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Sport: Hertha zittert sich weiter

Den Berlinern reicht gegen Bukarest im vierten Gruppenspiel das dritte 0:0

Berlin - Irgendwann in den Neunzigerjahren ist der Fußballjargon um den Ausdruck „Ergänzungsspieler“ erweitert worden. Er hört sich ein wenig netter an als der bis dahin übliche Ersatzspieler. Falko Götz, der Trainer von Hertha BSC, hat auf solch sprachtheoretische Erwägungen keine Rücksicht genommen. Er hat gestern gesagt, Hertha habe „gute Füllspieler“, also Spieler, die in der Regel nur dazu da sind, den Kader aufzufüllen. Gestern Abend mussten die Füllspieler Ashkan Dejagah und Sofian Chahed mithelfen, gegen Steaua Bukarest den Einzug in die nächste Uefa-Cup-Runde sicherzustellen. Das gelang dem Berliner Fußball-Bundesligisten in einem Spiel ohne jeden Glanz – und mit Herthas internationalem Standardergebnis. Im vierten Gruppenspiel dieser Saison hieß es zum dritten Mal 0:0. Ein einziger Treffer, noch dazu ein halbes Eigentor beim 1:0 gegen Halmstad, reichte den Berlinern damit zum Weiterkommen.

Angesichts der personellen Not bei Hertha war ein rauschendes Fußballspiel nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Aus der regulären Besetzung der Viererabwehrkette standen nur Malik Fathi und Arne Friedrich auf dem Feld. Der Kapitän war von der rechten Seite in die Innenverteidigung gerückt, seine eigentliche Position nahm Sofian Chahed ein. Der 22-Jährige bringt es auf die Erfahrung von gerade mal neun Bundesligaspielen. Im Sturm der Berliner sah es fast noch schlimmer aus. Marko Pantelic ist für den Europapokal gesperrt, Nando Rafael fehlte wegen einer Leistenverletzung. Auf diese Weise kam der 19 Jahre alte Dejagah zu seinem ersten Uefa-Cup-Einsatz.

An der ersten gefährlichen Aktion nach einer Viertelstunde waren die beiden Füllspieler maßgeblich beteiligt. Chahed flankte den Ball von der rechten Seite in den Bukarester Strafraum, Marcelinho legte mit der Brust ab zu Dejagah, doch dessen Schuss ging über das Tor. Zu Beginn des Spiels war dem Brasilianer Marcelinho anzusehen, dass er dem Vorwurf entgegenwirken wollte, zu eigensinnig zu sein. Der Mittelfeldspieler, der am Wochenende in Hamburg Gelb-Rot gesehen und wegen seiner Lustlosigkeit in die Kritik geraten war, bemühte sich um Rehabilitation.

Doch auch Marcelinho konnte das Spiel der Berliner nicht beflügeln. Vor allem der Pass in die Spitze blieb immer wieder in der Bukarester Abwehr hängen, wodurch sich den Rumänen die Möglichkeit zu schnellen Gegenangriffen bot. In der 27. Minute lief Banel Nicolita frei auf Torhüter Christian Fiedler zu, Alexander Madlung versuchte zu stören, brachte den Rumänen zu Fall – und hatte Glück, dass Schiedsrichter Vink aus den Niederlanden nicht auf Elfmeter entschied.

Ein wenig hatten die Berliner darauf gehofft, dass die bereits für die nächste Runde qualifizierten Rumänen das Spiel nicht mehr allzu ernst nehmen würden. Doch Steaua, das die Gruppenphase ohne Gegentor überstanden hat, machte zumindest den Anschein, jederzeit gefährlich werden zu können. Falko Götz war die Anspannung deutlich anzumerken.

Angesichts der Konterstärke der Rumänen blieben die Offensivbemühungen der Berliner vor 15 603 Zuschauern im Olympiastadion zaghaft. Je länger das Spiel dauerte, desto größer wurde ihre Nervosität. Zehn Minuten nach der Pause landete ein Kopfball von Arne Friedrich am Pfosten – am Pfosten des eigenen Tores. Der Kapitän, immerhin einer der erfahreneren Spieler bei Hertha, stellte sich in einigen Situation nicht allzu geschickt an. Mitte der zweiten Halbzeit wollte er unbedrängt einen Ball zu Torhüter Fiedler zurückpassen und spielte ihn über die Torauslinie.

Doch Hertha zitterte sich zum Unentschieden und in die nächste Runde, die heute in Nyon (13 Uhr, live in Eurosport) ausgelöst wird. Als Gruppendritter treffen die Berliner auf einen der acht Ersten aus dem Uefa-Cup.

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