeit. Hinten links in der Viererkette zum Beispiel, wo Luhukay bereits drei verschiedene Spieler eingesetzt hat - und mit Lewan Kobiaschwili im Januar ein vierter Kandidat hinzukommt. Oder in der Offensive, wo es für vier Stellen elf Bewerber gibt. Elias Kachunga, der in der Vorbereitung die meisten Tore geschossen hat, spielt so gut wie keine Rolle mehr. Nur im Pokal, beim Viertligisten Worms, stand er in der Startelf, in der Liga kommt die Leihgabe aus Mönchengladbach auf gerade einmal fünfzehn Einsatzminuten. Und künftig könnte es für Kachunga noch schwieriger werden. Adrian Ramos hat im Training eine deutlich aufsteigende Form nachgewiesen und ist mit seiner Qualität über kurz oder lang ein echter Anwärter auf einen Stammplatz.

Luhukay hat die Rotation zum Prinzip erhoben

Eine erste Ahnung von den Verwerfungen, die ihm künftig drohen, hat Jos Luhukay schon in dieser Woche bekommen. Ben Sahar, der Offensivspieler aus Israel, hatte während seiner Dienstreise mit der Nationalmannschaft via Twitter ein bisschen über seine Situation bei Hertha gegrummelt, und als sein Vereinstrainer im fernen Berlin darauf angesprochen wurde, reagierte er ein bisschen ungehalten: weil er die Zoff-und-Unzufriedenheit-Schlagzeilen schon vor Augen hatte. "Das ist überhaupt kein Problem", hat Luhukay dann aber gesagt. "Dass ein Spieler enttäuscht ist, verstehe ich." Herthas Trainer weiß, dass er dem Gefühl der Benachteiligung am besten mit Fakten begegnet: Bis auf Ben Sahar, den Luhukay körperlich und konditionell noch nicht auf dem nötigen Niveau gesehen hat, seien alle verfügbaren Spieler zum Einsatz gekommen. Der Israeli hat seinen Rückstand aber inzwischen aufgeholt und könnte am Sonntag gegen den Aufsteiger aus Aalen sein Debüt für Hertha geben. Jos Luhukay hat die Rotation zum Prinzip erhoben, eine Stammelf im klassischen Sinne wird es bei ihm nicht geben. Nur Marcel Ndjeng und Kapitän Peter Niemeyer standen bei allen fünf Pflichtspielen dieser Saison in der Startelf; allein Ndjeng, den Luhukay in der Vergangenheit schon nach Paderborn, Mönchengladbach und Augsburg geholt hat, hat in der Liga noch keine einzige Minute verpasst.

Trotz allem wird es für Luhukay nicht einfach sein, die Unzufriedenheit in seinem Kader zu moderieren. Ein bisschen Glück gehört auch dazu, wie zuletzt im Fall Ronny. Mit dem Ego des Brasilianers ist ein Platz auf der Bank nur bedingt kompatibel; wenn Ronny jedoch im Derby als Ersatzspieler zum Matchwinner und entsprechend gefeiert wird, hält sich die Enttäuschung bei ihm in Grenzen.

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