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Sport: Herthas Mann für die Balance

Bastürk freut sich auf sein erstes Heimspiel in Berlin

Berlin - Die Vergangenheit holt Yildiray Bastürk gegen Mittag ein. „Ich habe ein paar Anrufe in Abwesenheit bekommen“, sagt der 25-jährige Fußballprofi und versenkt das Handy in der Hosentasche, „alle Telefonnummern haben die Leverkusener Ortsvorwahl.“ Drei Jahre lang hat Bastürk für Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga gespielt, ehe er im Sommer zu Hertha BSC wechselte. Nach einer elfwöchigen Verletzungspause wird Bastürk am Samstag das erste Heimspiel für seinen neuen Verein im Berliner Olympiastadion bestreiten. Der Gegner ist sein ehemaliger Klub – Bayer Leverkusen.

„Ich hätte ihn gern behalten, er ist fußballerisch und charakterlich ein guter Junge“, sagt der Leverkusener Trainer Klaus Augenthaler. Bastürks Vertrag war im vergangenen Sommer ausgelaufen. Deshalb konnte er ablösefrei wechseln. Auch der Deutsche Meister Werder Bremen hatte ihm ein Angebot gemacht, doch Bastürk entschied sich für Berlin. Das mag verstehen wer will, schließlich hätte er in Leverkusen und Bremen Champions League spielen können, nicht aber in Berlin. Über die wahren Gründe mag Bastürk nicht reden, aber das Geld wird eine nicht untergeordnete Rolle gespielt haben. „Wir konnten ihn uns nicht mehr leisten“, sagt Klaus Augenthaler.

Bastürk dürfte neben Marcelinho zu Herthas Großverdienern zählen. Ab Samstag wird er nun auch zeigen können und müssen, ob er mit Herthas bisher alleinigem Spielgestalter harmonieren kann. „Mit ihm bekommt unser Offensivspiel eine viel höhere Qualität", sagt Herthas Trainer Falko Götz. „Wir werden unberechenbarer, Yildiray kann das Spiel ankurbeln, Chancen vorbereiten und auch selbst Tore erzielen.“ Damit könnte er Marcelinho entlasten, wie es offiziell heißt. Man könnte auch sagen, dass er die Leistungsschwankungen des Brasilianers ausbalancieren soll.

In der Saisonvorbereitung hatte sich Bastürk im Training nach einem Zweikampf einen Haarriss im Wadenbein zugezogen und war daraufhin lange Zeit ausgefallen. Seit drei Wochen trainiert er mit der Mannschaft. „Ich habe ordentlich aufgeholt, aber mir fehlt noch etwas Spielpraxis“, sagt Bastürk. Vor zwei Wochen stand er beim 2:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern schon mal für 15 Minuten auf dem Platz. Angst vor den Erwartungen der Mitspieler und des Berliner Publikums hat er nicht: „Druck ist für mich nicht neu, außerdem habe ich durch meine bisherigen Leistungen diese Erwartungen selbst erzeugt.“

Nun soll aus der Hoffnung, die sich um die Verpflichtung Bastürks rankten, Wirklichkeit werden. „Yildiray wird mit jedem Spiel fitter“, sagt Falko Götz. „Er ist ein Typ, der sehr viel läuft und viele Aktionen hat. Was ihm fehlt, sind das Hertha-Trikot und der Ball.“ Das klingt sehr einfach. Gerade für einen neuen Spieler ist eine lange Verletzungspause selten integrationsfördernd. Bei Bastürk aber habe es diesbezüglich zu keiner Zeit Probleme gegeben. „Er hat keine Allüren und er ist ein offener Typ“, sagt Götz. Das habe es ihm leicht gemacht, auf seine neuen Mitspieler zuzugehen, „andererseits wurde er von der Mannschaft schnell akzeptiert“. Wenige Tage nach seiner Verletzung hatte Bastürk seinen Einstand gegeben. So etwas ist in der Profibranche nicht verbreitet, zumal er nicht nur das kickende Personal, sondern auch sämtliche Mitarbeiter der Vereinsgeschäftsstelle eingeladen hatte.

Auch ohne seine Flanken und Tore spielt Bastürk eine zentrale Rolle im Mannschaftsgefüge. Behilflich werden ihm dabei natürlich auch seine fußballerischen Qualitäten gewesen sein. „Jeder weiß und sieht doch im Training, was er leisten kann. Mit ihm haben wir in der Kreativzone einen zweiten Zehner“, sagt Götz. Mit seinem Spielwitz und seinem Spielverständnis kann er jeden seiner Mitspieler etwas besser aussehen lassen. „Bisher musste die Mannschaft mir noch etwas helfen“, sagt Bastürk, „aber ich will und werde schnell auch ihr helfen können.“ Das Spiel am Samstag gegen seinen ehemaligen Verein Bayer Leverkusen wäre dafür keine schlechte Gelegenheit. Bastürks Zukunft kann beginnen.

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