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Siegen und jubeln. Die Hertha-Spieler feiern ihr 2:1 bei Energie Cottbus.

© dpa

Herthas 2:1 in Cottbus: Mit Ronny, Mut und Härte

Um am Montagabend im Stadion der Freundschaft gegen Energie Cottbus zu gewinnen, mussten sich die Berliner erst einmal selbst besiegen. Jetzt weiß die Konkurrenz: Der Aufstieg geht nur über Hertha.

Dass Ronny am Ende den Ausgang aus dem Cottbuser Stadion nicht so ganz alleine fand, wen juckte das noch? Als es wichtig war, hatte der Brasilianer die Orientierung behalten. Kurz vor Spielende hatte sein Schuss ins Tor gefunden, wenngleich unter herzlicher Mithilfe des Cottbuser Torwarts Kirschbaum. Es war der Siegtreffer nach intensiven Minuten in einem erdigen Derby, das Hertha 2:1 gewann.

Dass Ronny davor eine halbe Stunde wie abgetaucht wirkte, wen interessierte das noch? „Dafür haben wir ihn ja“, sagte Peter Niemeyer und erzählte damit unfreiwillig, wofür sie einen wie Ronny eben nicht haben. „Wir arbeiten viel für Ronny, er kann sich ausruhen und dann seinen Bums rausholen“, sagte der emsige, aber glücklose Stürmer Sandro Wagner. Es war ein Geistesblitz, eine kurze Drehung an der Strafraumgrenze, ein guter Schuss mit links, fertig. Ronny jubelte und spielte Luftgitarre an der Eckfahne, ehe sein Trainer Jos Luhukay hinterher von einem „Befreiungsschlag nach einem harten Stück Arbeit“ sprach.

Ja, das Berlin-Brandenburg-Derby, es mag außerhalb des Einzugsgebiets niemanden so recht interessieren, für Hertha aber rangiert es emotional gleich hinter dem Stadtduell mit Union. Es hat Duft, Dampf und Ausstrahlung. „Es war ein harter Kampf, aber man weiß ja, wie es hier ist“, sagte Peer Kluge, der die Führung der Berliner erzielte und eine zweite Halbzeit lang im Verbund mit Niemeyer sowie den beiden Innenverteidigern Fabian Lustenberger und John-Anthony Brooks wie ein Berserker kämpfte, um Schlimmeres als den zwischenzeitlichen Ausgleich zu verhindern.

Wieder einmal hat Ronny ein wichtiges Spiel entschieden

Spiele gegen Cottbus, vor allem die in der Lausitz, waren für Hertha meist einschneidend. Ob die Trainer nun Röber, Stevens, Götz oder Favre hießen, Cottbus blieb ein Angstgegner. Noch heute ist die Bilanz gegen den kleineren Nachbarn negativ. Oft waren die besser besetzten Berliner den Lausitzern physisch und psychisch nicht gewachsen, Hertha fehlten der Mut und die Härte für dieses Duell. Dieses Mal nicht, was den Sieg für Jos Luhukay so wichtig machte. Vielleicht noch mehr als die acht Punkte, die seine Mannschaft zwischen sich und den Aufstiegskonkurrenten gebracht hat. Siege über Cottbus sind wertvoll, weil sie im Falle Herthas auch einen Sieg über sich selbst bedeuten.

Es sind eben nicht die Ergebnisse, sondern die Art und Weise ihres Zustandekommens, die nachwirken. Röber verlor im Nachgang mal seinen Job. Das war im Februar 2002, als die Jahre des rasanten Aufstiegs zu einem etablierten Bundesligisten endeten. Von da an stagnierte die Entwicklung, ehe sie in den letzten Jahren nach unten zeigte. Das letzte Hoch Herthas wurde durch einen 3:1-Sieg in Cottbus im Frühjahr 2009 eingeleitet. Unvergessen die Bilder, wie Dieter Hoeneß auf dem Cottbuser Rasen von einem Bein auf das andere hüpfte, die Arme abwechselnd in die Luft warf und dabei eine Figur machte wie ein Angetrunkener auf einem Spreewaldkahn bei Wellengang. Hertha baute damals die Tabellenführung aus – in der Bundesliga. Bei vier Punkten Vorsprung auf den FC Bayern. Es war das Signal in einen meisterhaften Frühling, dem letzten dieser Art.

Inzwischen begegnet man sich in der Zweiten Liga. Für Cottbus nach wie vor achtbar, für die Berliner eigentlich untragbar. Gerade deswegen war der Sieg wichtig. Wieder einmal hat Ronny ein wichtiges Spiel entschieden. Von der Wirkung vergleichbar mit dem Derbysieg bei Union, wo er ebenfalls zum Sieg traf. Damals wirkte der Sieg nach innen. Er erweckte nach den mentalen Altlasten der Vorsaison die Bereitschaft, wieder mit- und füreinander zu arbeiten. Von da an ging es mit der Mannschaft bergauf. Eine Tendenz, die bis heute anhält und nach außen das Signal sendet: Der Aufstieg geht nur über Hertha.

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