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Hannover

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Herthas Gegner: Spott spornt an

Hannover 96 quälen mal wieder Personalsorgen. Schon vor dem Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC am Samstag wird über den Arbeitsplatz von Dieter Hecking diskutiert

Von Christian Otto

Sein ernstes Gesicht lässt herzlich wenig Vorfreude erkennen. „Irgend etwas“, findet Dieter Hecking, „ist bei uns passiert. Da ist etwas in Unordnung geraten.“ Der Trainer von Hannover 96 wird in diesen Tagen fast philosophisch, wenn über sich und seine formschwache Mannschaft referiert. Dass schon vor dem Bundesligastart der Niedersachsen bei Hertha BSC über den Arbeitsplatz von Hecking diskutiert wird, ist nicht überraschend, sondern die Fortsetzung eines Trauerspiels aus der vergangenen Saison. 96 zeichnete sich lediglich durch unattraktive Auftritte und Gegentore in Serie aus. Und wenig deutet darauf hin, dass beim heutigen Auftritt im Olympiastadion eine Imagekorrektur gelingen könnte.

Sie haben, das muss zur Ehrenrettung von Hecking erwähnt werden, wirklich tierisches Pech in Hannover. Neben diversen verletzten Stammkräften (Schlaudraff, Vinicius, Pinto, Andreasen) verschärft ein Schweinegrippe-Infekt in der Regionalliga-Mannschaft, aus der regelmäßig Talente in den Profikader befördert werden, die Personalprobleme. Wegen erhöhter Ansteckungsgefahr dürfen keine Akteure dieses Teams, dessen Punktspiel gegen den FC St. Pauli abgesagt wurde, in der Bundesliga eingesetzt werden. Dass es Hannover 96 mit zwei H1N1-Fällen bundesweit in die Schlagzeilen geschafft hat, rundet die Sorgen eines Vereins ab, der eigentlich größere Ambitionen als das Mittelmaß der Bundesliga hat. „Der ganze Hohn und Spott sollten Ansporn genug sein“, sagt Hecking vor dem Auftritt in Berlin und versichert, dass man Hertha alles abverlangen werde.

Es sind elementare Dinge, welche die auf kräftigem Konfrontationskurs zu Hecking liegenden Fans in Hannover vermissen. Auf das Aus im DFB-Pokal folgten nächtliche Krisensitzungen der Mannschaft um Nationaltorhüter Robert Enke. Bei der peinlichen 1:3-Erstrunden-Niederlage gegen Regionalligist Eintracht Trier gab es keinerlei Gegenwehr und mehr hängende Köpfe als Torchancen. „Ich glaube immer noch, dass es in dieser Mannschaft stimmt“, sagt Enke auf die immer wiederkehrende Frage, ob hier nicht ein Team gegen den eigenen Trainer spiele.

Man muss die Dinge schon ungemein positiv betrachten, um Enke auf seinem Weg zur Weltmeisterschaft in Südafrika zu einem Arbeitsplatz mit vielen Herausforderungen zu gratulieren. Damit der Torhüter heute weniger als gewöhnlich retten muss, haben Hecking und der neue 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke den Feldspielern mehrfach ins Gewissen geredet. Eine Reaktion darauf steht bisher allerdings noch aus. „Aber ich brauche auch keine Antworten im Training, sondern am Samstag im Spiel“, sagt Hecking in der Hoffnung auf ein rettendes Erfolgserlebnis in der Hauptstadt.

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