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© dpa-Zentralbild

Sport: Herthas Hoffnung trägt drei Namen

Kurz vor Transferschluss verpflichten die Berliner den Kolumbianer Ramos, den Brasilianer Cesar und den Dortmunder Kringe

Berlin - Michael Preetz hat schon munterer ausgesehen als in diesen Spätsommertagen, da die Nächte nicht zum Schlafen da sind, sondern ausgefüllt mit Arbeit bis früh in den Morgen. „Jetzt wird Hertha BSC angreifen“, sprach der müde Preetz, als am Montagabend endlich alles geschafft war. Drei neue Spieler hat der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten akquiriert, und das am letzten aller möglichen Termine, wenige Stunden, bevor die Deutsche Fußball-Liga ihre Transferliste schloss.

Links neben Preetz reihten sie sich auf, die Männer, die Herthas Angriffslust mit Taten füllen sollen: Florian Kringe, bei Borussia Dortmund in Ungnade gefallener Mittelfeldmann. Gustavo Adrian Ramos, Mittelstürmer der kolumbianischen Nationalmannschaft. Und, als besondere Überraschung, ein alter Bekannter des Berliner Trainers: Clederson Cesar de Souza, genannt Cesar, ein Brasilianer, der zuletzt bei Al Ahly Dubai Geld gescheffelt hat. Und zuvor zweimal mit dem FC Zürich Schweizer Meister wurde, als Lucien Favre dort noch die Kommandos gab.

Alle drei unterschrieben sie am Montag nach erfolgreich absolviertem Medizin-Check Verträge bei Hertha. Kringe (27) wird für ein Jahr ausgeliehen, Cesar (30) darf ebenfalls vorerst bis zum Ende dieser Saison bleiben und im Falle erfolgreicher Bewährung sogar bis 2011, Ramos (23) band sich gleich für vier Jahre. An ihn knüpfen die Berliner die größten Hoffnungen. Trainer Favre schwärmte: „Er ist eine echte Nummer neun“, und deshalb haben sie ihm bei Hertha auch gleich das Leibchen mit der entsprechenden Rückennummer gegeben. Der Kolumbianer soll Herthas in dieser Saison reichlich unspektakuläres Angriffsspiel auf Touren bringen. Ein auf den ersten Blick recht schüchternes Bürschchen, das sich artig für das Vertrauen des Klubs bedankte – „aber täuschen Sie sich nicht in ihm“, sagte Favre, „er ist ein unglaublich gefährlicher Stürmer, und er geht immer dorthin, wo es weh tut“.

Zunächst aber wird Señor Ramos für Hertha nirgendwohin gehen, sondern zurück nach Südamerika fliegen, wo er mit der kolumbianischen Nationalmannschaft um die letzte WM-Chance kämpfen soll. Erst am Samstag in Medellin gegen Ekuador, eine Woche später in Montevideo gegen Uruguay. Das bedeutet, dass Ramos nicht für das nächste Bundesligaspiel am 12. September in Mainz zur Verfügung steht. Das hält Favre „natürlich nicht für optimal“, aber wer weiß, „vielleicht muss er ja gar nicht fahren“. Kündigt sich da eine schwere taktische Zerrung an?

Wie Ramos ist auch Florian Kringe fest als sofortige Verstärkung eingeplant. „Er hat die komplette Vorbereitung mitgemacht und ist bereit“, sagt Favre. Kringe war schon mal im Sommer 2008 bei Hertha im Gespräch, unterschrieb aber lieber einen neuen Vierjahresvertrag in Dortmund. Noch in der vergangenen Saison trug er in 29 von 34 Bundesligaspielen das Schwarz-Gelb der Borussia, aber in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit nahm sein Verhältnis zu Trainer Jürgen Klopp offenbar schweren Schaden. Kringes Stammplatz war zuletzt ein Schalensitz auf der Tribüne des Westfalenstadions. Ein Leihgeschäft mit dem 1. FC Köln kam nicht zustande, jetzt sieht er das Engagement bei Hertha „als tolle Chance für mich“.

Ein wenig überraschend kam die Verpflichtung des Brasilianers Cesar zustande. Der Brasilianer ist nach seinem Landsmann Raffael und dem Schweizer Steve von Bergen der dritte Hertha-Profi, der schon in Zürich unter Lucien Favre gespielt hat. „Cesar ist ein großartiger Fußballspieler, wir haben uns auf dem Platz hervorragend verstanden“, sagt Raffael. Gemeinsam wurden sie 2006 und 2007 Schweizer Meister. Raffael als Vollstrecker im Angriffszentrum und Cesar als Einfädler in der Etappe, gesegnet dazu mit der Gabe, Elfmeter zuverlässig zu verwandeln. In dieser Disziplin hat Hertha zuletzt ein wenig geschwächelt.

Als Favre sich im Frühling 2007 in Richtung Berlin verabschiedete, ging auch die Zeit der beiden Brasilianer am Zürcher Hardturm zu Ende. Im Herbst wechselte erst Cesar für 3,5 Millionen Franken nach Dubai, im Winter folgte Raffael seinem Mentor Favre zu Hertha. Im Olympiastadion wird ihr Zusammenspiel nun eine Neuauflage erfahren. „Er kann alles spielen – zentral im Mittelfeld, links oder rechts, zur Not auch in der Verteidigung“, sagt Favre, aber erst einmal müsse der neue Mann für das Tempo der Bundesliga getrimmt werden, nach zwei eher gemächlichen Jahren in Dubai.

Nähere Erkundungen über seinen neuen Klub holte Cesar noch am Montagabend ein: beim gemeinsamen Abendessen mit dem alten Kumpel Raffael.

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