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Johannes van den Bergh grätscht and er Seitenlinie nach einem Ball.

© dpa

Herthas Neuzugang Johannes van den Bergh: Die offensive Vergangenheit

Herthas neuen Linksverteidiger Johannes van den Bergh hat erstmals in seiner Karriere seine Heimatregion verlassen, um in Berlin anzuheuern. Beim beim Trainingsauftakt in der Hauptstadt traf er auf ein paar alte Bekannte.

Johannes van den Bergh hat natürlich auch seinen Freund, Nachbarn und Kollegen Tobias Levels um Rat gefragt: Bleiben oder wechseln? Berlin oder Düsseldorf? Und obwohl Levels, der Fußballprofi von Fortuna Düsseldorf, in der Sache als befangen zu gelten hat, hat er sich zu einem objektiven Urteil durchgerungen. „Er war auch der Meinung, dass das der richtige Schritt für mich ist“, sagt van den Bergh über seinen Wechsel zum Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC. Dabei ist Levels gleich doppelt betroffen. Er verliert nicht nur einen geschätzten Kollegen, sondern auch seine Mitfahrgelegenheit von Mönchengladbach nach Düsseldorf. „Ich glaube, dass er das auch ohne mich hinkriegt“, sagt Johannes van den Bergh und lacht: „Den Weg kennt er ja jetzt.“

Anders als er selbst, der in Berlin erst noch viele neue Wege erkunden muss. Für van den Bergh ist das eine völlig neue Situation. Die ersten 26 seiner 26 Lebensjahre hat er vornehmlich in einem Umkreis von rund 30 Kilometern zugebracht: geboren in Viersen, fußballerisch weitgehend ausgebildet in der größeren Nachbarstadt Mönchengladbach und zuletzt im noch etwas größeren Düsseldorf aktiv. „Der große Globetrotter war ich noch nicht“, sagt van den Bergh mit Blick auf seine Vita. „Vielleicht ist es ganz gut für mich, mal aus dem bekannten Umfeld herauszukommen und allein in die große Stadt zu gehen, fernab von Freunden, Bekannten und Familie.“

Derzeit sucht er nach einer Wohnung in Berlin, am liebsten wäre ihm eine in Charlottenburg, weil Stadionnähe ein wichtiges Kriterium für ihn ist. „Ich muss nicht unbedingt das Flutlicht sehen“, sagt er, „aber ich will auch nicht jeden Tag anderthalb Stunden im Auto sitzen.“ So stadionnah wie im Moment wird van den Bergh künftig allerdings wohl nicht wohnen. Er hat auf dem Gelände des alten Bökelbergs ein Haus gebaut, „ich glaube, da, wo früher die Haupttribüne war“. Es ist fußballhistorischer Boden, auf dem van den Bergh früher selbst seinen Helden Effenberg, Dahlin und Pflipsen zugejubelt hat; wo er mit Borussias Nachwuchs vor den Spielen der Profis auf den Rasen durfte und als Balljunge an der Seitenlinie stand.

In Berlin, bei der Gewöhnung an die neue Umgebung, werden ihm ein paar bekannte Gesichter zur Seite stehen. Für die Wohnungssuche hat er „diverse Leute, die gucken und helfen“, und auch bei seinem neuen Arbeitgeber, der diesen Sonntag in die Saisonvorbereitung startete, trifft er auf alte Bekannte. Mit Marcel Ndjeng und Peer Kluge hat van den Bergh schon bei Borussia Mönchengladbach zusammen gespielt. Vor allem aber kennt er Trainer Jos Luhukay. Es war zwar Jupp Heynckes, der ihm im September 2006 zu seinem Bundesligadebüt verholfen und damit „signalisiert hat: Da ist einer, der es in Zukunft schaffen kann“. Die ersten festen Schritte als Profi machte der Linksfuß aus dem eigenen Nachwuchs dann aber erst unter Heynckes’ Nachfolger Luhukay.

Jos Luhukay bot Johannes van den Bergh vornehmlich im linken Mittelfeld auf

„Sein Training war immer sehr gut“, sagt van den Bergh. „Mit vielen Passübungen, vielen Spielformen.“ Insgesamt kam er neun Mal unter Luhukay zum Einsatz, und es wären wohl noch ein paar Spiele mehr geworden, wenn sich van den Bergh nicht im Winter 2007 am Knie schwer verletzt hätte und die komplette Rückrunde ausgefallen wäre. Davor war er von Luhukay vornehmlich im linken Mittelfeld aufgeboten worden, zumeist im Wechsel mit einem gewissen Marko Marin. „Offensichtlich hat er etwas in mir gesehen“, sagt van den Bergh.

Anders als zu Beginn seiner Karriere hat der Linksfuß zuletzt als Außenverteidiger in der Viererkette gespielt. Für diese Position ist van den Bergh auch beim Berliner Bundesligaaufsteiger vorgesehen – gerade wegen seiner offensiven Vergangenheit. Er ist schnell und kann aus dem Lauf schnittige Flanken schlagen. Diese Angriffslust hebt ihn deutlich von seinen internen Konkurrenten Fabian Holland und Lewan Kobiaschwili ab.

„Er wird uns mit seiner Dynamik und seinem permanenten Einsatz auf der linken Seite viel Freude machen“, sagt Luhukay über den Zugang aus Düsseldorf. Van den Bergh wiederum ist sich sicher, dass er mit dem Wechsel nach Berlin perspektivisch die richtige Entscheidung getroffen hat. Die Gespräche mit Luhukay und Manager Michael Preetz hätten ihn vollends überzeugt. Er sieht bei Hertha viel Potenzial; dass er zudem deutlich besser verdient als in Düsseldorf, ist ein offenes Geheimnis.

Trotzdem hat er am Anfang ein wenig gestutzt, als das Thema eines Wechsels nach Berlin aufkam – weil da mal was war zwischen Hertha und Fortuna. Vor einem Jahr standen sich beide Mannschaften in der Relegation gegenüber. Seit deren Ende mit Platzsturm in Düsseldorf und anschließender Dauergerichtsverhandlung sind sich die Vereine und ihre Anhänger nicht mehr richtig grün. „Ich habe auch überlegt, ob das ein Problem werden könnte“, sagt Johannes van den Bergh, sich dann aber über solche Bedenken hinweggesetzt. Tiefere Recherchen hat er nicht angestellt. Ob er sich zur Meinungsbildung mal in den Fan-Foren im Internet umgeschaut habe? „Um Gottes willen!“

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