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Herthas Aufstieg: Ein Sieg der Mentalität

Bei Hertha BSC hat in dieser Saison der Sinn für die Realität über den Größenwahn gesiegt. Genau diese Einstellung wird der Klub auch in Zukunft brauchen.

Symbolik ist auch dabei. Hertha BSC kehrt nicht nur in die Bundesliga zurück, Berlins wichtigster Fußballklub feiert am Osterwochenende sozusagen seine Auferstehung. Doch was Christen als göttliches Wunder verstehen, ist für die Berliner Fußballer die Wiederherstellung der Normalität. Hertha hatte in der Zweiten Liga den schillerndsten Namen, den größten Etat und den besten Kader, kurz: Hertha musste aufsteigen. Die Freude der Fans wird das nicht schmälern. Im Gegenteil. Die herthanischen Osterfeierlichkeiten werden nicht nur zwei Tage dauern, sondern sich über drei Wochen bis zum Ende der Saison hinziehen. Und das hat Herthas Anhang schon deshalb verdient, weil er in der vergangenen Spielzeit einen ewigen Karfreitag erlebt hat.

Ohne die traurige Vorgeschichte sind die Ereignisse dieser Saison gar nicht richtig einzuordnen. Hertha hat im Abstiegsjahr so ziemlich jeden Minusrekord der Bundesligageschichte gebrochen. Dass der Klub so souverän den Turnaround geschafft hat, ist unter diesen Voraussetzungen kaum hoch genug einzuschätzen.

Hertha hat sich in dieser Saison erfolgreich den Extremen widersetzt: den Ängsten, dass es auch in der Zweiten Liga rapide abwärtsgeht, genauso wie dem Größenwahn, dass Hertha mal eben über die nicht-satisfaktionsfähige Gegnerschaft aus Paderborn, Osnabrück und Oberhausen hinwegrauscht. Es sei nur an die Diskussion aus dem Spätsommer erinnert, ob das Team es wohl schaffen werde, die Spielzeit ohne Niederlage zu überstehen.

Der Klub hat sich an solchen Debatten nicht beteiligt – aus guten Gründen. Sie heißen Paderborn, Osnabrück, Duisburg, 1860 München und Union. Es sind jene fünf Klubs, gegen die Hertha in dieser Saison verloren hat. Letztlich waren es lässliche Sünden, weil die Spieler die damit verbundenen Warnungen verstanden haben. Aber so leicht, wie es die Zahlen vermuten lassen, ist der Aufstieg nicht gewesen. Angesichts von Herthas Möglichkeiten mag das viele irritiert haben, nur Trainer Markus Babbel hat mit unglaublicher Penetranz darauf verwiesen, dass in der Zweiten Liga weniger die Qualität zähle als die Mentalität. Genauso ist seine Mannschaft aufgetreten, vor allem in der Rückrunde. Vielleicht ist das Babbels größtes Verdienst: dass bei Hertha der Sinn für die Realität über den Größenwahn gesiegt hat.

Genau das nämlich wird der Klub auch in der nächsten Saison brauchen.

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