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Sami Allagui wäre gern Stammspieler bei Hertha, sonst "wird das nicht lange funktionieren."

© dapd

Herthas Höhenflug: Stark von der Bank

Sami Allagui war vor der Saison der teuerste Einkauf aller Zweitligisten - trotzdem kommt er derzeit nur von der Bank. Das liegt auch daran, dass Hertha enorm breit aufgestellt ist. Doch nun wartet ein neues Problem auf Trainer Jos Luhukay.

Im Grunde war es nicht ungewöhnlich, was Sami Allagui nach dem Tor machte. Anstatt irgendeine Reaktion zu zeigen, sparte er sich die Kraft und hetzte gleich wieder Richtung Mittelpunkt. Seltsam war nur, dass er selbst das Tor erzielt hatte. Vielleicht fand der Tunesier den Treffer zum 4:0-Endstand für Hertha BSC gegen Aue nicht bedeutend genug; vielleicht hadert er auch einfach nur mit seiner Situation in Berlin. Vielleicht auch beides. „Ein Stürmer ist nach jedem Tor glücklich“, sagte der 26-Jährige nur. Zu sehen war das am Sonntag nicht.

Sami Allagui, mit 1,6 Millionen Euro der teuerste Einkauf aller 18 Zweitligisten, ist einerseits ein Opfer von Herthas derzeitigem Erfolg – und anderseits auch ein wichtiger Teil dieses Erfolgs. Seit Anfang Oktober stand der Stürmer nicht mehr in der Startelf des Berliner Fußball-Zweitligisten, weil Trainer Jos Luhukay sich für Adrian Ramos als einzigen Angreifer entschieden hat. Bei seinen jüngsten drei Einsätzen als Joker erzielte Allagui jedoch zwei Tore. „Wir haben jetzt schon mehrmals mit Einwechslungen noch zusätzliche Qualität bringen können“, sagt Luhukay. „Das ist eine Stärke dieses Kaders.“ Sechs Jokertore haben die Berliner in den ersten 15 Saisonspielen bereits erzielt.

Herthas Trainer ist in der luxuriösen Situation, dass sein Kader mehr als eine erste Elf hergibt. Vor allem in der Offensive verfügt Luhukay über ein fast verschwenderisches Angebot. Neben Allagui (vier Saisontore) musste sich auch Sandro Wagner (drei) zuletzt mit einem Platz auf der Bank zufrieden geben. Elias Kachunga, der erfolgreichste Stürmer der Vorbereitung, hat in der Liga nur ein einziges Mal gespielt und es seit längerem nicht mal mehr in den Kader geschafft. Für die Beteiligten ist das unbefriedigend, für Luhukay jedoch einer der Gründe für den Erfolg: Der Konkurrenzkampf treibt alle an.

Jetzt hat sich auch noch Nico Schulz verletzt

Auch dank der Breite im Kader hat Hertha einige personelle Engpässe ohne größere Folgen überstanden. Auch wenn mehrere potenzielle Stammspieler fehlen: „Wir bleiben erfolgreich, wir bleiben sicher, wir bleiben stabil“, sagt Luhukay. Neben Maik Franz, Lewan Kobiaschwili, Pierre-Michel Lasogga, Christoph Janker, Änis Ben-Hatira und Peter Pekarik hat es jetzt auch noch Nico Schulz erwischt. Der Mittelfeldspieler hat sich in Aue einen Außenbandanriss und ein Knochenmarködem im linken Sprunggelenk zugezogen und wird voraussichtlich drei Wochen ausfallen. Ob Peer Kluge, der im Erzgebirge wegen einer Magen-Darm-Erkrankung nicht spielen konnte, am Donnerstag gegen Köln wieder einsatzfähig ist, steht noch nicht fest. Der Mittelfeldspieler soll am Dienstag wieder trainieren.

Kluges Ausfall hatte einige Rochaden zur Folge: Fabian Lustenberger rückte aus der Verteidigung ins Mittelfeld; sein bisheriger Partner John-Anthony Brooks verlor seinen Platz an Roman Hubnik, weil der schon mit Felix Bastians in der Viererkette zusammengespielt hatte. Hubnik, im Sommer immerhin EM-Teilnehmer, ist einer der prominenten Unzufriedenen in Herthas Kader.

Auch Wagner und Allagui ertragen ihren Status nur mit Mühen. „Ich akzeptiere es“, hat Wagner über sein Reservistendasein gesagt. „Aber verstehen kann ich es nicht.“ Allagui ist ebenfalls „sehr unzufrieden mit der Situation“.

In der vergangenen Woche ist das Gerücht aufgekommen, er könnte im Winter schon wieder den Verein wechseln. „Ich habe hier für vier Jahre unterschrieben und habe nicht die Absicht, vorher zu gehen“, sagt Allagui. „Aber wenn es weiter in diese Richtung läuft, wird das nicht lange funktionieren.“

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